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Bo Ne Zeno: Black Milk (Review)

Artist:

Bo Ne Zeno

Bo Ne Zeno: Black Milk
Album:

Black Milk

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Avant-Garde-Blues-Outlaw

Label: Waterfall Records/Impression Recordings
Spieldauer: 47:36
Erschienen: 07.07.2017
Website: [Link]

Ein Album mit den vier „r“ - rau, rotzig, rockig, richtig gut!
Von dieser schwarzen Milch trinkt man nur zu gerne, denn es sausen einem danach die Ohren und die Synapsen – das sind die kleinen Teile im Gehirn, an denen sich die wichtigsten Infos andocken – hauen einem psychedelisch die verrücktesten Klänge durcheinander: Metallisches, Psychedelisches, Hardrockiges, gotisch Verdunkeltes, Bluesiges, JOY DIVISION-Punk-Waveiges mit der eindeutigen Botschaft „U Fuck Me“ und einem zusätzlichen CLASH-Zitat: „Should I Stay Or Should I Go“!

Das alles bekommen wir bei der deutschen Kreativ-Band BO NE ZENO (Mal mit, mal ohne Freistelle zwischen BO und NE geschrieben – eine furztrockene, knochenknackende Frage eben, welches wohl die richtige Schreibweise ist!) geboten, die außerdem auch die große deutsche Literatur zu schätzen wissen, wenigstens wenn die ein „Sonett über einen durchschnittlichen Beischlaf“ schreibt. Bei Brecht kann man schließlich absolut nichts falsch machen: „Bis ich dich endlich übern Stuhle habe...“

Nachdem doppeldeutig und rotzig die Frage, wer da wen fickt, geklärt ist, lässt dann „Äshn Skin“ so richtig den dunkelschwarzen, blackmilkigen (Ja, daher kommt der LP-Titel!) TOM WAITS-Whiskey-Gedächtnis-Song raus, während „Dirt Rd“ völlig den Blues-Wurzeln im JOHN LEE HOOKER-Stil huldigt, aus denen eine E-Gitarre plötzlich extrem Psychedelisches beisteuert. Und dass Blues auch mal so allen Frust regelrecht rauskotzen kann, wird dann noch mit „Get Me Down“ bewiesen.

Allerdings ist es jetzt nach so viel Sex und so viel Blues höchste Zeit für die Aufklärung. Denn eigentlich ist BO NE ZENO keine „Kreativ-Band“, sondern ein One-Man-Projekt des Blues-Punk-Veteranen X, der sich nach jahrelangem touren durch die Weltgeschichte endlich die Zeit für seine erste LP bzw. CD genommen hat und sich dabei einfach für die Studio-Aufnahmen von zwei Schlagzeugern und (Ganz wichtig!!!) dem Bassisten, Keyboarder und Saxofonisten ROBBIE MOORE unterstützen ließ.
Das Ergebnis jedenfalls ist grandios und erinnert einen oftmals an die experimentellen TOM WAITS-Scheiben, wie „Swordfishtrombones“ (1983) oder „Bone Machine“ (1992).
So ist es eine wahre Freude, BO NE ZENO bei seinem/ihren ständigen musikalischen Sprüngen durch die Musik-Stile längst vergangener Jahre, mal mit Piano-Geklimper, dann wieder fetten E-Gitarren, wummernden Bässen, druckvollem Drumming, aber auch „Becken-Gestreichel“ oder gar Chor-Gesängen, zu folgen, während uns die bedrohliche Stimme von X, die sich zwischen dem GRINDERMAN-CAVE, betrunkenem TOM WAITS und Neubauten-Einstürzer BLIXA BARGELD bewegt, mal fast erzählerisch, dann wieder melodiös singend begleitet: „Broken hearts are all around!“, heißt es in „Ride On“ und genau danach klingt auch diese BO NE ZENO-One-Man-Show!

Ein wahrer Hammer auf „Black Milk“ folgt dann noch mit „Caroline“, denn sofort kennt man den Rhythmus und die Melodie des Songs irgendwoher und überlegt und überlegt, woher denn bloß. Jedenfalls von keinem Hardrock-Song, der „Caroline“ heißt – außer natürlich, die würde einen GOLDEN EARRING tragen ;-) Überhaupt fühlt man sich gerade zum Ende des Albums hin immer mal wieder mindestens „Eight Miles High“ oder als wäre man mit dem LED ZEPPELIN unterwegs, der sogar auf seinem letzten Flug in extremen, fast freejazzigen Klang-Eruptionen explodiert. Saxofon-Eskapaden inklusive!

FAZIT: Er klingt wie ein echter Rebell – dieser BO NE ZENO, der mit seiner Musik auch Knochen brechen könnte. Verstärkt durch mehrere Musiker hat er nach Jahren des Tourens diese rebellische Oxymoron-Platte „Black Milk“ (Kombination zweier völlig gegensätzlicher, widersprüchlicher Begriffe!) aufgenommen, die auch musikalisch ein wahres Oxymoron und ähnlich geheimnisvoll wie das anfangs so trist erscheinende Cover, hinter dem sich deutlich mehr verbirgt, als es der erste Eindruck vermittelt, geworden ist. Blues trifft auf Punk, Piano auf E-Gitarre, rauer Gesang auf warme Melodien und die Texte eröffnen uns statt säuselnder Liebesbotschaften einen düsteren Blick hinter die bröckelnde Wohlstandsfassade.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3861x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (23:45):
  • 2 The Bone (2:59)
  • U Fuck Me (5:07)
  • Äshn Skin (3:34)
  • Ride On (4:02)
  • Get Me Down (3:14)
  • Drink (4:49)
  • Seite B (23:51):
  • Black Bones (3:46)
  • Dirt Rd (4:52)
  • NICKedGOD (4:36)
  • Caroline (4:19)
  • Bleed (6:18)

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Eirik
gepostet am: 20.07.2017

User-Wertung:
13 Punkte

Wow! Geiler Blues! So muss er sein (und war er anfangs auch)! Nicht Gary Moore oder ähnl. Geschmalze, wo man beim Hören anfängt den Blues zu hassen (wenn man das dann in der musikalischen Sozialisation für selbigen hält, wie bei mir der Fall). Zum Glück habe ich noch die Kurve gekriegt!
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