Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Antiquus: Eleutheria (Review)

Artist:

Antiquus

Antiquus: Eleutheria
Album:

Eleutheria

Medium: CD
Stil:

Power Metal

Label: Cruz Del Sur/Alive
Spieldauer: 54:24
Erschienen: 2006
Website: [Link]

Es gibt zwei Möglichkeiten der Betrachtung des zweiten Albums dieser Kanadier: es könnte ein Zeugnis mittelmäßigen Songwritings sein oder eine Band in ihren Bemühungen zeigen, dem engen Heavy-Metal-Genre trotz Bewahrung des Reinheitsgebotes noch neue Facetten abzutrotzen. Einige Dinge sprechen für Letzteres – A band with a difference?

Nach der griechischen Friedensgöttin benannt, stellt „Eleutheria“ zumindest in den ersten sechs Stücken ein Konzept vor, über das sich Band, Label und Website ausschweigen. Es geht wohl um die Irrwege von Seefahrern in Spätmittelalter, doch ANTIQUUS selbst bleiben auf festem Grund und spielen Musik zwischen nordamerikanischer und europäischer Tradition. Das Fernrohr sichtet Iron Maiden oder Queensryche am Horizont, wenn auch nur als vage Silhouetten. Statt ihren Sound aufzublasen, haben sie auf Schmackes Wert gelegt, jedoch großartige Experimente außen vor gelassen – keine Chöre, Keyboards oder Effekthascherei. Gefallen soll nur, was aus den Händen der Instrumentalisten und dem Hals von Jesse White kommt; in seinem Fall ist dies so viel, dass er teilweise übermotiviert emotional wirkt, gerade in höheren Stimmlagen. Seine Klasse ist jedoch unbestreitbar und sorgt in einigen besonders geladenen Momenten für Gänsehaut, weil er sich in den Protagonisten der Story hineinversetzt.

Die Stücke bewegen sich bei meist längerer Spielzeit als fünf Minuten im mittleren bis höheren Tempobereich; gleichförmiges Doublebass-Wetthoppeln bleibt außen vor. Daraus resultiert eine nicht sofort ansprechende Unaufgeregtheit. Besonders beim ersten Song könnte sich dies fatal hinsichtlich der defizitären Aufmerksamkeit der Zielgruppe auswirken, denn der Chorus will erst gefunden werden. Auch in anderen Stücken verstecken sich die Erwartungen bestätigenden Passagen zwischen manchmal kruden Arrangements. Einige Rhythmuswechsel erklingen regelrecht erzwungen, während an anderer Stelle originelle Ideen auch flüssig umgesetzt werden. Der Titeltrack beginnt mit Bass und sachten Gitarren, stellt den Strophengesang in den Vordergrund und zieht dann urplötzlich an, um mit unbequemen Melodien abzuweisen. Der Chorus ist nicht hymnisch, und nur die Rückkehr zum anfänglichen Klangbild stellt einen Bezug her. „Redemption“ ist ungewöhnlich aufgebaut, gerade in der Art, wie die cleanen Gitarren verwendet werden und sich Straightness mit Kantigkeit abwechseln. Die wiederholte Vocal-Hookline („What have I found...“) penetriert das Gehör.

Narratives bleibt beim Storytelling nicht aus, so dass „Meta Incognita“ den Erzähler beim Tagebuchschreiben vor- und ein Akustikgitarren-Instrumental nachstellt. In elf Minuten „I Am Alone“ hat White Zeit für einem langen, dramatischen Monolog, hinter dem die Musik nicht zusammenbricht; viel mehr ist der Longtrack erstaunlich geradeaus gerichtet, mit Twin Harmonies und dezent klassischen Melodien – wiederum jedoch ohne eindeutigen Verweis auf potentiell artverwandte Gruppen. „Leaves Of Grass“ dagegen – erneut über zehn Minuten lang – erinnert in den gesangsfreien Parts an frühe Maiden-Instrumentalstücke (der Groove von „Losfer Words“). Formal schließt das Stück den thematischen Kreis, indem es das Gitarrenthema des Openers wiederaufgreift.

„Mechanismo“ fällt stilistisch nicht aus dem Rahmen, obwohl es nicht mehr konzeptionell durchnummeriert ist. Die Koordinaten bleiben bestehen: guter Gesang an der Grenze zum Gekünstelten auf der x-Achse mit verspieltem Heavy Metal in der Vertikalen. Mitunter peilen sie die Punkte noch nicht direkt an, doch „KT Event“ am Ende ist eine authentisch-gefühlvolle Ballade ohne querschlagende Elemente.

FAZIT: ANTIQUUS werden es schwer haben, ihr sperriges Material an den Mann zu bringen. Ihre Stücke zeugen von bedachter Komposition, die sich nicht mit den Konventionen des als arschtretend empfundenen Metal deckt. Wenn die Gruppe in diesem Sinne zukünftig schlüssiger schreibt, könnte das dritte Album ein tolles werden. Bis dorthin ist „Eleutheria“ eine erfrischend andere Power-Metal-Scheibe.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 6333x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 9 von 15 Punkten [?]
9 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • I – O Captain, My Captain
  • II – Eleutheria
  • III – Metal Incognita
  • IV – Redemption
  • V – I Am Alone
  • VI – Leaves Of Grass
  • Mechanismo
  • KT Event

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was legt ein Huhn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!