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Brian Eno: Another Green World (1975) – Deluxe Ltd. Edition Gatefold, Vinyl in 45rpm Half-Speed Remaster (Review)

Artist:

Brian Eno

Brian Eno: Another Green World (1975) – Deluxe Ltd. Edition Gatefold, Vinyl in 45rpm Half-Speed Remaster
Album:

Another Green World (1975) – Deluxe Ltd. Edition Gatefold, Vinyl in 45rpm Half-Speed Remaster

Medium: Do-LP/Deluxe/Limitiert
Stil:

Progressive-, Psyche-, Avantgarde-, Art-Rock, Elektronisches, Minimalistisches, Experimentelles und Konzeptionelles

Label: UMC/Virgin
Spieldauer: 40:31
Erschienen: 04.08.2017
Website: [Link]

Wer bereits die erste (ENOs Debüt „Here Come The Warm Jets“) oder/und die zweite Review („Taking Tiger Mountains (By Strategy) – ebenfalls aus dem Jahr 1974)“ zu den vier Deluxe-Alben von BRIAN ENO gelesen hat, der kann sich den Einleitungs- und Allgemein-Teil sparen, da er sich wiederholt und sollte gleich auf den Bereich „Spezielles“ dieser Review springen.

Einleitung:

Hier werden echte Vinyl-Träume wahr!
Zumindest für alle Freunde von BRIAN ENO, dem Klang-Chamäleon der progressiven Mittsiebziger-Szene, der, nachdem er ROXY MUSIC als Keyboarder verlassen hatte, Mitte der 70er-Jahre vier Solo-Alben veröffentlichte, welche in dieser außergewöhnlichen Form die Musikwelt noch nicht gehört hatte und bei denen er sich vom „Who Is Who“ des Prog- und Avantgarde-Rocks begleiten ließ. Musikern, die sonst maßgeblich bei Bands wie KING CRIMSON, GENESIS, VELVET UNDERGROUND, FREE, BRAND X, ROXY MUSIC, SOFT MACHINE, MATCHING MOLE, CAN, CLUSTER, QUIET SUN, PINK FAIRIES, WINKIES, RANDI & THE PYRAMIDS, THE SIMPLISTICS, HAWKWIND und FAIRPORT CONVENTION mitwirkten, gaben sich die Musikklinke auf den vier ENO-Alben förmlich in die Hand.

Gerade erst hatten wir es in unseren NEWS angekündigt und nun liegen die vier Alben: „Here Come The Warm Jets“ (1974), „Taking Tiger Mountain (By Strategy)“ (1974), „Another Green World“ (1975) und „Before And After Science“ (1977) bereits vor uns, um besprochen und (ganz ehrlich) bewundert zu werden, denn was man sich bei diesen Veröffentlichungen hat einfallen lassen, ist schlicht bewundernswert und wird im Grunde dem musikalischen Wahnsinn-und-Genie-ENO erstmals voll und ganz gerecht, womit wir schon bei dem...

Allgemeinen zu den Deluxe-Neu-Veröffentlichungen dieser vier ENO-Alben wären:

Alle Alben sind streng limitiert und als Deluxe Gatefold (Die Original-Alben wiesen keine Klapp-LP-Cover auf!) auf zwei schwergewichtigen 180g-Vinyl-LPs veröffentlicht, die nicht etwa in der normalen 33-rpm-Geschwindigkeit, sondern um den Klang noch mehr zu verbessern und verfeinern in 45 rpm abgespielt werden müssen. Erstmals wurden die Alben, welche bei Virgin als „Meilensteine der Musikgeschichte“ gelten, aus diesem Grunde in den Abbey Road Studios von Miles Showell auf Half Speed neu gemastert, sodass mit diesem Halbgeschwindigkeits-Aufnahme-Verfahren in Verbindung mit der 45-rpm-Abspielgeschwindigkeit endgültig die bestmögliche Klangqualität erreicht werden konnte. Der Effekt jedenfalls ist grandios und wird die Besitzer, die von den Alben bereits die älteren, eigentlich auch wirklich gut klingenden, Versionen ihr Eigen nennen, sprachlos vor ihren Boxen sitzen lassen, denn ENO in diesem „neuen“ Klang zu genießen, ist der pure „Ohrgasmus“!
Selbstverständlich gibt es von dieser Aufnahme auch den Download-Code für die digitale Ausgabe des Albums mit dazu, wie es sich für eine Deluxe-Ausgabe gehört!
So kann man den Ausführungen zu den Alben völlig folgen, wenn es darin heißt: „Abgesehen von George Martin und dem BEATLES-Album ‚Sgt. Pepper‘ ist ENO wohl der herausragendste Vertreter der Musikgeschichte, der das ‚Studio als Instrument‘ nutzt. Mit seinen unkonventionellen Aufnahmetechniken und den daraus entstandenen Werken steht er auf einer Ebene mit Produzenten wie BRIAN WILSON, LEE SCRATCH PERRY und PHIL SPECTOR. Das Ergebnis war ein frischer, visionärer und packender Sound.“
Der nun mit dem Abbey-Road-Mastering seine endgültig heilige Weihe erhält – könnte man noch fortsetzen.

Zusätzlich erhält man mit den beiden in gefütterten Innenhüllen verpackten LPs einen extra linksseitig eingelegten – (zum Glück) nicht als Aufkleber geklebten – die Rückseite schützenden Pappschutz mit Album-Information, eine Urkunde im A4-Format mit goldenem Siegel, die bestätigt, dass dieses limitierte Doppel-Album wirklich in dem benannten Verfahren gemastert und strikt limitiert wurde. So etwas kennt man eigentlich nur von Münzen. Doch seien wir mal ehrlich, eigentlich sind für jeden Musikfreund doch gerade solche Veröffentlichungen die wahren Goldstücke!

Womit wir schon beim Speziellen wären, dem dritten BRIAN ENO-Solo-Album „Another Green World“ aus dem Jahr 1975!

Im Gegensatz zu den beiden vorherigen ENO-Solo-Alben waren auf der dritten LP noch deutlichere Unterschiede zu erkennen, denn hier kam ganz offensichtlich ENOs Hang zur Ambient-Musik durch, die im Grunde seine zukünftig musikalische Laufbahn ankündigte, was man natürlich zu der Zeit in diesem Umfang nicht ahnen konnte, obwohl ENO mit „Discreet Music“ (1975) und der Zusammenarbeit mit ROBERT FRIPP auf „No Pussyfooting“ (1973), dem dann 1975 noch „Evening Star“ folgen sollte, bereits sehr deutlich diese Richtung einschlug.

„Another Green World“ enthält zum ersten Mal mehr, genauer neun, instrumentale Stücke und nur fünf mit Gesang. Sechs Titel spielt ENO sogar ohne die Mithilfe anderer Musiker völlig solistisch ein.
Dafür ist ROBERT FRIPP wieder zurück und begleitet ENO nach seiner „Taking Tiger Mountain (By Strategy)“-Pause erneut, genauso wie PHIL COLLINS, der gleich noch einen BRAND X-Musiker mitbrachte und JOHN CALE von VELVET UNDERGROUND. Es ist eine echte Freude, dieses wahre Sammelsurium an Musik-Legenden auf einem Album genießen zu können, auch wenn es in den britischen und amerikanischen Charts mal wieder keine Beachtung fand.
Dafür aber überschlagen sich nun auch die ganz großen Musik-Magazine, wie der Rolling Stone, der bei „Another Green World“ von einem „riesigen Triumph, ein wichtiges Album – und ein geniales noch dazu“ sprach, während das Q Magazine noch einen draufsetzte und die LP als „ihrer Zeit so weit voraus“ bezeichnete, „dass es einem die Sprache verschlägt“ und Uncut, Mojo, AllMusic, Pitchfork sowie weitere Magazine dafür gleich die jeweils höchste Punktzahl ihrer Wertungsskala verteilten. Wahrscheinlich wurde dadurch sogar das BBC auf ENOs Album aufmerksam und verwendete den Titeltrack als Erkennungsmelodie für ihre Kultursendung „Arena“.

Wer „Another Green World“ genauer hört, das Ungewöhnliche daran vernimmt, wird die Presse-Reaktionen schnell recht ähnlich empfinden.
Ich jedenfalls erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich zu DDR-Zeiten mit ein paar Freunden und leidenschaftlichen Musikliebhabern in der Wohnung des LP-Besitzers, der sich das Album für ein Heidengeld auf dem Schwarzmarkt besorgt hatte, saß und wir nicht etwa die LP, sondern ihre Aufnahme von einem TESLA-Spulen-Tonband hörten, weil die Angst um eine Beschädigung bzw. das mit einem Knistern verbundene Abnutzen der sauteuren LP riesengroß war. Alle waren wir bereits nach dem ersten Hördurchgang, dem noch unzählige weitere folgten, ziemlich geplättet und sprachlos über diese ungewöhnlichen Sounds, welche sich zwischen Rock-Experimenten, balladesken Songs, die beinah Hit-Charakter besaßen, und minimalistischen, gar meditativen, Synthie-Klängen bewegten, welche uns im Falle von „Another Green World“ sofort gefangen nahmen. Für uns war es das geniale, progressive, experimentelle Öko-Album, weil unser Englisch nicht ausreichte, den Text-Inhalten wirklich zu folgen. Auch verstanden oder wussten wir noch nicht, dass ENO bei seinem konzeptionellen Text-Schema wieder auf das Kartenspiel und die „Oblique Strategies“ zurückgriff, nach dem er bereits „Taking Tiger Mountains (By Strategy)“ konzipiert hatte (und auf das ich in der Review unter unserer Seite zu dem entsprechenden Album schon ausgiebig einging).
Bei uns hätte ENO damals schon russisch singen müssen, da dies unsere erste Fremdsprache in der Schule war. Zugleich war „Another Green World“ - meine persönliche Erstbegegnung mir dem Solo-ENO - eben auch ein Ausflug in die uns verbotene Musik-Welt, welche in ihrer Ungewöhnlichkeit innerhalb der Mauerlandschaften so jedenfalls nicht existierte. Ein Musik-Fenster in die freie Welt. Zumindest damals, als wir daran noch glaubten.

Doch nicht nur wir im Osten entdeckten dieses Album für uns, sondern, wenn man den vielen Geschichten und begeisterten Bewertungen, die sich um „Another Green World“ ranken, Glauben schenken darf, dann war genau diese LP auch für DAVID BOWIE, welcher fasziniert von Enos Musik war, der Auslöser dafür, dass er mit ihm Kontakt aufnahm und darum bat, doch auch mit ihm ein Album aufzunehmen. Wie diese Geschichte endete, ist sicher jedem Bowie-Freund bekannt – und sie heißt „Low“ (1977), „Heroes“ (1977) und „Lodger“ (1978) - kurz Bowies (und Enos) legendäre Berlin-Trilogie.

Abschließendes FAZIT: Ein (von vielen noch verkannter) weiterer Meilenstein der Musikgeschichte des Jahres 1975 erfährt auf höchstem Klangniveau und bester Gestaltung als limitiertes 180g-Doppel-Deluxe-Vinyl im 45rpm Half-Speed-Remaster seine sound-technische Vollendung. Eine Aufnahme, die der dritten, erstmals aus mehr instrumentalen als Gesang-Titeln bestehenden Solo-LP von BRIAN ENO „Another Green World“ nicht nur rundum gerecht wird, sondern ihr zugleich jede Menge neue Reize verleiht!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5104x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Seite A (10:55):
  • Sky Saw (3:30)
  • Over Fire Island (1:51)
  • St. Elmo‘s Fire (3:02)
  • In Dark Trees (2:32)
  • Seite B (8:33):
  • The Big Ship (3:02)
  • I‘ll Come Running (To Tie Your Shoes) (3:50)
  • Another Green World (1:41)
  • Seite C (11:32):
  • Sombre Reptiles (2:21)
  • Little Fishes (1:34)
  • Golden Hours (4:00)
  • Becalmed (3:37)
  • Seite D (9:31):
  • Zawinul / Lava (3:00)
  • Everything Merges With The Night (3:54)
  • Spirits Drifting (2:37)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
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