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Danny Brill: Better Late Than Never (Review)

Artist:

Danny Brill

Danny Brill: Better Late Than Never
Album:

Better Late Than Never

Medium: CD
Stil:

(Retro-)Progressive Rock

Label: Eigenvertrieb / Just For Kicks
Spieldauer: 40:49
Erschienen: 25.07.2008
Website: [Link]

„Ich widme diese CD Keith Emerson, dessen Musik in den vergangenen 40 Jahren einen riesigen Einfluss auf mich ausgeübt hat.“ DANNY BRILL im Februar 2008.

Ist mit dieser Widmung auf „Better Late Than Never“ schon alles gesagt?

Auch dass der Sohn von Mr. Brill den Namen Keith trägt, lässt ja fast erahnen, was uns hier erwartet: ein Album von EMERSON, LAKE & PALMER, eingespielt durch DANNY BRILL mit Gastmusikern, „Besser (zu) spät als niemals“ das Licht der Welt im Jahre 2008 erblickend.

Selbst ein Titel, der „Fanfare And Processional“ heißt, lässt Böses erahnen (und wären alle Titel so ausgefallen, dann hätte sich der erste Eindruck glattweg bestätigt.).

Doch schon beim Durchblättern vom Booklet, das fast einem Foto-Album gleicht, fällt sofort ein charismatischer Musiker auf, der mit seinem Bass eine Vielzahl von Achtungszeichen gesetzt hat, ob nun bei KING CRIMSON oder PETER GABRIEL. Es ist TONY LEVIN und der würde sich doch bestimmt nicht für ein ELP-Gedächtnis-Album hergeben lassen. Puhhh, Entwarnung!

Und so steigen wir mit LEVINs Bassgitarre gleich in „Baker’s Dozen“ ein – einem Titel, der sich auch auf einem Album von LIQUID TENSION EXPERIMENT sehr wohl gefühlt hätte. Sogar KING CRIMSON könnte aus gegenwärtiger Sicht erfreut über den Kreativitätsschub des „Bäcker-Dutzends“ sein. Besonders beachtenswert ist hierbei auch der intensive Xylophon-Teil von ROMAN LANKIOS.

Mit „Cyclops“, einem Song, der so beginnt, wie SPOCK’S BEARD es nach anderthalb Minuten auf „Thoughts“ von „Beware Of Darkness“ praktizierten, geht es weiter. Einfach reinhören und ihr wisst, was ich meine.

Leider wird dieses Reinhören dann doch ein wenig gestört – und zwar durch den Gesang. IAN LLOYD, von Hause aus Sänger bei STORIES, steuert hier unterschiedliche Vokaleinlagen bei, die alle eher überflüssig sind – genauso wie die Erhobener-Zeigefinger-Texte über den bösen Riesen Cyclops und den guten David oder über Bunsen Burner, der nichts Anderes als die neumodische Variante eines (geklonten) Frankensteins sein soll.

„Son Of Bunsen Burner“ erscheint dann auch als einziger Longtrack auf dem Silberling. Wahrscheinlich komplex gedacht, komponiert und getextet, aber nur wenig überzeugend dargeboten. Vieles klingt hier nach wirrem Durcheinander, wie ein musikalischer Flickenteppich, auf dem sich die verwendeten Farben beißen: Elektronik gegen Akustik, Bombast gegen Flöte, Folklore gegen Prog, Frankensteins Sohn gegen gutes Wissenschaftler-Gewissen. Hier verdirbt kompositorischer Überfluss den musikalischen Brei.

Dagegen gelingt die widersprüchliche Kombination von sich extrem abgrenzenden Musikstilen in „Prelude / Demented“ deutlich besser. Verträumte Flötenklänge mit Pianobegleitung gehen in einen Bar-Jazz-Teil über, um dann von LEVINs Chapman-Stick ins progressive Nirvana entführt zu werden. Spätestens in diesem Moment wird einem bewusst, dass genau in jenem polarisierenden, glatzköpfigen Ausnahmemusiker auch das große Manko von „Better Late Than Never“ liegt. Wenn LEVIN spielt, macht das Album wirklich Freude, spielt er nicht, dann enttäuscht die Scheibe größtenteils. Ja – und unser guter TONY erklingt leider nur auf zwei von den insgesamt zehn Titeln, die eine für CD-Verhältnisse jämmerliche Laufzeit von 40 Minuten zu bieten haben.

Apropos jämmerlich! Jämmerlich ist auch das Cover, auf dem Mr. Brill computercollagiert sich an eine Sanduhr anlehnt, in der statt Sand Noten verrinnen. Vielleicht ist die Idee nicht schlecht, deren Umsetzung ist bescheiden, nein, beschissen! Besser wäre es gewesen, lieber die Rückseite des Booklets für die Außenansicht zu verwenden, denn da ist eine zerfließende Uhr, wie wir sie seit Dali lieben gelernt haben, zu sehen (und Brill steht nur im Hintergrund, zur Unkenntlichkeit verdammt, rum).

Sollte ich jetzt vielleicht noch erwähnen, dass „Indjia“ tatsächlich so klingt, wie es heißt? Indisch-weltmusikalisch mit einem Hang zu religiöser Bekenntnistümelei, der nicht nur die BEATLES – und ganz besonders GEORGE HARRISON – auf den Leim gegangen sind!

Eigentlich ist das überflüssig – so wie eine Vielzahl der Titel, die „statt zu spät“ auch gerne „niemals“ hätten erscheinen müssen.

FAZIT: Der Keyboarder DANNY BRILL, dessen musikalische Wurzeln in den progressiven 70ern liegen, hat für sich persönlich mit „Better Late Than Never“ einen Traum verwirklicht, nämlich eine CD aufzunehmen und auf namhafte Unterstützung (TONY LEVIN) dabei zurückgreifen zu können. Außerdem liebt er ELP und klingt öfters auch gerne so. Ein musikalisch interessantes, perfekt produziertes (DAVID HENTSCHEL – der 5 GENESIS-Alben ins produktionstechnische Gewand eingekleidet hat), aber kompositorisch enttäuschendes Album. BRILL soll ruhig weiter träumen – traumhaft ist dieses Album aber garantiert nicht!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4753x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 6 von 15 Punkten [?]
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Tracklist:
  • Baker’s Dozen
  • Double Feature: Part 1, Cyclops
  • Double Feature: Part 2, David
  • Fanfare And Processional
  • Yes It Is, No It’s Not
  • Prelude / Demented
  • Images In The Rain
  • Fantasyland
  • Indjia
  • Son Of Bunsen Burner

Besetzung:

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