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Blindead: Affliction XXIX II MXMVI (Review)
Artist: | Blindead |
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Album: | Affliction XXIX II MXMVI |
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Medium: | CD | |
Stil: | Autistischer Progressive Metal |
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Label: | Mystic Production | |
Spieldauer: | 46:12 | |
Erschienen: | 16.03.2011 | |
Website: | [Link] |
Leider liegt vor mir nur eine Promo-CD und nicht das 40seitige Digi-Book, das diesen recht seltsam anmutenden Silberling im Original umschließt. Verdammt schade, denn so kann ich nicht genauer auf die Gestaltung des im ersten Moment doch recht beeindruckenden Gesamtwerks eingehen. Schon die Tatsache, dass zwar sieben Titel auf dem Album sind, die aber in ihrer Gesamtheit gelesen eine Einheit ergeben, wenn man sie hintereinander liest, lässt Neugier aufkommen:
„Selbstbewusstsein ist eine Leidenschaft, doch nach 38 Wochen wurde mein neues Betätigungsfeld nur dunkel und grau. Alles fühlt sich wie ein einziges Missverständnis an und meine Hoffnungen und Träume drehen sich nur noch um XXIX II MXMVIX (29 2 1010100610)!“ … Ob ich die lateinischen Zahlenkombinationen wirklich richtig „übersetzt“ habe, weiß ich nicht genau, aber das scheint auch fast egal zu sein!
Auf dem Konzeptalbum „Affliction XXIX II MXMVIX” geht es um die Geschichte eines autistischen Mädchens. Ein Mädchen also, dass sich aus Angst vor der sie umgebenden Welt sich in ihre innere, eigene Welt zurückzieht und so für die Außenwelt nicht mehr erreichbar ist. In dieser Beziehung spricht auch das Cover schon mehr als tausend Worte.
Bedrohlich beginnt der erste Titel mit einem tropfenden Wasserhahn und einer sich knarrend öffnenden Tür. Ein Cello streicht dunkel vor sich hin und beängstigend tiefe Schlagzeugklänge bauen die Spannung auf. Gesang setzt ein, der in bester TYPE O NEGATIVE-Manier erklingt, um am Ende auszubrechen in grunzende Growls, die Angst verbreiten. Die pure musikalische Angst wird entfacht! Metallische Härte trifft immer wieder auf melodische Momente, die sogar in Electronics übergehen und im dritten Titel schlicht und ergreifend nach PEARL JAM klingen. Hier hätte ich fast gewettet, dass ein EDDIE VEDDER am Mikro steht. Scheint aber nicht der Fall zu sein.
Aus Sicht der polnischen Band muss es wohl genauso im Kopf eines Autisten aussehen. Und das nehme ich den Jungs locker ab. Wer mit solcher Leidenschaft ein ständiges musikalisches Hin und Her verbreitet, dem durchgängig eine finstere Grundstimmung innewohnt, der hat entweder schon mal selbst mit solchem Seelenzustand Erfahrungen gesammelt oder versteht es, sich perfekt in diesen hineinzuversetzen.
Leider krankt das Album ein wenig an den übertriebenen Growls. Das ist allerdings mein ganz persönlicher Blickwinkel – und Leute, die gerade solches Gegrunze mögen, werden begeistert sein, sich allerdings manchmal etwas befremdet gerade von den ruhigen Momenten der CD verunsichert abwenden. Womit wir wieder bei „My New Playground Became“ wären, bei dem vier Minuten lang metallisch voll drauflos gebrettert und gegrunzt wird, bis plötzlich dieser Vedder-Moment eine krasse Antithese setzt.
In „Dark And Gray“ wird der Gesang verfremdet, so als käme er aus dem Orbit. Elektronische Spielereien übernehmen die dominante Rolle, um in einem ekstatischen Metalgewitter zu explodieren. Und als wäre das nicht schon des Guten genug, legen die Mannen aus Polen im fünften Titel noch einen knallharten Prog-Metal-Song nach, in dem natürlich wieder PEARL JAM auftauchen.
Mit „All My Hopes And Dreams Turn In To“ dürfen wir uns dann dem Post Rock zuwenden, der durchaus etwas an GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR erinnert, wenn da nicht immer wieder dieser Gesang, der so extrem im Herrn-Eddie-Vedder-Umfeld angesiedelt ist, auftauchen würde. Na ja, wenigstens wird nach sechs Minuten wieder „drauflosgegrowlt“! Jetzt leider beginnt mich dieser gutturale Gesang dann doch zu nerven!
Fast balladesk geht „Affliction XXIX II MXMVIX” zuende. Ich bin befreit und krieche aus meinem autistischen Klanguniversum hervor, das mir BLINDEAD mit diesem Album beschert haben.
FAZIT: Ein Album, das man nicht gleich zweimal hintereinander hören kann, weil man sich nach dem ersten Hördurchgang erst einmal von all den mannigfaltigen Eindrücken erholen muss, die BLINDEAD währen der 46 Minuten so abgefeuert haben. Progressiver Metal trifft auf jede Menge Growlings und einen Eddie Vedder, der sich als Autist seinem amoklaufenden „Jeremy“ in einer völlig neuen Dimension angenährt hat. Und neben der Musik gibt’s noch ein tolles vierzigseitiges Digi-Book gratis!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Self-Consciousness Is Desire And
- After 38 Weeks
- My New Plaground Became
- Dark And Gray
- So It Feels Like Misunderstanding When
- All My Hopes And Dreams Turn In To
- Affliction XXIX II MXMVIX
- Bass - Piotr Kawalerowski, Mateusz Smierzchalski
- Gesang - Patryk Zwolinski
- Gitarre - Mateusz Smierzchalski
- Keys - Bartosz Hervy
- Schlagzeug - Konrad Ciesielski
- Sonstige - Bartek Reszetar (Kontrabass auf Titel 1), Maciek Lubieniecki (Trompete auf Titel 2), Pawel Smakulski (Piano auf Titel 4), Jan Galbas (Gesang auf Titel 3)
- Autoscopia: Murder In Phazes (2008) - 10/15 Punkten
- Affliction XXIX II MXMVI (2011) - 10/15 Punkten
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