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Coroner: Mental Vortex (Re-Release) (Review)

Artist:

Coroner

Coroner: Mental Vortex (Re-Release)
Album:

Mental Vortex (Re-Release)

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Progressive Thrash

Label: BMG / Noise
Spieldauer: 47:31
Erschienen: 29.06.2018
Website: [Link]

Wo Celtic Frosts Tom Gabriel Fischer den Minderwertigkeitskomplex des gemeinen Schweizer Musikers aufgrund schwerwiegender privater Umstände in bestimmt für zwei Leben ausreichenden psychischen Zündstoff und einen Hang übersteigerte, sich in ungebührendem Maß seelisch selbst zu zerfleischen, wählten seine Zöglinge CORONER den vielleicht gesünderen Weg und schufteten sich zu handwerklich nahezu unantastbaren Musikern hoch, die allerdings seit je eine ähnlich avantgardistische Strebsamkeit wie Mr. Warrior an den Tag legten. Das hörte man ihnen eigentlich immer an, doch spätestens mit ihrem vierten Album wurde klar, dass das Trio mehr war als sogenannter Techno Thrash.

Mit "No More Colour", dem Vorgänger von "Mental Vortex", hatten CORONER im Grunde genommen alles zu jenem Thema gesagt. Am 12. August 1991 stellten sie dann vom ersten Ton von 'Divine Step (Conspectu Mortis)' an klar, dass man in Zukunft mit allem von ihnen rechnen durfte, bloß nicht mit Metal nach dem Regelbuch. Der Opener des Albums verdutzte durch einen neuen mechanischen Ansatz in puncto Rhythmik, der sich in stoischem Riffing zu vordergründig schlichten Drum-Figuren äußerte. Auch die weiteren binnen dreier Monate in Berlin aufgenommen Stücke strahlen etwas Roboterhaftes aus, bedingt auch durch den kühlen Mix des Amerikaners Tom Morris. The Beatles' "Abbey Road"-Klassiker 'I Want You (She’s So Heavy)' setzt CORONERs Tradition kurioser Neuinterpretationen fremder Kompositionen fort und unterstreicht den ungebrochenen Mut der Mitglieder zu Tabubrüchen.

Gitarren-Genius Tommy Vetterli findet das Komplexe im Schlichten; die neue Einfachheit bei CORONER rührte angeblich daher, dass man beim Komponieren auf Live-Tauglichkeit geeicht war. Das abgehackte, schlussendlich dahinschreitende 'Metamorphosis' etwa deutet auf den Nachfolger "Grin" hin, aber man hat auch das Gefühl, Metallicas schwarzes Album habe Pate für die sparsame Effektivität der Tracks gestanden. Unabhängig davon bestätigt die Band ihren Ruf als (Vor-)Denker auch auf der inhaltlichen Ebene mit Texten über Glaubensfragen ('Pale Sister', musikalisch ein übersehner Süchtigmacher) oder die Psyche von Terrortätern ('Semtex Revolution'), intensiviert durch Samples aus mindestens zwei Filmen, "Re-Animator" und "Mondsüchtig". Das verfremdete Standbild aus Alfred Hitchcocks "Psycho" auf dem Cover, das ebenso ikonisch ist wie jenes von "No More Colour", spiegelt diese cineastische Note ebenfalls wider.

FAZIT: Letztendlich geht "Mental Vortex" als vermutlich eingängigstes Album des fortan nicht mehr nur flotten Dreiers durch. Was die Zukunft der Wiedervereinten (minus Drummer Mark Edelmann) wohl bringt? Ihr Fokus bei Konzerten auf neueren Stücken lässt erahnen, dass sie dort anknüpfen werden, wo sie hier und mit "Grin" aufhörten … BMG bzw. Noise tun gut daran, das Ding ohne Firlefanz wie die Originalauflage wiederzuveröffentlichen, und dass es Vinyl gibt, ist natürlich ebenfalls erfreulich.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 4370x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Divine Step (Conspectu Mortis)
  • Son Of Lilith
  • Semtex Revolution
  • Sirens
  • Metamorphosis
  • Pale Sister
  • About Life
  • I Want You (She’s So Heavy)

Besetzung:

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