Ursprünglich erschien "Lavender" 1991 während des Psych-Rock-Revivals im Rahmen der stilistisch schrankenlosen Alternative-Bewegung, die Altes neu für sich entdeckte und nutzte, um bisher unerhörte Sounds zu fabrizieren. Das Spezial-Label Sireena spendiert der schon 2001 nachgepressten CD diesmal zwei Bonutracks, die seinerzeit auf der "The Infant King"-Single enthalten waren, und hat sich auch für einen erstmaligen Vinyl-Release eingesetzt.

Hinter dem Bandnamen verbergen sich bekanntermaßen (jedenfalls in der entsprechenden Szene) Multi-Instrumentalist Tom "The Perc" Redecker und der singende Gitarrist Emilio "The Hidden Gentleman" Winschetti. Ihre prominenten Gäste - The Voodoo (Philip Boa), Rudi Freese (The Strangemen), Tex Morton (Lolitas), Uwe Bauer (Fehlfarben) unter anderem Alexander Veljanov (Deine Lakaien)- bei dieser Studioproduktion firmieren wiederum als Lavender Orchestra und machten die Scheibe zu einem medienwirksamen Ausnahmewerk, das damals auch durchs Feuilleton der Tagespresse getragen und in TV-Sendungen beworben wurde.

Nachdem das eröffnenden ´Blind Faith´ die größtenteils zurückgelehnte Stimmung der gesamten Platte vorweggenommen hat, setzt das stark improvisatorisch geprägte ´This Moon Of Both Sides´ (auch auf "Electric Kindergarten Vol. 8" gefeatured) auf seine unverbindliche Art Akzente. Das rasant treibende und von Lea Saby gesungene ´The Infant King´ geht über das recht entspannte, noch kompakter arrangierte ´Hole In My Head´ in die mehrteilige Schlüsselnummer ´Lavender Cantos´ über…

Im Zuge der finsteren Einleitung ´Vermilion Sands Or The Snowbird And The Shrine´ machen das in Trance versetzend perkussive ´Himinam Ana Airthai (Heaven On Earth)´, das triumphale ´Seven Flags On The Peak´ und die sinnträchtige Reprise ´The Return Of The Snowbird´ den Longtrack zu einer Ausnahmekomposition des Projekts. Zweistimmige Vocals und ein breites dynamisches Spektrum zeichnen hingegen ´Hall Of Fame´ aus, und das psychdelisch verspulte Vorzeigestück des Albums ist zweifelsohne ´The Composition Of Incense´, wohingegen der Rauswerfer ´Is There Anyone Cruisin' Round The Garden?´ eher als farbenfrohes Outro fungiert.

FAZIT: "Lavender" ist als Neo-Psych-Klassiker hervorragend gealtert und dürfte nun in der etwas erweiterten Sireena-Fassung als ultimative Edition vorliegen. Hört man die Scheibe, wünscht man sich, bei einem der damals etwa 100 Konzerte umfassenden Tournee anwesend gewesen zu sein.