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Marshall Tucker Band: The Essential (Review)

Artist:

Marshall Tucker Band

Marshall Tucker Band: The Essential
Album:

The Essential

Medium: CD
Stil:

Southern Rock

Label: Shout! Factory
Spieldauer: CD 1 - 66:57, CD 2 - 62:15. CD 3 - 24:03
Erschienen: 17.07.2009
Website: [Link]

Vor wenigen Tagen besprachen wir die aktuelle Scheibe von SILVER TRAVIS und die Sprache kam zwangsläufig auf die MARSHALL TUCKER BAND. Diese Southern-Rockband der ersten Stunde und selbstredend eine der Wichtigsten des gesamten Genre beeinflusst bis in heutige Tage Musiker nicht nur aus dem Süd-Osten der USA. Es ist zudem die einzige SR-Band, die sich bis zum heutigen Tag niemals aufgelöst hat, die immer fleißig getourt und Platten aufgenommen hat. Natürlich hat die heutige Besetzung eine völlig andere Zusammensetzung: Einzig Sänger Doug Gray ist von der Urformation noch dabei, allerdings ist sein Einfluss derzeit weitaus geringer als der des neuen "starken Mann", Chris Hicks, einem begnadeten Gitarristen, Sänger und Songwriter aus Georgia. Natürlich ist für diesen Umstand in erster Linie der Sensenmann verantwortlich, denn nicht nur Herz (Tommy Caldwell) und Hirn (Toy Caldwell) der MARSHALL TUCKER BAND sind tot, sondern auch der Gründungsvater George McCorkle. Warum allerdings Paul Riddle und Jerry Eubanks, beide mit Gastauftritten bei den besagten SILVER TRAVIS im vergangenen Jahr, nicht mehr in der aktuellen Formation sind, entzieht sich leider meiner bescheidenen Kenntnis. Wenn Du, lieber Leser, da mehr weißt, dann nutze bitte unsere Kommentarfunktion. Wir wären Dir sehr dankbar...

Die MARSHALL TUCKER BAND [im folgenden szene-üblich nur noch MTB genannt] wurde 1970 in Spartanburg/South Carolina gegründet, als George McCorkle und Paul Riddle sich mit Tommy Caldwell zusammentaten. Diese brachten die Mitglieder ihrer bisherigen Projekte ins Boot, sodass es zu einer "Kernschmelze" zweier Bands kam: Doug Gray und Tommy Caldwell spielten R&B- und Motown-Kram, während Bruderherz Toy und George McCorkle als Gitarristen eher dem Hardrock zugetan waren. Das erklärt letztendlich auch die stilistische Bandbreite der MTB.
Namensgeber der Band war ein Schlüsselanhänger, den Tommy Caldwell eines Abends im Proberaum fand. Dieser Schlüsselbund gehörte einem stadtbekannten Pianisten, der sich Marshall Tucker nannte und einigen Bandmitgliedern persönlich bekannt war. Jener hatte in dem alten Lagerhaus in Spartanburgs Spring Street, in dem die Band übte, einige Zeit einen Plattenladen betrieben und den besagten Schlüssel schlichtweg vergessen. Die Namenssuche war somit spontan beendet.*
Die MTB etablierte sich nicht nur innerhalb kürzester Zeit, sie wurde gar einer der wichtigsten integrativen Mitglieder in der SR-Szene. Die Verbindungen zur CHARLIE DANIELS BAND, WET WILLIE und den anderen 'Capricorn Records'-Künstlern ging weit über gewöhnliche Musikerfreundschaften hinaus. Sie waren ein ständiger Begleiter von Charlie Daniels' "Volunteer Jams", gemeinsamen Tourneen von Künstlern des Süd-Ostens, die einen gewichtigen Beitrag zum Zusammenhalt der SR-Szene leisteten.
Keine andere Band des Southern-Rocks verschmolz so viele unterschiedliche Stilrichtungen wie Rock, Blues, Country, Bluegrass und auch Jazz zu einer derart gelungenen Mixtur. Völlig klar, daß das nicht jedermanns Sache war. Der Respekt vor der musikalischen Leistung der MTB eint aber alle Southern-Rock-Fans bis zum heutigen Tag.

Schluss jetzt mit den ollen Geschichten und wenden wir uns der zu besprechenden "The Essential"-Collection zu. "Best Of...MTB"-Compilations gibt es bekanntlich wie Sand am Meer und so stellt sich zwangsläufig die Sinnfrage. Zum einen sollte das komplette Remastering, selbstredend in erstklassiger Qualität, diese Frage beantworten, denn viele MTB-Compilations sind eher lieblos aus den Originalaufnahmen zusammengeschustert worden. Zum anderen ist "The Essential" aus den wirklich essentiellen Alben zusammengestellt worden: Den Alben bzw. Aufnahmen VOR Tommy Caldwells tragischem Tod am 28. April 1980. Niemals wieder sollte die MTB nach Tommys Tod ihren früheren Standard erreichen - sie blieben bis heute ein Schatten ihrer Heydays in den 1970er Jahren.
Folgende Alben bilden die Basis von "The Essential": "The MARSHALL TUCKER BAND" (1973), "A New Life" und "Where We All Belong" (beide 1974), "Searching For A Rainbow" (1975), "Long Hard Ride" (1976), "Carolina Dreams" (1977) und "Together Forever" (1978) - also: Die wirklich wichtigen Alben der MTB! Dazu kommen die zwischen '74 und '76 entstanden Aufnahmen, die 2003 auf der (tollen!) "Stompin' Room Only" veröffentlicht wurden und ein Take, "See You One More Time", aus dem letzten Konzert mit Tommy Caldwell am 18. April 1980.

Das Sahnehäubchen "The Essential"s sind natürlich die lange verschollenen Aufnahmen, die im September 1973 in San Franciscos legendärem Winterland Auditorium aufgezeichnet wurden. Diese fünf Takes wurden von Doug Gray persönlich neu gemixt und zeigen die MTB in hörbar jugendlicher Frische. Mit "Hillbilly Band", von Toy Caldwell gesungen, stellten sich die Southern-Rocker den kalifornischen Zuhörern erfrischend abrockend vor. "Another Cruel Love" war seinerzeit ein brandneuer Song und kam ein Jahr später auf die "A New Life"-LP. "See You Later I'm Gone", ein klassischer Country-Song vom Debütalbum, basierte wie immer auf der traumhaften Pedal-Steel Toys. ROBERT JOHNSONs Klassiker "Ramblin'" wurde wieder einmal in einer herrlich "punkigen" Version heruntergefetzt. Dieser Song war stets der Höhepunkt einer Show der MTB. Zum Abschluss gab es natürlich das unvermeidliche "Can't You See", für mich einer der schönsten Songs, die der Southern-Rock jemals hervorgebracht hat und bei weitem nicht so abgenudelt wie "Sweet Home Alabama" und die anderen üblichen Verdächtigen. Bei "Can't You See" stellt sich bei mir nach dem ersten Flötenton Jerry Eubanks -selbst heute noch- eine mächtige Gänsehaut ein...

FAZIT: Nachdem die Sinnfrage für die "The Essential"-Compilation der MARSHALL TUCKER BAND hoffentlich überzeugend beantwortet wurde, kann man für dieses Triple-CD-Set nur noch eine unbedingte Kaufempfehlung aussprechen. Zumal das Teil via Import zu einem annehmbaren Preis zu haben ist. Ein sehr schönes Digipack mit einem ordentlichen Booklet und Liner-Notes von Barry Alfonso runden das positive Gesamtbild ab. Gut: Die Kapazitäten der Tonträger hätte sicherlich noch den einen oder anderen Song verkraftet - die Auswahl wäre ja riesengroß gewesen... Wie wäre es bspw. mit der 1979er "Running Like The Wind" oder der ein Jahr später erschienenen "Tenth" gewesen? Ach, ja: Nur die Limited Edition besitzt die besprochenen drei CDs.

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* vgl. dazu Michael Knippschild "Southern Rock - Bands und Fakten", 2002, S. 108

Steve Braun (Info) (Review 7536x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Disc 1:
  • Take The Highway
  • Hillbilly Band
  • Can’t You See
  • See You Later, I’m Gone
  • A New Life
  • This Ol’ Cowboy
  • Ramblin’ (Live)
  • 24 Hours At A Time (Live)
  • Try One More Time
  • The Thrill Is Gone (Live)
  • Disc 2:
  • Long Hard Ride
  • Fire On The Mountain
  • Virginia
  • Searchin’ For A Rainbow
  • Windy City Blues
  • See You One More Time (Live)
  • Heard It In A Love Song
  • Everyday (I Have The Blues) (Live)
  • I Should Have Never Started Lovin’ You
  • Bob Away My Blues
  • Fly Like An Eagle
  • Asking Too Much Of You
  • Disc 3:
  • Hillbilly Band (Live)
  • Another Cruel Love (Live)
  • See You Later, I’m Gone (Live)
  • Ramblin’ (Live)
  • Can’t You See (Live)

Besetzung:

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