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Meat Loaf: Braver Than We Are - Bonus Edition (Review)

Artist:

Meat Loaf

Meat Loaf: Braver Than We Are - Bonus Edition
Album:

Braver Than We Are - Bonus Edition

Medium: CD
Stil:

Melodischer Bombast-Rock mit brüchiger Stimme

Label: 429 Records / Caroline / Universal
Spieldauer: 74:37
Erschienen: 09.09.2016
Website: [Link]

Manchmal sollte man als gestandener Musiker wissen, wann Schluss ist – oder man haut ein Album mit zwei „Wow-Effekten“ heraus, das am Ende nicht nur einen bitteren Beigeschmack hat, sondern gehörig nach recycelter Musik-Verwesung stinkt.

Der erste Wow-Effekt ist noch halbwegs positiv und bezieht sich in erster Linie auf das Betrachten, aber noch nicht Hören des Albums:
„Wow, ‚Braver Than We Are‘ soll wohl die eindeutige Rückbesinnung an die alten MEAT LOAF-‚Bat Out Of Hell‘-Zeiten sein, inklusive der Mitwirkung von JIM STEINMAN. So gesehen ein ‚Back Into Hell‘ mit allem musikalischen Drum und textlich-gestalterischem Dran!“

Der zweite, um Längen größere Wow-Effekt aber ist einer im rundum negativen Sinne:
„Wow, was ist bloß mit der Stimme von unserem Fettkloß los? Die klingt plötzlich so dünn und hat kaum noch etwas mit den heroischen ‚Bat Out Of Hell‘-Zeiten – trotz aller Musik-Zutaten – zu tun! Und was soll eigentlich das steinmansche Ich-klaue-bei-mir-selber-Gehabe, in dem Altbekanntes als zweiter lauer Aufguss verkauft wird, während alles Neue eher peinlich als innovativ wirkt?“

Mal wieder beweist JIM STEINMAN mit seinen Kompositionen, die er selber auch als „Wagnerian Rock“ bezeichnet, auch für das aktuelle MEAT LOAF-Album seine große Vorliebe für RICHARD WAGNER und schneidert seinen theatralischen, melodiösen Bombast-Rock direkt auf MEAT LOAF zu. Außerdem verpasst er ihm noch ein paar längst anderswo deutlich besser klingende Stücke, die bereits großen Erfolg hatten, egal ob das nun „Total Eclipse Of The Heart“ (Bei MEAT LOAF heißt‘s „Skull Of The Country“) von BONNIE TYLER oder „More“ von den SISTERS OF MERCY ist. Doch Marvin Lee Aday alias MEAT LOAF ist stimmlich dieses kunstvoll gewebte, mit schludrigen Nähten versehene Kostüm plötzlich viel zu groß und verkommt bei seinem Gesang zum reinen Korsett, das die vokalen Engpässe, vielleicht bedingt durch seinen schlechten körperlichen Zustand oder das Alter, unerbittlich offenlegt. Stellenweise möchte man gar nicht glauben, was man da zu hören bekommt. Noch schlimmer, man schämt sich regelrecht beim Hören für einen Sänger, der wohl nicht begriffen hat, dass er sich mit diesem Album – seinem angeblich letzten – keinen testamentarischen Meilenstein, sondern einen gruseligen Grabstein aus der Gruft der singenden Vampire setzt.

So kommt man sich bei dem schräg klingenden, das Album eröffnenden „Who Needs The Young“, das sich tatsächlich nach einer Minute wie der Soundtrack für‘s Münchner Oktoberfest anhört, arg veralbert vor und überlegt noch, ob Aday plötzlich einen ungewohnten Sinn für schrägen Humor bei sich entdeckt hat. Doch schon bei „Going All The Way“, dem nächsten Song, spürt und weiß man: „Der meint das tatsächlich ernst!“

Im Grunde sind alles, was auf Braver Than We Are“ passiert, keine guten Vorzeichen, die hoffentlich nicht zu einem ähnlichen Zusammenbruch führen wie nach dem riesigen Erfolg von „Bat Out Of Hell“, an dem der Sänger fast gänzlich zerbrach, wie er in einem Interview für den Spiegel (9.9.2016) verriet: „Ich war total fertig. Der Megaerfolg hatte mich überrollt. Dem Tourstress und Erfolgsdruck war ich nicht gewachsen, begann zu trinken und war irgendwann Stammgast beim Psychiater. Aus geplanten zwei Monaten Therapie wurde ein Jahr.“

Die wenigen Höhepunkte von „Braver Than We Are“ sind dann ausschließlich jene Momente, in denen nicht MEAT LOAF, sondern seine reichlich aufgefahrenen Sängerinnen am Mikro stehen oder ein paar instrumentale Meisterleistungen, von denen ganz besonders das spitzenmäßige Saxofon-Solo auf „Souvenirs“ hervorgehoben werden muss, welches sogar leichte Ähnlichkeiten zu GERRY RAFFERTYs „Baker Street“ aufweist. Auch die recht kritischen und im Booklet extra als „explicit and political incorrect“ ausgewiesenen Texte bewegen sich im Bereich von akzeptabel bis gut, aus denen „Godz“ hervorsticht: „Why don‘t the Godz take a look at the earth again / And give all the children a world they desire? / Send soldiers and tanks to lift up all the holy ones / And attack all the others with cannons? Cannons and fire?“

Auf den drei Boni der limitierten Ausgabe von „Braver Than We Are“ befinden sich dann neben einem Duett mit STEPHEN STILLS an Gitarre und im Background, der trotz seines hohen Alters immer noch besser als MEAT LOAF seine zweite Stimme zu singen scheint, auch die zehnminütige, komplett überflüssige, weil deutlich schlechtere, Neuinterpretation von „I Would Do Anything For Love“, die Aday sogar mit seiner damaligen Duett-Partnerin IMELDA MAY einsingt. Warum er das tut, bleibt wohl sein ewiges Geheimnis. Vielleicht wollte er uns einfach nur noch mal vergleichsweise veranschaulichen, dass er es stimmlich absolut nicht mehr drauf hat und Frau May zwar deutlich gealtert, aber trotzdem noch mit voluminöser Stimme versehen ist, die im direkten Vergleich zu ihm wie das ewige Himmelreich klingt, während MEAT LOAFs Stimmbänder höchstens noch ein Fegefeuer entfachen können.

FAZIT: Okay, dann erarbeite ich mir mit diesem Fazit jetzt mein großes „Fuck You“ von Mr. Aday, der in einem Interview bei web.de feststellte: „Den Stil von ‚Bat Out Of Hell‘ musste ich mir damals hart antrainieren. Wenn Leute […] dann heute feststellen, dass ich nicht mehr so klinge wie damals und behaupten, ich könnte nicht mehr singen, habe ich für sie nur eine Antwort: ‚Fuck you!‘“ Also, lieber MEAT LOAF, wenn man immer wieder mit seinen neuen Alben auf den alten „Bat Out Of Hell“-Zeiten herumreitet, dann sollte man sich gefälligst auch an denen stimmlich und in jeder anderen Beziehung messen lassen. In dem Falle gilt für „Braver Than We Ae“ 5 (Punkte), setzen und aufhören!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 6391x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 5 von 15 Punkten [?]
5 Punkte
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Tracklist:
  • Who Needs The Young
  • Going All The Way (A Song In 6 Movements) – feat. ELLEN FOLEY & KARLA DeVITO
  • Speaking In Tongues – feat. STACY MICHELLE
  • Loving You Is A Dirty Job (But Somebody‘s Gotta Do It) – feat. STACY MICHELLE
  • Souvenirs
  • Only When I Feel
  • More
  • Godz
  • Skull Of Your Country – feat. CIAN COEY
  • Train Of Love
  • Bonus Tracks der Special-Edition:
  • For What It‘s Worth – feat. STEPHEN STILLS
  • Prize Flight Lover
  • I Would Do Anything For Love (But I Won‘t Do That) – feat. IMELDA MAY

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Castor
gepostet am: 25.09.2016

User-Wertung:
4 Punkte

Harte Rezension, aber leider, leider absolut zutreffend.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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