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ASP: Verfallen - Folge 2: Fassaden (Review)

Artist:

ASP

ASP: Verfallen - Folge 2: Fassaden
Album:

Verfallen - Folge 2: Fassaden

Medium: CD/Buch
Stil:

Gothic Novel Rock

Label: Trisol / Soulfood
Spieldauer: 78:43
Erschienen: 01.04.2016
Website: [Link]

„Verfallen“ - ein besserer Titel kann gar nicht gefunden werden, wenn man ein Kunstwerk erschaffen will, in dessen Mittelpunkt das Leipziger Hotel „Astoria“ steht, welches mit der erfundenen Geschichte des Massenmörders Paul kombiniert wird, der seiner ganz speziellen, mörderischen Leidenschaft innerlich ebenso „verfallen“ ist, wie es die Fassaden des seit 1997 geschlossenen Hotels „Astoria“ von außen sind, hinter denen er sein hundertfaches Morden genießt!
ASP vertonen nach Motiven der Erzählung „Das Fleisch der Vielen“ von KAI MEYER ihre lyrische Gothic-Rock-Novelle mit allen Zutaten, die ein großartiges Gothic-Konzeptalbum benötigt, ganz ähnlich wie es zuvor SUBWAY TO SALLY mit ihren Mördergeschichten unter dem Titel „Mitgift“ (2014) taten.

Die Handlung von „Verfallen“ beginnt im Jahr 1919 - also unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg und erstreckt sich auf der ersten Folge (erschienen im Jahr 2015) gerade mal über ein Jahr, während dem Paul, der Hotel-Hausmeister, zum ersten Mal im Astoria mordet. Auch diese CD zeichnete sich, genauso wie der nun erschienene zweite und zugleich letzte Teil, dadurch aus, dass er neben der düsteren, aber auch knallharten oder fast zärtlich-ruhigen Musik sowie der spannenden Story dahinter außergewöhnlich aufwändig und beeindruckend gestaltet wurde. Nicht ein, sondern gleich zwei dicke Booklets im dreifaltigen Digi-Pack samt aller Texte gehören genauso dazu wie die hervorragende optische Grusel-Gestaltung von JOACHIM LUETKE. Auch auf den ausdrücklichen Hinweis der Band, dieses Album nicht über die Netz-Plattformen zu teilen, weil „all diese Firmen ernähren sich von ‚fremdem‘ Inhalten und machen Milliardenumsätze“, wird nicht verzichtet. Und selbstverständlich gibt‘s bei diesem aktuellen Teil ebenso die Möglichkeit, sich entweder für die Standard-Ausgabe (CD im Digi-Pack + 2 Booklets) oder die Limited-Final-Edition (2CDs im 80seitigen Hardcover-Buch mit vielen Extras) zu entscheiden.

Die Handlung von „Verfallen - Folge 2: Fassaden“ beginnt 15 Jahre nach dem ersten Teil und 107 Morde des Astoria-Hausmeisters Paul später. Besonders während diesem zweiten Teil kommen immer mehr fantastische Elemente zum Tragen als im ersten Teil, der recht real erschien und die Geschichte eines Mörders anno 1919 im Leipziger Hotel „Astoria“ musikalisch und textlich illustrierte. Die zweite Folge stellt einen historischen und mörderischen Quantensprung dar, bei welchem in einem Atemzug - oder eben knapp 80 Musik-Minuten - die Zeit der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus, der DDR und der Vereinigung angerissen wird. In all diesen Zeiten mordet Paul im Astoria-Keller wieder und wieder, wobei ihm besonders der Nationalsozialismus entgegen kommt, da während des Hitler-Regimes sowieso immer wieder viele Menschen spurlos verschwanden und keiner mehr ernsthaft nachfragte. Ähnlich wie die Handlung an Tempo aufnimmt, macht es auch die Musik, welche im Vergleich zum Vorgänger deutlich härtere Elemente und mehr E-Gitarren enthält, ohne aber jemals den Pfad des Gothic zu verlassen oder auf herrlich ruhige, balladeske Moment zu verzichten. Sogar der Versuch eines TILO-WOLFF-LACRIMOSA-Schrei-Gesangs in dem mit gut 8 Minuten längstem Stück „Hinter den Flammen“ wird vom ASP-Kopf Alexander Frank Spreng unternommen:

„Die Panik presst die Luft aus meinen Lungen,
zu stark empfinde ich Gefahr.
Es hat so viele vor mir schon verschlungen!
Es schaut herüber und nimmt mich wahr.“

So gesehen musikalisch und textlich ganz großes Kino zwischen SUBWAY TO SALLY bis LACRIMOSA und EDGAR ALLEN POE bis H.P. LOVECRAFT.

Mit welch spielerischer Leichtigkeit die grauenvolle Geschichte erzählt wird und mit wieviel Akribie ASP darauf achten, dass diese auch eine passende Vertonung erhält, in der neben allen Genre-typischen Gothic-Zutaten auch Brachiales oder Doomiges und sogar klassisch Anmutendes und Walzer- sowie Tango-Rhythmen auftauchen, lässt besonders den zweiten Teil von „Verfallen“ zu einem beeindruckenden Gesamtkunstwerk aus Musik plus Story plus Lyrics plus Gestaltung plus Historisches plus Fantasy rund um das real existierende „Astoria“-Hotel in Leipzig und dem erfundenen, in dessen Kellers sein Unwesen treibenden Massenmörder Paul werden. ASP ist mit diesem Album nicht nur eine für Gothic-Freunde interessante CD gelungen, sondern ein komplexes Kunstwerk für alle Anhänger spannender Geschichten, schaurig-schöner Musik und Bildern, die man nicht so schnell vergisst.

FAZIT: Mit „Verfallen - Folge 2: Fassaden“ übertreffen sich ASP selber und schaffen so nicht nur aus ihrer Band-, sondern auch aus der gesamten Gothic-Sicht ein wahres Magnus Open!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5166x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Fortsetzung folgt ... 2 (Vorspann)
  • Bitte nicht stören! (Intro)
  • Unwesentreiben
  • OdeM
  • Zwischentöne: Höhepunkt
  • Das Kollektiv
  • Hinter den Flammen
  • Zwischentöne: Abfall
  • Köder
  • Ich lösche dein Licht
  • Ich lösche dein Licht (Reprise)
  • Ich bringe dir nichts mehr
  • Umrissmann
  • SouveniReprise

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