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Jules Maxwell: Cycles / Nocturnes (Review)

Artist:

Jules Maxwell

Jules Maxwell: Cycles / Nocturnes
Album:

Cycles / Nocturnes

Medium: CD/Download/Do-LP
Stil:

Minimalismus, Klassik, Ambient

Label: Ghost Palace
Spieldauer: 78:26
Erschienen: 25.03.2022
Website: [Link]

Lasst uns einfach das Motiv aus dem Inneren des Doppel-LP-Covers und auch von dessen Rückseite wählen und schon wird es viel, viel leichter die Musik hinter „Cycles / Nocturnes“ des irischen Komponisten und Pianisten JULES MAXWELL zu verstehen und zu genießen.
In beiden Fällen sehen wir auf einem ganzseitigen Foto ganz leicht dahinfließende Wellen. Noch besser wäre es, um bei dem Titel des Doppel-Albums zu bleiben, sich vorzustellen, dass man einen Stein in dieses Wasser wirft und sich dabei aus dem Zentrum heraus kreisförmige Wellen bilden, die weit entfernt irgendwo im Nichts des gewohnten Wellengangs verschwinden.

Minimalistische Kreisbewegungen, die sich in minimalistischer Piano- und Keyboard- sowie Synthesizer-Musik entfalten, um in melancholischer Ruhe am Ende wieder in sich zusammenzufallen und dabei ein Gefühl beim Hörer zu entfalten, das einerseits erhebend und entspannend, aber andererseits auch mitunter bedrohlich wie die ungewöhnliche Ruhe vor dem Sturm klingt, der aus zarten Wellen riesige Wellenbrecher entstehen lässt.

JULES MAXWELL schafft himmlische Musik und zugleich welche, die tief in die Abgründe der Ozeans und der Hörer-Seele abtaucht und zu der, wie im Video zu „Deeper Sleeper“, sogar eine Schnecke den Soundtrack ihres langsamen Lebens genießen darf, ohne dabei getrieben, getreten oder überrollt zu werden.

Wer das Langeweile nennen sollte, dem ist irgendwann der wahre Reiz des Richtig-Hinhörens abhanden gekommen und des Genießens der ruhigen Momente, die einen, lässt man sich nur auf sie ein und von ihnen gefangennehmen, von jeglicher Hektik und dem Stress, welchen man sich oft selbstverschuldet aufbürdet, befreien. Selbst wer jetzt an die Pandemie denkt und dass es doch eigentlich gar nicht so schlecht gewesen ist, dass uns ein Virus, indem es uns – wozu wir selber nie in der Lage gewesen wären – zur Ruhe und dem Rückzug ins Private zwang, dann kommen wir den Klängen auf „Cycles“ sehr nahe.

So gesehen schließt sich hier der Kreis, den JULES MAXWELL mit seinen minimalistischen Tasten-Klangwelten zeichnet. Die Atmosphäre, welche ein BRIAN ENO oder NILS FRAHM in ihren minimalistischen Werken heraufbeschwören, werden durch den irischen Musiker umkreist und in andere Sphären, in denen sogar die Toten tanzen, gehoben, die sich wellend von einem fort-, dann aber wieder auf einen zubewegen. Mitunter kann ein glockenhell angeschlagener Ton eine Stimmung aufbauen, die sich dann deutlich breiter zu einem hymnischen Abgang erhebt, während das eindeutig präparierte Piano die seltsamsten Klänge erzeugt, wie auf „A Rose On The Road“, bei dem wohl sogar ein Xylophon auftaucht, während im Hintergrund ein sich immer mehr in den Vordergrund drängender Synthesizer (Oder ist das etwa eine 'echte' Bratsche?) seine Bahnen zieht.
Was für ein faszinierendes Stück!

Doch es ist nicht nur die aktuelle „Cycles“-LP, die diese Vinyl-Ausgabe ausmacht, sondern auch das gut ein Jahr zuvor erschienene „Nocturnes“-Album, welches diese Steve Jones (Etwa der von den Sex Pistols?) gewidmete Doppel-LP vervollkommnet.

„Cycles“ jedenfalls knüpft wortwörtlich fließend an „Nocturnes“ an, das allerdings nicht ein ganz so dunkle Ausstrahlung hat, aber all die instrumentalen und kompositorischen Zutaten, denen wir dann mit „Cycles“ wiederum begegnen, bereits mitbringt. Eine herrliche Kombination, die in sich geschlossen und tief bewegend auf all diejenigen wirkt, denen noch immer der Wunsch und die Hoffnung innewohnt, dass auf die Ruhe nicht der Sturm folgt, selbst wenn er sich ganz entfernt schon andeutet.

Selbst dass Maxwell mit DEAD CAN DANCE gemeinsam als ihr derzeitiger Keyboarder tourt passt hervorragend – denn beiden, der Band wie dem Solisten, wohnt diese düstere Atmosphäre inne, welche den besonderen Reiz ihrer Musik ausmacht. Das gilt auch für die beiden LP's „Cycles“ und „Nocturnes“, die JULES MAXWELL in diesem liebevollen, sogar von Hand auf dem kreisrunden Vinyl-Innen-Label durchnummeriert und beschrifteten Doppel-Album miteinander vereinte.

FAZIT: Er ist der aktuelle Keyboarder von DEAD CAN DANCE und auch auf seiner streng limitierten aktuellen Doppel-LP „Cycles / Nocturnes“, wobei die zweite LP sein bereits vor einem Jahr veröffentlichtes Album „Nocturnes“ enthält, lässt er stimmungsmäßig ebenfalls auf melancholische Weise 'die Toten tanzen'. JULES MAXWELL, der irische Komponist und Keyboarder, bietet in einer Reihe mit NILS FRAHM und BRIAN ENO von Keyboards geprägten Minimalismus, der bis tief in das Unterbewusstsein des Hörers einzudringen vermag und so neben einem Gefühl von Ruhe auch immer wieder ein Gefühl von lauernder Bedrohlichkeit hinterlässt, die aber niemals die musikalische Oberhand gewinnt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2346x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (17:58):
  • Deeper Sleeper
  • Sally Breathe
  • If You Must Go
  • Seite B (20:08):
  • Buttonwillow
  • The Warmth Of Him
  • A Rose On The Road
  • Horace Pippin Said
  • Seite C (19:27):
  • In Loco Parentis
  • Virgin Territory 1
  • Virgin Territory 2
  • April 1964
  • Seite D (20:53):
  • Art Of Attachement
  • Tumbledown
  • Virgin Territory 3
  • Honeydew

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