Da das bis dato letzte OVERKILL-Studioalbum "The Wings of War 2019, ist nun so viel Zeit wie nie zuvor in der Geschichte der Band zwischen zwei Longplayern vergangen - doch die vier Jahre Pause bis zu "Scorched" scheinen den New Yorker Thrash-Urgesteinen gutgetan zu haben, denn (Spoiler) ihre 20. (!) Produktion geht locker als ihr bester Release seit knapp einem Vierteljahrhundert durch.

Warum? Nun, OVERKILL besinnen sich weitgehend auf ihre Tugenden und lassen halbseidene Experimente, zu denen sie sich vor allem in den frühen 2000ern häufiger hinreißen ließen, außen vor. Das eröffnende Titelstück ist auch gleich die längste Nummer ein für die Gruppe typischer Einstieg, der sich auf spannende Weise aufbaut, komplett mit fantastischem Solobreak, ehe das anfängliche Gitarrenmotiv wieder aufgegriffen wird, und denkwürdigen Vocals von Frontman Blitz, der echt nicht zu altern scheint (auch wenn er gefühlt nur eine Handvoll Melodien auf dem Kasten hat, die er endlos variiert).

´Goin Home´ gewinnt auf seine melodisch eingängige Art mit hymnischem Refrain, das nervös hämmernde ´The Surgeon´ mit schleppender Bridge im Frage-Antwort-Modus, und das pfeilschnelle ´Twist Of The Wick´ mit Kreisch-Refrain sowie Doubelbass-Parts mit kurzzeitig eingestreuten Blastbeats; ein sakraler Chor einschließlich gebetsmühlenartiger Glockenschläge kommt auch zur Geltung - ein Novum in der langen Geschichte der Band. Negativ zu Buche schlagen allenfalls die leicht bluesige Mitempo-Schote ´Wicked Place´ mit ihren spröden Vocals und zwei zu unauffällige Tracks - das harmonische Uptempo-Ding ´Wont Be Coming Back´ (sehr Judas Priest) und der fette, düsterer Groover ´Fever´

Zum Ende hin geht´s noch einmal richtig rund - höre doe beiden mit punkigen Shout-Chören verzierten, wieder flotten Ballermänner ´Harder They Fall´ und ´Know Her Name´, wobei letztere Nummer einen Tick stärker ist. Der in Teilen hypnotische Ohrwurm ´Bag O Bones´ ein würdiges Finale eines…

FAZIT:… recht geradlinigen OVERKILL-Albums, das trotz kleiner Schwächen zu ihren stärksten im neuen Jahrtausend gehört. Was die alte Garde des Thrash Metal angeht, macht kaum jemand (hallo Exodus, hallo Anthrax, von Metallica erst gar nicht zu reden…) den New Yorkern etwas vor. Und wenn eines an "Scorched" bemerkenswert ist, dann die jederzeit geschmackvolle Gitarrenarbeit von Dave Linsk und Derek Tailer, die jetzt seit über 20 Jahren ein extremes Traumtandem à la Murray/Smith oder Downing/Tipton bilden, ohne dass viele Notiz davon nehmen.