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Cat Stevens: Teaser And The Firecat – 50th Anniversary Edition (Review)

Artist:

Cat Stevens

Cat Stevens: Teaser And The Firecat – 50th Anniversary Edition
Album:

Teaser And The Firecat – 50th Anniversary Edition

Medium: CD/LP/Do-CD/LP&CD-Box/Deluxe/Limitiert
Stil:

Kult-Folk-Pop-Singer/Songwriter

Label: Island/Universal Music
Spieldauer: 32:29
Erschienen: 12.11.2021
Website: [Link]

„Ich glaube, wir suchten damals nach etwas, das über den Alltag hinausreichte. Die Lieder von CAT STEVENS waren da genau das Richtige, denn sie berührten eine ganz andere Seite unserer Seele.“ (Dolly Parton)

Wie wohl kann man beim Hörer „eine ganz andere Seite der Seele“ berühren?
Man muss als Musiker wohl auch selber eine ganz andere Seelenseite besitzen!
Und diese kann einen vielleicht fast zerstören, wenn man mit dieser Seelen-Seite plötzlich in einem vorrangig profitorientierten Musikbusiness aufgerieben und zerstört wird, weil man als Musiker und Mensch so außergewöhnlich ist, dass wenn man die eine Seite voll und ganz auslebt, die andere aber der Zerstörung preisgibt, weil anstelle von Gott eben viel zu oft der schnöde Mammon geiler Musikindustrie-Profite tritt.
Oder man lebte in der DDR, wo an die Stelle den 'schnöden Mammons' eine unerbittliche Zensur trat, um das 'ideale sozialistische Menschenbild' zu wahren, das keine eigene Meinung zuließ, wenn die kritisch ausfiel und man einen CAT STEVENS auf der Lizenz-LP von AMIGA im Begleittext als „Gesangsmarionette“ bezeichnete...
Genauso wie im ersten 'Schnöden Mammon'-Fall jedenfalls erging es CAT STEVENS, der sich in allerhöchster Not gerade noch rechtzeitig in einen andern Namen – YUSUF ISLAM –, eine andere Religion und ein anderes Leben rettete. Und der Anfang von diesem Ende wurde im Grunde mit dem speziellen und erstmals in Amerika sensationellen Erfolg dieses Albums, das nunmehr seinen 50. Geburtstag feiert, eingeleitet: „Teaser And The Firecat“.

Also gehen wir, bevor wir zu „Teaser And The Firecat“ kommen, deren Vorlage übrigens ein Kinderbuch ist, das Stevens selber geschrieben hatte, noch einmal kurz zurück in der Geschichte von CAT STEVENS, die dann ein völlig neues Kapitel unter dem Namen YUSUF aufschlagen sollte. Genau diese Stevens-Geschichte endet an einem Strand von Malibu bei Los Angeles, an einem heißen Tag, an dem ein einsamer Mann beschließt, noch ein wenig ins offene Meer hinauszuschwimmen, ohne dabei die gefährliche Unterströmung zu beachten, die ihn immer weiter aufs Meer hinaus treibt, ohne Hoffnung auf eine Rückkehr an Land. Bald wohl wird er, dem immer mehr die Kräfte schwinden, als ertrunkener Superstar sein letztes Kapitel schreiben, so scheint es. Also klammert er sich an den allerletzten Strohhalm – seinen Glauben und daran, dass ihm nun nur noch eine göttliche Fügung, ein Wunder, retten kann – und er ruft: „Wenn ich gerettet werde, dann will ich immer treu für dich arbeiten!“ Kurz darauf wird der allmählich Ertrinkende von einer großen Welle erfasst, die ihn ans Ufer zurückspült – ihn: CAT STEVENS, der nach diesem Zeichen sein Versprechen einlöst, dem ihn zerstörerischem Musikgeschäft den Rücken zuwendet, zum Islam konvertiert und YUSUF ISLAM wird, der dann für die Musikwelt Jahre später als YUSUF wieder zurückkehrt.

Tatsächlich war CAT STEVENS wie sein Teaser und die Feuerkatze dem „Moonshadow“ gefolgt und hatte seine tiefgläubige Insel für sich gefunden: „I ask the faithful light / Did it take long to find me...“

Das gesamte Album, welches Stevens absoluten Weltruhm einbrachte und ihn gleichermaßen fast zerstörte, hatte sogar regelrecht hellseherische Kräfte, wenn man nur der wunderschönen, die LP einleitende Ballade „The Wind“ hört, in der er darüber singt, dass er sich durch die Musik an den Ort führen lässt, wo ihn sein Herz hinführt, auch wenn er dabei durch den „Fluss des Teufels“ schwimmen muss, aber niemals wieder wird er den gleichen Fehler begehen, den er bereits beging und: „Where I'll end up well I think, / Only God really knows.“
Dieses „The Wind“ ist tatsächlich genau die Art von Musik, die einen mit ihren ersten ruhigen Tönen der akustischen Gitarre sofort einfängt und umhüllt wie ein zarter Schleier, den man einfach nicht mehr ablegen will. Aber ja, „The Wind“ war genauso märchenhaft wie das Buch dazu, in dem der Mond vom Himmel fiel und nur zwei Wesen diesen wieder ans Himmelszelt zurückbringen konnten: ein kleiner weißhaariger Junge mit blauem Zylinder sowie grüner Sternen-Hose und eine feuerrot-braune Katze – Teaser And The Firecat! Beide zieren darum auch wie selbstverständlich das von Stevens selbstgestaltete LP-Gatefold-Cover, auf dessen Innenseite man alle Texte und ein ganzseitiges Portrait-Foto des Musikers findet, das unter anderem auch in der DDR für die AMIGA-Ausgabe mit den größten Stevens-Hits verwendet wurde.

Auch huldigt Stevens, der eigentlich Steven Georgiou heißt, seinem Vater, einem Griechen, indem er zum ersten Mal eine Strophe in Griechisch singt. Überhaupt erhält „Rubylove“ neben dieser einen griechischen, die zwischen zwei englischen Strophen steht, einen ungewöhnlich griechisch-folkoristischen, gar humorvoll anmutenden Einschlag und verwies auf eine völlig neue Stevens-Seite, die auch auf weiteren Titeln, wie „Bitterblue“ und „Tuesday's Dead“ (Wie er auf solch einen ungewöhnlichen Titel kam, ist noch immer Yusufs Geheimnis...), durchklingt.

Und dann wäre da auch noch einer der erfolgreichsten Songs der gesamten CAT STEVENS/YUSUF ISLAM-Ära: „Morning Has Broken“, hinter dem sich allerdings zugleich einiger Ärger mit dem ehemaligen YES-Keyboarder RICK WAKEMAN verbirgt. Denn der hatte – was viele bis heute nicht wissen – die Piano-Teile, welche als eine Art Brücke für die einzelnen Strophen dienten und dem Song eine ganz besondere Note verliehen, selber geschrieben und auf dem Album eingespielt. Ursprünglich waren diese Passagen eigentlich für Wakemans Solo-Album „The Six Wives Of Henry VIII“, das zwei Jahre später im Jahr 1973 erscheinen sollte, vorgesehen und landeten nun auf dem Song, der plötzlich zum absoluten Welthit wurde, für den Wakeman gerade mal mit 9 Pfund und zehn Schilling abspeiste und er damit wohl auch alle Rechte an dem Song verloren hatte. Aus vertraglichen Gründen wurde sogar sein Name noch nicht einmal in den Credits des Albums erwähnt, was Wakeman so sehr ärgerte, dass er sich weigerte, diesen Song gemeinsam mit Stevens bei „Top Of The Pops“ zu spielen.
Eigentlich wäre es wahrhaft angebracht gewesen, endlich einen Hinweis dazu in den Credits dieser „Teaser And The Firecat – 50th Anniversary Edition“ zu hinterlassen. Doch auch diese Chance wurde erneut vertan.
Auf „Morning Has Broken“ war CAT STEVENS – von dem der Titel nicht selber ist, sondern der diesem durch seine gefühlvolle Interpretation und eben auch die Klavier-Teile von RICK WAKEMAN zu Weltruhm verhalf – zufällig aufmerksam geworden. Das Stück ist eine gälische Hymne des frühen 19. Jahrhunderts und hieß ursprünglich „Bunessan“, benannt nach einem schottischen Ort der Insel Mull.

Das große Finale des Albums ist „Peace Train“, den Stevens nunmehr auch als YUSUF sogar musikalisch um die ganze Welt fahren lässt und dies als Video verewigte, um so vielleicht ein wenig daran mitzuarbeiten, dass diese Welt etwas besser, die Menschen etwas toleranter und die Unterschiede in Hautfarbe, Religion, Sexualität usw. völlig unerheblich sind.
Wer fährt da nicht nur all zu gerne mit?
Mir fallen da sofort so einige ein, wenn ich nur darüber nachdenke, mit welcher Brutalität derzeit Anti-Impf- und Anti-Corona-Demos wider jeglicher Vernunft auf der Straße ausgetragen werden.

Genau dieser Titel wurde beispielsweise auch von der DDR missbraucht, als man dort 1978 ein Lizenz-Album von CAT STEVENS mit seinen größten Hits herausbrachte und versuchte, ihn auf dem darauf enthaltenen Begleittext als großen Widerständler gegen die kapitalistischen Verhältnisse darzustellen und dabei komplett unter den Tisch fallen ließ, dass gerade in diesem und in einer Vielzahl der anderen Texte seine tiefe, demütige Gläubigkeit zum Ausdruck kam. Ja, mit der Kirche hatte es die DDR eben nicht so – nur mit ihren diktatorischen Ideen, die sie uns als humanistischen Friedensgedanken verkaufen wollten. Darum als eine interessante Erinnerung hier ein paar Zeilen von H.P. Hofmann, die zu CAT STEVENS auf dem AMIGA-Sampler zu finden sind: „Einige Songwriter wie CAT STEVENS kristallisierten sich heraus, in deren Schaffen ein tiefes Unbehagen mit der kapitalistischen Wirklichkeit unüberhörbar ist und bei denen die Reflektionen über Themen des eigenen Lebens und der unmittelbaren Umgebung nicht selten dazu führen, den krisenverkleisternden nostalgischen Schleier zu zerreißen und Fragen nach der Realisierbarkeit der Träume, Sehnsüchte und Forderungen von Millionen zu stellen. Das wohl überzeugendste Beispiel ist sein Titel 'Peace Train', in dem er symbolisch schildert, wie der Zug des Friedens immer mehr Menschen vereint.“
Da waren unseren Kalten Kriegern doch tatsächliche solche Zeilen wie: „Why must we go on hating / Why can't we live in bliss / Cause out in the edge of darkness...“, entgangen!
Dafür aber kam man zu der DDR-Erkenntnis: „Stevens Begabung wurde von der kapitalistischen Musikindustrie in eine ihr genehme Richtung gelenkt, die nicht seinem künstlerischen Anliegen entsprach. […] Kurzum, er war zur Gesangsmarionette geworden.“
Aber klar doch, darum war es wohl in der DDR das höchste künstlerische Anliegen, einer strengen Zensur und Gängelung als Musiker unterworfen zu sein. Und dafür war einem selbst in gewisser Weise das Missbrauchen eines Musiker wie CAT STEVENS ein probates Mittel, um die unendliche Überlegenheit des Sozialismus über den Kapitalismus zum Ausdruck zu bringen.

FAZIT: „Teaser And The Firecat – 50th Anniversary Edition“ von CAT STEVENS, der heutzutage YUSUF heißt und als solcher auch seine Musik unters Fan-Volk bringt, das sowieso weiß, wer sich hinter diesem Namen verbirgt (Und für diejenigen, die es nicht wissen, gibt’s auf den Alben auch immer entweder einen dezenten oder mitunter auch überdeutlichen Hinweis!), brach mit diesem Album alle Rekorde, auch wenn es seinen eigenen (persönlichen) Einbruch einleitete. Diese remasterte und in vielen unterschiedlichen Formaten erscheinende Neuauflage zum 50. Geburtstag klingt vom Sound her (besonders auf der Vinyl-Variante!) absolut fantastisch und ist definitiv von der Musik her ein echtes „Insel-Album“, was nicht's damit zu tun hat, dass es damals beim Island-Label erschien. Egal, ob man es im Schatten des Mondes oder während des frisch anbrechenden Morgens auf dem Friedenszug oder wo auch immer hört, „Teaser And The Firecat“ lässt einen niemals wieder los. Versprochen!

PS:
Und hier noch die wichtigsten Infos zu den Extra-Ausgaben:

Das 50th Anniversary Remaster des Albums wurde von David Hefti für CD und LP gemixt.
Die Super Deluxe Edition enthält zusätzlich eine remasterte 7“-Single von „Moonshadow“, mit einer zuvor unveröffentlichten von Spike Milligan gesprochenen Version des Tracks aus dem Animationsvideo „Teaser and the Firecat“ von 1977 auf der B-Seite. Außerdem beinhaltet die 50th Anniversary Super Deluxe Edition eine exklusive Vinyl-LP mit fünf Live-Auftritten in Montreux im Jahr 1971 und sechs BBC-Aufnahmen sowie eine Blu-ray mit einer restaurierten Version des animierten Videos zu „Moonshadow“ von 1977, eine Live-Performance von „The Wind“ aus dem Jahr 2020 und 21 Live-TV-Auftritte.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4472x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Seite A (15:35):
  • The Wind (1:42)
  • Rubylove (2:37)
  • If I Laugh (3:20)
  • Changes IV (3:32)
  • How Can I Tell You (4:24)
  • Seite B (17:04):
  • Tuesday's Dead (3:36)
  • Morning Has Broken (3:20)
  • Bitterblue (3:12)
  • Moonshadow (2:52)
  • Peace Train (4:04)

Besetzung:

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