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Streetcleaner: Ausgabe 29 (Review)

Artist:

Streetcleaner

Streetcleaner: Ausgabe 29
Album:

Ausgabe 29

Medium: Fanzine
Stil:

Heavy Metal

Label: Eigenveröffentlichung
Spieldauer: 92 Seiten
Erschienen: 14.06.2020
Website: [Link]

Wer anno 2020 die 29. Ausgabe seines Heavy-Metal-Fanzines mit einem Umfang von 92 Seiten für 2 € vorlegt, dem kann man wohl kaum vorwerfen, nicht mit Herzblut bei der Sache zu sein, sondern so viel Beharrlichkeit nötigt mir zunächst mal Respekt ab. Dass Herausgeber Wolfgang „Wolle“ Schmeer in der jüngeren Vergangenheit dennoch nicht mit dem Kopf bei der Sache war, deutet er selbst im erstaunlich kurzen Vorwort des neuen STREETCLEANER-Fanzines überdeutlich an: Von Schicksalsschlägen gebeutelt, entschuldigt er sich gleich zu Beginn bei seiner Leserschaft, wohl wissend, dass die vorliegende Ausgabe Kritik-würdig geraten ist, nicht um zu sagen: ein mitunter ratlos machendes Stückwerk.

Auf mich wirken die meisten Artikel wie hastig abgetippte Text-Rohlinge, denen es noch an Fleisch auf dem Gerippe mangelt.
So hat Wolle bei den Interviews weitgehend auf Einleitungen verzichtet, sondern bringt ein ums andere Mal selbsterklärende Phrasen, die über die jeweilige Band und vor allem seinen persönlichen Zugang zur selben wenig bis gar nichts aussagen. Das ist insofern schade, da sich jeder Leser an zwei Fingern selbst abzählen kann, dass in einem Fanzine natürlich nur jene Bands befragt werden, die dem Schreibenden irgendwie sympathisch oder zumindest im weitesten Sinne spannend erscheinen.

Eine Einleitung wie die folgende für das Interview mit SULPHUR AEON wirkt jedoch sicher nicht nur auf mich blutleer: "Leider konnte ich die Tour der Jungs nicht verfolgen, obwohl man in meiner Nähe spielte, aber die Arbeit hatte leider Vorrang. Nachdem ich mir dann die CDs der Jungs an einem Abend reingezogen habe, stand fest zumindest ein Interview wollte ich mit den Jungs haben. Also..."
Kein Wort zur Musik an sich, kein Wort darüber, was das Hören der Alben offensichtlich zu einem erfreulichen Erlebnis machte, dafür ein Einstieg in das Interview mit der "Frage": "Klar, gehört irgendwie dazu. Erzählt bitte kurz euren Werdegang als Band?!" Darauf reagiert T. von SULPHUR AEON verständlicherweise genervt, und im Grunde ist das weitere Gespräch vorgezeichnet: kurz angebunden, ohne Tiefgang, sondern vom Gefühl begleitet, dass beide Seiten eine eher nicht ganz so angenehme Pflichtaufgabe erledigen - sorry, Wolle, das hat doch nichts mit der Begeisterung zu tun, die ein Fanzine versprühen sollte (und die natürlich ganz unterschiedliche Formen annehmen kann)?

Nun ist es keineswegs so, als ob diese Begeisterung in der 29. Ausgabe gar nicht auftaucht, sondern die POSSESSED-Coverstory kann in dieser Hinsicht punkten, wenn Jeff Becerra aus dem Nähkästchen über jene Tage plaudert, als er mit Chuck Schuldiner zusammen im Wohnzimmer saß und die beiden Jungspunde sich gegenseitig mit ihrer Leidenschaft für extremen Metal befeuerten.
Auch einige der anderen Interviews lesen sich unterhaltsam, wenngleich die Fragestellung in vielen Fällen so offen und allgemein bleibt, dass sie einer x-beliebigen Band gestellt werden könnte, und eher Allgemeinplätze abgehandelt werden. Das Potential eines Fanzines wird dabei kaum zur Entfaltung gebracht. Das gilt leider auch für das "Fanzine-Special", in welchem u.a. Katja und Rayk vom KRACHMANIFEST, Herr Ipp vom FEED THE BEAST und Johannes vom BESTIAL DESECRATION- und vom NACHZEHRER-Fanzine zu Wort kommen. Letztgenanntem schießt die Leidenschaft aus allen Poren und ergießt sich in Prahlhans-Statements eines jungen Eiferers, der noch grün hinter den Ohren ist und nicht wirklich weiß, wovon er redet, denn ganz so schwarz-weiß, wie es Johannes wahrnimmt, ist die Metal-Medien-Welt dann doch nicht aufgestellt.
Nicht jedes professionelle Magazin bietet nur "oberflächliche Scheiße" und nicht jedes "beschissene Webzine" greift zu "Standard-Katalog-Fragen", doch das sei nur am Rande festgestellt. Auch dem so genannten "Fanzine-Special" fehlt es leider wie so vielem in diesem STREETCLEANER schlichtweg an Struktur, und einmal mehr an einer Einleitung und irgendeinem Rahmen. Die teils sehr lesenswerten Antworten der schreibenden Zunft bleiben halt irgendwie unkommentiert im Raum stehen - da wäre doch einiges mehr drin gewesen:
Wie geht es mit Fanzines in den verschiedenen Formaten weiter?
Was sind ihre Vor- und Nachteile?
Warum gibt es überhaupt immer noch bzw. wieder so viele gedruckte Fanzines?
Der Leser bleibt mit dem Gefühl zurück, sich das alles irgendwie selbst zusammenbasteln zu dürfen.

Auf den Review-Teil hätte Wolle lieber verzichtet, denn manche Reviews sagen leider fast nichts über das jeweilige Album aus, und so hart das auch klingen mag: Einzig und allein die Rezensionen seiner Gastschreiber heben das Niveau. Falls sich Wolle dazu entschließt - und das meine ich so: entschließt und bitte nicht „durchringt“ -, eine 30. Ausgabe zu verwirklichen, dann gibt er dem Ganzen hoffentlich Zeit, deutlich mehr Struktur und deutlich mehr Persönlichkeit, damit das Endergebnis nicht so halbgar und gequält wirkt. Alles andere wäre jammerschade und nahezu überflüssig.

Thor Joakimsson (Info) (Review 3300x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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