Na, bitte nicht einschlafen, man könnte was verpassen, auch wenn hier wieder nur Standards gespielt werden. Das renommierte tschechische Trio um Monstertrommler Otto Hejnic verleiht den alten Schoten ordentlichen Schmiss und flicht ein paar kurze, aber hörenswerte Zwischenspiele ein, die in der Tat keine Makulatur sind.

Ohnehin ist nicht alles so offensichtlich ausgewählt worden, zumal sich die Musiker bis auf einige Ausnahmen auf ruhigeres Material besonnen hat. das elegante "Feelings" von Loulou Gasté und (nach Rechtsstreit) Morris Albert fällt eher aus der Reihe, ebenso Martin Böttchers "Vinetou" - jawohl, es handelt sich tatsächlich um die verjazzte Titelmelodie der alten Filme, die hier nicht wiederzuerkennen ist. Das totgenudelte "Besame Mucho" von Consuelo Velázquez brodelt im maximal möglichen Rahmen, bleibt aber beschaulich.

Charlie Parkers "Scrapple From The Apple" kann man kaputtmachen, wenn man es noch hibbeliger spielt als die Ikone zu besten Zeiten, doch auch wenn dieses Trio hohe Energie versprüht, verhebt es sich nicht, sondern gewinnt dem Original neue rhythmische Seiten ab. Errol Garners Leisetreter "Misty" wird eher unspektakulär nachgespielt, aber die zwölfminütige Fassung von "Stella By Starlight" hat etwas für sich, egal wie oft und in welcher Form man das Ding schon gehört hat.

FAZIT: "Standards One" ist nicht Licht und Schatten, sondern eine Mischung aus Bewährten und verhältnismäßigen Überraschungen, vorgetragen von einem Trio auf der Höhe seines spielerischen Niveaus, wobei es die Herren ebenso piekfein angehen lassen, wie sie auf dem Cover aussehen - keine Überraschung, aber gut gemacht.