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Aisles: Beyond Drama (Review)

Artist:

Aisles

Aisles: Beyond Drama
Album:

Beyond Drama

Medium: CD/Download
Stil:

Progressive Rock

Label: Presagio Records/Just For Kicks
Spieldauer: 55:51
Erschienen: 28.04.2023
Website: [Link]

Willkommen in den Körperwelten Gunther von Hagens!
Das ist jedenfalls der erste Eindruck, den man gewinnt, wenn man das Album „Beyond Drama“ der chilenischen Prog-Rocker AISLES in der Hand hält. Und auch wenn man sich durch das 12-seitige Booklet blättert, ändert sich bei den Bildern kaum etwas daran.
Geht es hier etwa um plastinierte Leichen die, ganz ohne jegliches Drama, zum Leben erweckt werden?

Ganz so schlimm wird es auf „Beyond Drama“ zwar nicht, aber allein der Zeitraum, während dem das Album entstand, umfasst zum Großteil die Irrungen und Wirrungen sowie Beklemmungen einer Pandemie, welche die ganze Welt zum Stillstand zu verdammen schien.
Und welche Stimmung dabei vorherrschte, ist vielen von uns sicher nur zu gut in Erinnerungen geblieben.
Diese Erinnerungen werden garantiert beim Hören von „Beyond Drama“ wieder geweckt.

Von 2019 bis 2022 arbeiteten die progressiven Rock-Chilenen an ihrem Album mit dem schaurig 'enthäuteten' Kopf darauf.
Ihre Absicht war hierbei eindeutig: AISLES wollten die schmerzhaften Momente, welche sie in diesen Jahren durchlebten, von der Pandemie und den politischen Unruhen in Chile bis hin zu Todesfällen, Trennungen und einer langen internen Krise, die fast das Ende der Band bedeutete, widerspiegeln und verewigen. Da passt dann das Cover durchaus – und auch die Musik, die oft dunkle und bedrohliche Elemente in sich vereint, genauso wie fragile oder brachial harte und hymnische, fast hoffnungsvolle. Die Band selber meint dazu: „'Beyond Drama' ist das Abbild einer besonders schwierigen Zeit für uns, aber unsere Liebe zu diesen Songs hat uns am Leben erhalten. Diese Musik wirft ein Licht auf unsere Hartnäckigkeit sowie Unverwüstlichkeit und hat einen Schlussstrich unter ein quälendes Kapitel unserer Geschichte gezogen.“

AISLES sind schon verdammt alte Hasen des Prog, auch wenn aus Chile natürlich nicht besonders viel Progressives bis in unsre Breiten herüberschwappt, diese Band sollten alle Prog-Heads kennen. Vor genau 20 Jahren gegründet und 2005 mit „The Yearning“ das erste Studio-Album-Achtungszeichen gesetzt, das damals noch deutlich im CAMEL- und Neo-Prog-Bereich unterwegs war. Die Zeiten sind anno 2023 vorbei, ihr Progressive Rock ist härter und deutlich weniger entspannt, samt einem kritischen, finsteren Text-Konzept, deren Vorbild – sogar eindeutig im dritten Song besungen – FRANZ KAFKA ist: „I would like to say thanks to Kafka“.

So geht es musikalisch auf „Beyond Drama“ viel eher in Richtung solcher Bands wie MUSE oder MARS VOLTA oder PORCUPINE TREE zu „In Absentia“-Zeiten.

Eine besondere Stärke des Albums ist sein musikalischer Abwechslungsreichtum, der sich am komplexesten in dem Elfminüter „The Plague“ präsentiert. Um welche 'Plage' es darin geht, ist schon in Anbetracht der dreijährigen Entstehungszeit von 2019 - 2022 logisch. Aber es geht auch um all die falschen Propheten, denen man solche Zustände wohl zu verdanken hat.
Alle, welche die früheren AISLES-Werke kennen, werden jedenfalls über so viel Härte, aber auch über die vielen Gitarren-Soli oder krachigen Bass- und Keyboard-Passagen verblüfft sein. Angenehm verblüfft! „Beyond Drama“ schläfert einen eben nicht ein, sondern hält einen die knappe Stunde lang durchgängig wach, bis das grandiose, wiederum harte, traumtheatralische Instrumental uns am Ende des Albums über fast sieben Minuten hinweg mitteilt: „Game Over“!

Okay! Nach dieser Nachricht und diesem gelungenen Album ist klar: „Let's start anew!“

FAZIT: Sie wandeln nach vielen Tiefschlägen, persönlicher wie politischen und pandemischer Natur, auf neuen Pfaden, die sich deutlich von den neoprogressiven entfernen und mehr die metallischen, retroprogressiven einschlagen. AISLES aus Chile legen mit „Beyond Drama“ ein Album vor, das nur wegen all der selbst durchlebten Dramen (und Besetzungswechsel) der letzten vier Jahre so hart und zugleich finster, aber auch hymnisch und im besten Sinne abwechslungsreich progressiv ausfallen konnte. So huldigen sie nicht nur in einem Song Kafka, sondern alles auf „Beyond Drama“ erscheint 'kafkaesk', wobei der Longtrack „The Plague“ besonders heraussticht, bis das druckvolle Instrumental klarstellt: „Game Over“! Hoffentlich nur in Bezug auf dieses Album, denn es ist, gemeinsam mit dem Vorgänger „Hawaii“, das beste der gut 20-jährigen AISLES-Geschichte.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1973x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Fast
  • Magalomania
  • Thanks To Kafka
  • Disobedience
  • Time (A Coversation With My Therapist)
  • The Plague
  • Surrender
  • Needsun
  • Game Over

Besetzung:

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