Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Spirit: Live At Rockpalast 1978 (Review)

Artist:

Spirit

Spirit: Live At Rockpalast 1978
Album:

Live At Rockpalast 1978

Medium: 2CD+DVD
Stil:

Rock

Label: MIG Music
Spieldauer: CD‘s – 100:47 / DVD – 114:00
Erschienen: 31.05.2019
Website: [Link]

Aber hallo!!!
Welche Band, bitte, beginnt ihr Konzert mit einem bombastischen Schlagzeug-Intro?
Natürlich eine der unterschätztesten Bands dieses Universums, die eigentlich in einem Atemzug mit den allergrößten Rock-Acts, wie JIMI HENDRIX oder LED ZEPPELIN genannt werden müssten.
Ihr Name: SPIRIT! Gegründet Mitte der 60er-Jahre.
Ihr Auftritt am 4. Mai 1978 im Rockpalast.
Leider fehlt dabei ihr legendäres Instrumentalstück „Taurus“, von dem LED ZEPPELIN, die in den 60ern sogar Support von SPIRIT waren, später ganz offensichtlich das Gitarren-Intro für ihr „Stairway To Heaven“ klauten!
Nie waren HENDRIX und LED ZEPPELIN einer Band wie SPIRIT so nahe!

Und der Mann, dem JIMI HENDRIX seinen Namen verpasste, spielte nicht nur gemeinsam mit HENDRIX, sondern legt hier offensichtlich ein Zeugnis an der Gitarre ab, das ihn zum offiziellen Hendrix-Nachfolger hätte machen müssen, sogar macht, aber irgendwie nicht wirklich von der allgemeinen Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Selbst Hendrix‘ Gehabe ist Randy California, der eigentlich Randolph Craig Wolfe heißt, in Fleisch und Blut übergegangen. So spielt er wie HENDRIX seine Gitarre mehrfach auch mit der Zunge und den Zähnen und man wartet regelrecht drauf, dass er sie dann auch bei „All Along The Watchtower“ in Flammen aufgehen lässt.

Das stellenweise besoffene Publikum nervt leider manchmal mit absolut hohlen Zwischenrufen. Da soll mal einer „von den guten alten Zeiten“ reden, die waren damals in der Beziehung genauso bekackt wie die heutigen. Allerdings wie sich Randy California dann nach und nach durch den intensiven, nahen Kontakt zum Publikum deren Anerkennung erarbeitet, ist faszinierend mit anzuschauen.

Mit „1984“, ein bei den Amis unerwünschter und von den Radiostationen boykottierter Titel, eröffnen uns SPIRIT dann den orwellschen Überwachungsstaat-Kosmos, den sie in ihrer Ansage, die natürlich wieder durch unnötige Zwischenrufe gestört wird, auch als ein politisches Statement verstehen. Man möchte gar nicht glauben, dass danach ein paar Idioten aus dem Publikum „Aufhören!“ rufen, die dann sofort vom restlichen Publikum „niedergeklatscht“ und durch „Hey Joe“ von SPIRIT in Grund und Boden gespielt werden.

Dafür gibt‘s dann nach „Love Charged“ sogar direkt aus dem Publikum eine brennende Zigarette – ja, das ist aus heutiger Sicht (rein rechtlich betrachtet) wiederum unvorstellbar.

So nimmt Randy California während des 17minutigen Longtracks „It‘s All The Same“ unmittelbaren Kontakt zum Publikum auf, stellt sich direkt vor die Fans an das hüfthohe Gitter und während seines ausgiebigen Gitarren-Solos mit ihnen spricht er sogar mit den Fans und heizt sie zusätzlich an. Danach legt dann Randys Stiefvater bis zur Ekstase am Schlagzeug mit einem langen Drum-Solo los, wobei natürlich die beiden riesigen Beckentrommeln, die rechts und links von ihm platziert sind, schwer beeindrucken, genauso wie er durchgängig, voll auf seine Trommelwirbel konzentriert, die Augen dabei geschlossen hält.

Am Ende werden SPIRIT vom begeisterten Publikum euphorisch abgefeiert und bei der letzten Zugabe lässt Randy California sogar noch sein völlig durchgeschwitztes Hemd fallen, das er dann bei der gemeinsamen, sehr überraschend folgenden Jam-Session mit DICKEY BETTS & GREAT SOUTHERN, mit das Beste was der Rockpalast wohl je in seiner Geschichte erlebt hat, auch weiterhin nicht trägt.

Somit gibt es mit „If I Miss This Train / Rockpalast Jam (feat. Dickey Betts)“ am Ende der DVD auch eine Überschneidung mit der Rockpalastveröffentlichung von DICKEY BETTS, das Gründungsmitglied der ALLMAN BROTHERS BAND, der logischerweise ebenfalls am gleichen Abend im Rahmen der 2. Rocknacht des Rockpalasts spielte. Allerdings kam diese fast 17 Minuten lange, faszinierende Jam-Session bei Betts nicht mit auf die beigefügten drei Audio-CD‘s. Bei SPIRIT ist sie endlich auch als audiophile Höchstleistung mit auf der zweiten CD, womit zugleich alle Aufnahmen des Konzerts auf DVD und CD verewigt sind.

Obwohl auch diesmal die Linernotes im achtseitigen Booklet wieder vom bereits verstorbenen Rockpalast-Vater PETER RÜCHEL in englischer Sprache verfasst worden sind, verzichtete man erneut auf die deutsche Übersetzung. Ein Fauxpas, der eigentlich nicht wirklich zu dieser legendären deutschen Rockpalast-Reihe passt. In diesem Falle sollte man der Tradition der zweisprachigen Linernotes unbedingt treu bleiben, auch da man im Booklet am Ende der Ausführungen über den tragischen Tod von Randy California am 2. Januar 1997 erfährt, der bei dem (gelungenen) Versuch, seinen zwölfjährigen Sohn auf Hawaii vor dem Ertrinken zu retten, wohl selbst ertrank. Seine Leiche jedenfalls blieb für immer verschwunden.

FAZIT: Mit SPIRIT gibt es ein weiteres Rockpalast-Highlight zu entdecken, denn die Band mit dem „zweiten JIMI HENDRIX“, die zugleich Vorbild für LED ZEPPELIN war, legt auf „Live At Rockpalast 1978” einen unvergesslichen Auftritt hin, der seinen Höhepunkt in der gemeinsamen Jam mit DICKEY BETTS von den ALLMAN BROTHERS findet. Unverzichtbar für alle Rock(palast)-Fans!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4196x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • DVD (114:00):
  • = Grugahalle Essen 04./05.03.1978 =
  • Rockpalast Jam
  • Mr. Skin
  • Nature‘s Way
  • Like A Rolling Stone
  • Hollywood Dream
  • 1984
  • Looking Down From A Mountain
  • Hey Joe
  • Animal Zoo
  • Love Charged
  • It‘s All The Same (incl. Drum Solo)
  • I Got A Line On You
  • All Along The Watchtower
  • Wild Thing
  • Downer
  • If I Miss This Train / Rockpalast Jam (feat. Dickey Betts)
  • CD 1 (50:55):
  • = Grugahalle Essen 04./05.03.1978 – Teil 1 =
  • Rockpalast Jam
  • Mr. Skin
  • Nature‘s Way
  • Like A Rolling Stone
  • Hollywood Dream
  • 1984
  • Looking Down From A Mountain
  • Hey Joe
  • Animal Zoo
  • Love Charged
  • CD 2 (49:52):
  • = Grugahalle Essen 04./05.03.1978 – Teil 2 =
  • It‘s All The Same (incl. Drum Solo)
  • I Got A Line On You
  • All Along The Watchtower
  • Wild Thing
  • Downer
  • If I Miss This Train / Rockpalast Jam (feat. Dickey Betts)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was kommt aus dem Wasserhahn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!