Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Bass Communion: Bass Communion I (Review)

Artist:

Bass Communion

Bass Communion: Bass Communion I
Album:

Bass Communion I

Medium: CD
Stil:

Drone

Label: Hidden Art
Spieldauer: 63:43
Erschienen: 01.04.1998
Website: [Link]

Stellt man sich BASS COMMUNION als ein langsam ins Unkenntliche abdriftendes Steven-Wilson-Monster vor, das am Ende gar keine menschlichen noch sonst wie irdischen Züge mehr an sich hat, so ist "Bass Communion I" vielleicht noch das menschlichste und Wilson-ähnlichste aller Alben aus dem Drone-Projekt.

Die Liebe zur minimalistischen Musik vermengt sich zum Start der inzwischen schon recht umfangreichen Reihe noch mit vereinzelten elektronischen Spielereien, die erst nach "Bass Communion III" ganz dem Naturalismus wichen. Noch aber zeigen sich die weichen Gesichtszüge des unscheinbaren Briten in den eigens programmierten Orgel- und Piano-Elektronika, in der Mitarbeit von PORCUPINE TREE- und NO-MAN-Weggefährte Theo Travis und in dem Einbau eines kurzen Samples von KING CRIMSON-Urgestein Robert Fripp. "I" hadert noch mit der Abgrenzung zum konventionelleren Material Wilsons, ein Evolutionsschritt, den die späteren, alienesken Nachfolger längst hinter sich gebracht haben.

Die Abgrenzung erfolgt nach der üblichen Rezeptur der Drone-Musik: ellenlange Songs mit ellenlangem Widerhall möglichst weniger Instrumentanschläge auf möglichst viel Raum verteilt. Die Stunde Inhalt verteilt sich auf fünf Songs mit den Namen "Shopping", "Drugged", "Sleep etc.", "Orphan Coal" und, wie zur Betonung, nochmals "Drugged". Jedem der Stücke liegt ein eigenes Cover bei, und so arbeitet das Album überdeutlich mit Assoziation. Es verknüpft Bild und Ton miteinander, umgeht damit den typischen Charakter eines Konzeptalbums und steuert auf die Komponenten Stimmung und Effekt zu.

Schon in seiner frühen Phase appelliert BASS COMMUNION an die Urinstinkte des Menschen: es vermengt alltägliche Geräusche wie Regen und Geräuschkatalysatoren wie Schall miteinander und kombiniert sie mit fremdartigen Kulissen, deren Herkunft schwer zu erraten ist. Das führt zu einer elektrisch geladenen, metallisch-kalten und einsamen Stimmung, die dem Satelliten-Cover verdammt nahe kommt.

Thematisch lässt sich dabei aufgrund der Songtitel und der gewählten Motive eine zukunftsnahe Dystopie ableiten, die artverwandt ist mit derjenigen von PORCUPINE TREEs "Fear of a Blank Planet", abgeschmeckt mit etwas "Metropolis"-Flair. Das bleibt jedoch bloße Spekulation meinerseits, da Songtexte – selbstverständlich – nicht existieren und Quellen zum Album eher spärlich ausfallen.

Auffällig sind auch die unterschiedlichen, teils gegensätzlichen Ansätze, die von den einzelnen Stücken verfolgt werden. Spätere Alben wirken im direkten Vergleich mehr wie aus einem Guss. Geht es auf "Drugged" regelrecht relaxt zu, erzeugt "Sleep etc." unmittelbar darauf eine Gruselwelt auf freiem Feld in der Gewalt von Wind und Wasser bei Zwielicht, das sich langsam ins Dunkel verwandelt – eine Stimmung, die den Effekt hat, dass man sich einer höheren Macht ausgeliefert fühlt. "Orphan Coal" basiert dann auf tribal-artigen Rhythmen und einem langsamen Bassmotiv, das den Songwriter Wilson wieder stärker in den Fokus rückt, und "Drugged" (2) "frippnotisiert" und bannt das Geschehen in eine Dauerschleife.

FAZIT: Noch etwas zwitterhafter Startpunkt eines ambitionierten Nischenprojektes von Steven Wilson. Schon hieran dürfte sich so mancher PORCUPINE TREE-Modefan die Milchzähne ausbeißen; dabei gehört "I" noch zu den zugänglichsten BASS COMMUNION-Outputs. Es erleichtert den Einstieg in widerhallende Drone-Welten, die zwangsläufig ein ganz neues Verständnis für die Begriffsdefinition von "Musik" erfordern, jedenfalls besser als Alben wie "Ghosts on Magnetic Tape" oder "Loss", wenngleich diese auf lange Sicht die konsequenteren Werke stellen. So oder so; BASS COMMUNION liefern ordentlich Futter für den Brustkorb - dort, wo Schmetterlinge, Schweinehunde und sonstiges Getier gerne mal Amok laufen.

Sascha Ganser (Info) (Review 6890x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Shopping
  • Drugged
  • Sleep etc.
  • Orphan Coal
  • Drugged

Besetzung:

  • Sonstige - Steven Wilson (Alles) Theo Travis (Saxophon auf "Drugged" [1]), Robert Fripp (Sample auf "Drugged" [2])

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Vervollständige: Laterne, Laterne, Sonne Mond und...

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!