MyGrain sind quasi eine vollständige Soilwork-Kopie: Dichter Sound mit unterstützenden Keyboards und rhythmischer Ausrichtung, welche von melodischen Gesangspassagen aufgefangen wird. Spieltechnisch und liedschreiberisch rangiert die junge Gruppe aber eine Etage tiefer als die Vorbilder – keine Hits, wenig Spielwitz ohne Ausweichen auf weniger betretenen Pfade des Arrangierens sowie null virtuose Kanten. Die eigene Identität fehlt diesem Debüt bis hin zu den Namen der Mitglieder. Bemüht international ausgerichtet, werden MYGRAIN in der Tat Migräne bekommen, wenn sie beim Plagiieren verweilen. Sieht man von der harmonischen Schräglage in „Pitch-Black“ ab, ist „Orbit Dance“ glattrasiert wie Aftershave-Werbung.

Die prolligen Shout-Chöre sind finnischen Bands zu eigen wie ein gutes Maß an instrumentaler Kompetenz. Wie Retortenkinder spuckt die musikalische Landschaft im Norden Abziehbilder bereits etablierter Marktware aus. Kann man bei den Erfindern noch von künstlerischer Selbstverwirklichung sprechen, ist das Nachahmen einerseits anbetendes Fan-Gehabe und sollte nicht veröffentlicht werden. Leider sind die Möglichkeiten heute gegeben, auch solch embryonale Tribute wirksam zu inszenieren, so dass sie nicht in den Proberäumen verborgen bleiben. Auf der anderen Seite kann es sich auch um Kalkül handeln. Lassen wir Milde walten und plädieren auf die erste Vermutung - die Band wurde erst vor zwei Jahren gegründet, und so wird man eben Zeuge der Entwicklung zum eigenen Stil der Musiker – ich hoffe es zumindest...

FAZIT: Finnland erweist sich erneut als Asien der Musikwelt – mit dem Unterschied, dass Kopien aus Fernost, etwa auf dem Elektromarkt, mitunter die Originale übertrumpfen.