Natürlich kann man sich gerne über Bandnamen streiten, aber MY BABY ist eine mehr als ungünstige Wahl für eine Band, die sich aus holländischen und neuseeländischen Musikern zusammensetzt, die nicht etwa Kuschel-Mucke fürs Kinderzimmer machen, sondern Blues-Rock mit hohem Tanzfaktor. Oder noch etwas genauer: geilen, extrem modernen Blues mit weiblichem Gesang, der wie nicht von dieser Welt klingt und dazu auch noch deutlich an die junge Rock-Entdeckung schlechthin, nämlich PRISTINE, erinnert! Auch werden alle Retro-Freunde immer wieder Anspielungen besonders an CANNED HEAT oder JANIS JOPLIN mit ihren BIG BROTHER AND THE HOLDING COMPANY plus so einige psychedelische Klänge entdecken. Kein Wunder also, dass dieses sich an indianischen Traditionen orientierende Blues-Trio mit SEASICK STEVE auf Tour sind. Eine idealere Kombination als diese kann es kaum geben.

Bereits mit ihrem 2013er Debüt „Loves Voodoo“ zeigten MY BABY, dass sie sich neben der Musik auch indianischen Traditionen verbunden fühlen, was sie unverkennbar nun auch auf „Shamanaid“ fortsetzen. Die Band selber charakterisiert ihr Album dann auch folgendermaßen:
„‘Shamanaid‘ ist aus unserer Sicht ein Zaubertrank, den man während eines schamanischen Ritiuals verwendet. Auch die Musik spielt bei solchen Ritualen eine ungeheuer wichtige Rolle, weil man mit deren Beats und Melodien sich in eine Trance zu versetzen versucht. Genau das gleiche versuchen wir auch mit unserer Musik zu erreichen!“
Oftmals gelingt MY BABY diese Absicht tatsächlich!

Im Falle von „Shamanaid“ werden neben dem Blues jede Menge Funk und Folk, aber auch Gospel mit eingeflochten und zu einem psychedelischen Gebräu vereint, das wahrhaft zaubervolle Wirkung hinterlässt. Besonders die gute Mischung macht‘s auf „Shamanaid“, denn oftmals folgen straighten Blues-Nummern entspannende Balladen oder elektrifzierten, treibenden Rhythmen ruhige akustische Melodien, rotzig-schrägem Blues kristallklare Songperlen mit singenden Slide-Gitarren. Und eine Rassel sowie jede Menge Percussion, die fast jeden Song begleiten, sorgen für die entsprechende indianische Atmosphäre. Über allem aber thront die Stimme von Sängerin CATO VAN DYCK, der singenden, einen oftmals hypnotisierenden Medizinfrau, um beim indianischen Duktus des kompletten Albums zu bleiben. So wird dann das hitverdächtige „Uprising“ sogar zu einer Kombination aus indianischem Blues und Dancefloor-Nummer, während „Marching“ einem funkigen Gospel gleich mit herrlichem Satzgesang und Erinnerungen an die TEMPTATIONS zu „Papa Was A Rolling Stone“-Zeiten aufwartet.

„Shamanaid“ jedenfalls hält viele Überraschungen und nur die eine oder andere etwas zu zurückhaltende Nummer bereit, sodass wir gerne diesem musikalischen Voodoo-Zauber verfallen.

FATIT: Zum Glück halten Bandnamen manchmal nicht das, was sie versprechen. MY BABY jedenfalls haben indianischen Folk und Blues im Blut und leben diesen eindrucksvoll auf „Shamanaid“ aus!