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Khatsaturjan: Disconcerto Grosso (Review)
Artist: | Khatsaturjan |
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Album: | Disconcerto Grosso |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Rock |
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Label: | Musea / Point | |
Spieldauer: | 63:02 | |
Erschienen: | 03.05.2010 | |
Website: | [Link] |
Nach "Armed Forces Of Simantipak" haben diese Finnen sich einen weiteren schrägen Albumtitel ausgedacht. "Disconcerting" ist an der Musik darauf jedoch nichts; KHATSATURJAN spielen einen bedächtigen Prog, der niemals langweilig wird, da die Skandinavier den Umgang mit Klangfarben sowie sehr unterschiedlichen Stilmitteln verstehen und beides stets zum richtigen, oftmals unerwarteten Zeitpunkt ausspielen.
"A Rhyme of a Dime" verzahnt operettenhaften mehrstimmigen Gesang mit agilen Pianokaskaden und einer ironisch nicht gebrochenen Theatralik, welche dennoch nicht abgeschmackt wirkt, was am wenig überbordenden Charakter des Tracks liegt: sein Chorus ist Dreh- und Angelpunkt für nur spärlichen Zierrat - weniger ist mehr, wenn man es effektiv einzusetzen weiß. Verschwenderischen Bombast stellt auch das Folgestück nicht in Aussicht; hier dominiert der Eindruck einer britischen Neoprogband, die alte Zöpfe kürzt, bis sie in einen kompakten Bilderrahmen passen. Dessen Kanten fühlen sich mit zartem Stimmbelag und warmem Bassaroma ganz rund an, auch wenn man sich des Eindrucks nicht erwehren will, der eine oder andere Musiker des trällernden Kollektivs habe seine Äußerungen mittels Auto-Tune manipuliert. Wie dem auch sei - "Herculean" stemmt titelgemäß wahrlich Schwergewichte und verhebt sich nicht: der Longtrack startet als lyrisches, selten vertracktes Instrumental, welches alsbald einen beschwingten Charakter annimmt, ehe die Lead Vocals durch ein stimmungsmäßiges Wechselbad geleiten. Zur für Progbands ungewohnt erdigen Abwechslung kritisieren KHATSATURJAN die Weltpolitik im üppigen Text - wenn auch mit wohlbedachten Worten - und schmeißen sich zwischendurch in Schale für den Jazzkeller. Auch vor einer rein erzählerischen Passage über das Goldene Kalb der Herrschenden machen sie nicht halt, bevor sie einen quirligen Schlusssritt mit zahlreichen symphonischen Abzweigungen anstreben, der rhythmisch und dynamisch die Zügel bis zu gniedeligem Speedrock mit Doublebass-Untermalung schießen lässt.
Trotzdem haben Metaller hier keine neue Lieblingsband gefunden, wie das durchweg alt-artrockige "Present Here and Now" klarstellt. Das übersichtliche wie spannende "Dusk" ginge auch bei den späten ARENA als halb düsteres, halb euphorisches Highlight durch. Im folgenden "Claims of ‘No Can Do’" geht es abseits des ausdrucksvollen Gitarrensolos vornehmlich um die Lyrics, welche diesmal vor allem Anstoß am Individuum nehmen. Die jungen Herren reimen ebenso gut, wie sie ihr Instrumentarium beherrschen. Nächster Halt: Longtrack, die Zweite …zunächst eine Klavierballade, die im Verlauf Gitarrenfleisch und chorischen Gesang auf die Rippen bekommt. Die wirklich unterschiedlich klingenden Gesangsstimmen sorgen hier für den Reiz, denn virtuose Abfahrten stehen nicht auf der Tagesordnung, denn wie erwähnt halten KHATSATURJAN sich angenehm zurück - selbst im kurzen Ende "Travels Led by Chance", in dem auch der "Rock'n'Roll journalist" sein Fett wegbekommt. Mäkelei von dessen Seite brauchen die Protagonisten aber nicht zu erwarten, denn "Disconcerto Grosso" ist eine überzeugende Vorstellung geworden.
FAZIT: KHATSATURJAN sind wie die meisten Musea-Acts nicht als wirkliche Prog-Innovatoren zu bezeichnen. Lieber nehmen sie durch eine Seitentür Reißaus von dieser Pflicht und stolpern dabei nicht über selbstzweckhaftes Kleinklein. Sie mögen kein verkopftes Trockenobst, keine Klangesoterik und behaupten sich mit bombenfesten Songs in einer Szene, die ihnen zu sehr am Herzen liegt, als dass sie allzu Fremdes einbringen wollten. Müssen sie auch nicht - überdurchschnittliche Genrescheibe.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- A Rhyme of a Dime
- Reality Escapade Saga
- Herculean
- Present Here and Now
- Dusk
- Claims of "No Can Do"
- The Tunnel
- Travels Led by Chance
- Bass - Jaakko Koikkalainen
- Gesang - Atte Kurri, Jaakko Koikkalainen, Ilkka Piispala, Ilkka Saarikivi
- Gitarre - Atte Kurri, Jaakko Koikkalainen
- Keys - Atte Kurri, Jaakko Koikkalainen, Ilkka Piispala
- Schlagzeug - Ilkka Piispala
- Sonstige - Atte Kurri (recorder), Jaakko Koikkalainen (melodica), Ilkka Saarikivi (cello)
- Disconcerto Grosso (2010) - 11/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Thomas
gepostet am: 25.05.2011 User-Wertung: 11 Punkte |
Hat die 11 Punkte voll und ganz verdient |