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Panzerballett: Tank Goodness (Review)

Artist:

Panzerballett

Panzerballett: Tank Goodness
Album:

Tank Goodness

Medium: CD
Stil:

Metallische Panzerketten treffen auf jazzige Ballett-Schühchen im „Dirty Dancing“-Fieber!

Label: Gentle Art Of Music / Soulfood Music
Spieldauer: 47:41
Erschienen: 28.09.2012
Website: [Link]

Es ist schon verblüffend, wenn die streitlustige Zappa-Familie, die so etwa jedem eine Klage an den Hals hängt, wenn er auf das Material oder den Namen des musikalischen Gott-Übervaters FRANK ZAPPA zurückgreift, plötzlich ihre Vorliebe für eine Münchner Band entdeckt, die für ihre instrumentalen Metal-Prog-Jazz-Brachial-Cover-Ausbrüche bekannt ist und sogar Panzerketten in Ballett-Schühchen zwingt. Eigentlich klingt das doch ähnlich wahnsinnig wie der Geist des musikalischen Übervaters von DWEEZIL ZAPPA, der auf der Homepage von PANZERBALLETT extra mit folgenden Worten zitiert wird:

„Eine wirklich gute Sache. Eigentlich mag ich die Leute ja nicht, die meines Vaters Musik neu arrangieren und aufführen – aber das hier war eine angenehme Überraschung.“

Diese Worte scheinen sich wohl auf das letzte 2009er Album von PANZERBALLETT zu beziehen, in denen die Münchner Band, unter Federführung ihres Gitarristen JAN ZEHRFELD, ein zwölfminütiges ZAPPA-MEDLEY genauso darboten, wie eine völlig abgefahrene Version von NICOLEs „Ein bisschen Frieden“ oder ABBAs „Gimme Gimme Gimme“. Dieses sich ständig wiederholende (Cover+Eigenkompositionen-)Konzept ist bei PANZERBALLETT nun schon seit Jahren Programm und damit langsam, aber sicher berechen- und durchschaubar.

Blieb also nur die Frage, welche Pop- oder Schlager-Sternchen diesmal von PANZERBALLETT auf's jazz-metallische Korn genommen werden und wie hoch der Anteil der Eigenkompositionen diesmal ist?
Und ruckzuck gibt’s auf „Tank Goodness“ die Antwort – wohl DER Klassiker aus dem „Dirty Dancing“-Film (Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendwer den Film mit PATRICK SWAYZE und JENNIFER GREY nicht kennt!): „(I've Had) The Time Of My Life“, gesungen von BILL MEDLEY & JENNIFER WARNES. Bei den fünf musikalischen Panzer-Grenadieren dürfen sich als Gäste nunmehr am Mikrophon CONNY KREITMEYER & RON VAN LANKEREN die Leinenschläppchen überstreifen und den bis zur Unerträglichkeit in allen Radiostationen runtergedudelten Song zum Besten geben, bis sie von den metallischen Riffen wie von den Ketten eines Panzers niedergewalzt werden. Dem gegenüber stehen vier Eigenkompositionen, wobei sich die Cover-Versionen diesmal stärker auf Jazz- und Funk-Songs beziehen.

Doch nicht nur die wilden E-Gitarren-Gewitter spielen auf „Tank Goodness“ eine besondere Rolle – als eine Art Gegenpol wühlt sich immer wieder das Saxofon von ALEXANDER VON HAGKE durch die Metall-Gewitter und Stakkato-Donnerschläge! Typisch PANZERBALLETT eben – getreu der Formel: „Metal + Jazz = Panzer + Ballett!“ Damit wusste man zu gefallen. Damals, als das noch neu und ziemlich einzigartig war. „Tank Goodness“ ist das Heute. Doch es erinnert einfach nur noch an das Damals, ohne wirklich im Heute anzukommen. PANZERBALLETT widerfährt eine Entwicklung, die große Gefahren in sich birgt. Ihre Alben werden austauschbar – die Einzigartigkeit verschwindet in der Vergangenheit ihrer ersten hervorragenden Alben. Und da können sie sich selbst im Promo-Zettel so sehr beweihräuchern, wie sie wollen und RANDY BRECKER, der auf „Some Skunk Funk“ seinen eigenen Song mit Hilfe von PANZERBALLETT quasi selbst covert, zitieren, der den Münchnern bescheinigt, „die erste Band zu sein, die Musik wirklich ins 21. Jahrhundert führt.“ Eine pure Übertreibung!

So – und auch nach dem achten Durchlauf dieses Albums kann ich dem von mir nicht sonderlich geliebten Zappa-Sohnemann, der im Grunde mehr von seinem Namen als seiner Musik profitiert, einfach nicht zustimmen! Bei „Tank Goodness“ erwartet mich keine „angenehme Überraschung“, sondern eine „unerwartete Enttäuschung“. Ich höre Musik, die mir bekannt vorkommt – vom Konzept her genauso wie von der Darbietung. Das Einzigartige ist ihr leider abhanden gekommen.

Auch werden plötzlich zumindest bei mir Erinnerungen wach, an jemanden, der mit einer ähnlichen Intuition an seine Musik geht – und den ich plötzlich diesem musikalischen Kriegsspielzeug vorziehe: LES CLAYPOOL von PRIMUS oder noch besser dessen FROG PARADE, in der er sich ebenfalls als knallharter Cover-Fanatiker von KING CRIMSON und PINK FLOYD beweist, und Songs hinzaubert, die besagte Bands in einem völlig neuen metallisch-psychedelischen Jazz-Panoptikum erscheinen lassen. Das war mindestens noch vor PANZERBALLETT genauso einzigartig – und aus heutiger Sicht besser.

FAZIT: Worin nur liegt für mich das PANZERBALLETT-Problem? Nach langem Nachdenken war die Antwort fast peinlich einfach: „PANZERBALLETT sind zum Musik-Programm geworden, das sich zwar neu zu erfinden versucht, sich dafür aber viel zu treu bleibt.“

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 6541x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 8 von 15 Punkten [?]
8 Punkte
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Tracklist:
  • Some Skunk Funf (feat. RANDY BRECKER)
  • Mustafari Likes Di Carnival
  • Giant Steps
  • Zehrfunk
  • (I've Had) The Time Of MyLife (feat. CONNY KREITMEIER & RON VAN LANKEREN)
  • Vulgar Display Of Sauerkraut
  • The IKEA Trauma (feat. Mattias „IA“ Eklundh)
  • Take Five

Besetzung:

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  • keine Interviews
Kommentare
Thomas
gepostet am: 10.10.2012

Ich muss schmunzeln ob der beiden Fazits zu dieser Scheibe:

"Worin nur liegt für mich das PANZERBALLETT-Problem? Nach langem Nachdenken war die Antwort fast peinlich einfach: „PANZERBALLETT sind zum Musik-Programm geworden, das sich zwar neu zu erfinden versucht, sich dafür aber viel zu treu bleibt.“

Vergleich dazu:
"Von dieser Kleinigkeit abgesehen ist Panzerballett mit Tank Goodness wieder ein Spitzenwerk des metallischen Jazzrock gelungen. Man kann natürlich daran herumkritteln, dass es im Prinzip den Stil aller seiner Vorgänger ohne große Neuerungen fortsetzt, aber bei dieser Art von Musik stellt sich eben nicht so schnell ein Sättigungsgefühl ein. Ganz im Gegenteil"

Wichtig ist: die Rezension muss aussagekräftig sein, so dass der Leser sich daraus eine eigene Meinung bilden kann...
und das ist in beiden Fällen gegeben.
Proggus
gepostet am: 12.10.2012

Man sieht, Rezensionen sagen oft mehr über den Rezensenten als über das Rezensierte aus. So ergeben sich aus der unterschiedlichen Halten der Rezensenten zwei so unterschiedliche Fazits zum gleichen Album. Aber immerhin: Wenn beide Rezensionen nebeneinander stellt, dann hat man doch ein ganz gutes Bild was einen erwartet... Ich habe mir das Album bestellt, mal sehen, ob sich das geschriebene Bild bestätigt :-)
Thoralf Koss [musikreviews.de]
gepostet am: 02.11.2012

Ich muss euch beiden unbedingt recht geben! Das ist ja das Faszinierende an Musik! Wir lieben sie aus Leidenschaft und empfinden sie gerade darum durchaus unterschiedlich - und haben in unseren subjektiven Empfindungen jeder auf seine Art wirklich recht.

Vielen Dank für die netten Reaktionen - und empfehlenswert ist diese Musik sowieso!
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