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Retreat From Moscow: The Illusion Of Choice (Review)

Artist:

Retreat From Moscow

Retreat From Moscow: The Illusion Of Choice
Album:

The Illusion Of Choice

Medium: CD/Download
Stil:

Progressive Rock

Label: White Knight Records/Just For Kicks
Spieldauer: 58:32
Erschienen: 21.11.2025
Website: [Link]

Macht man sich heutzutage nicht schon automatisch verdächtig und wird als Kriegstreiber und Putin-Versteher eingestuft, wenn man in seinem Bandnamen die Hauptstadt Russlands trägt?
In Deutschland garantiert.
Bisher scheint das bei den britischen Europa-Exitern zum Glück noch nicht ganz so weit zu sein. Denn RETREAT FROM MOSCOW aus UK legen uns mit ihrem bereits dritten Album eine feine progressive Rockreise durch die Siebziger vor, bei denen sie sogar auf einem Song („Earth-Stepper“) von LES PENNING – vielen sicher durch seine Flötentöne von MIKE OLDFIELDs „Ommadawn“ bekannt – begleitet werden.


RETREAT FROM MOSCOW, die sich für ihr erstes Album „The World As We Know It“ (2022) nach ihrer ursprünglichen Gründung im Jahr 1979 (sowie einer ab 1981 langen Pause) und dem schon überraschend kurz darauf folgenden „Dreams, Myths And Machines“ (2023) weit über 40 Jahre Zeit ließen, scheinen nun tatsächlich auf den Studioalbum-Geschmack gekommen zu sein und legen mit „The Illusion Of Choice“ das Aller-guten-Dinge-sind-drei-Scheibchen vor, auf dem sie erneut deutlich dem melodiösen, retrolastigen Progressive Rock huldigen.
Auch dass sich nunmehr das Label von ROBERT REED der Band angenommen hat, sagt viel über deren in Richtung MAGENTA – allerdings mit männlichem Gesang – tendierende retro- und neo-progressive Musik aus, die nicht auf Experimente, sondern die eher straighteren Strukturen und Rhythmen setzt.

Nach dem von LES PENNING anfangs mit viel Flöte gestaltetem und vorrangig auf Akustik setzenden „Earth-Stepper“ erweist sich das folgende „Bones Will Sing“ als ein besonders ansprechendes Stück, wozu vordergründig das auffällige Harfenspiel und der Gesang von MAGENTAs Christina Booth beitragen. Gleiches gilt für das GENESIS-geprägte „Polina“, bei dem mit dunkler Frauenstimme Jillian Slade zum beeindruckenden Einsatz kommt. Genauso dunkel wie ihre Stimme sind auch die Themen auf dem Album, die sich mit den Schattenseiten unserer derzeitigen, nicht gerade rosig erscheinenden Weltlage auseinandersetzen. Natürlich liegen den Musikern gerade diese Themen am Herzen, was bereits aus ihrem Bandnamen hervorgeht, über den hier kurz die (historische) Aufklärung gegeben werden soll: RETREAT FROM MOSCOW benannten sich nach dem berühmten Konflikt von Napoleons Rückzug aus Moskau im Jahr 1812.
Ihrem Bandnamen und der gegenwärtigen kriegerischen Situation in der Ukraine gerecht werdend, beziehen sich die vier Bandmitglieder gleich in zwei einerseits melodramatischen, aber andererseits auch kämpferisch wirkenden Stücken auf diese bedrückende Kriegssituation rund um die Ukraine („Polina“ und „Snowfall Roads“).


„Black Mist“ präsentiert dann zum „The Illusion Of Choice“-Abschluss erstmals deutlich floydianischen Gitarrenklang und breit ausladende Keyboard-Flächen. Gut, dass der britische Prog-Vierer auf Abwechslung und thematische Tiefe setzt und diese zugleich mit dem 12-seitigen Booklet, in dem alle Texte nachgelesen werden können, untermauert.

Weitere Themen auf „The Illusion Of Choice“ drehen sich um die angelsächsische Mythologie, Verhaltensmanipulation und – ganz besonders spannend – die Geschichte von der Nahtoderfahrung ihres Bassisten Tony Lewis als Teenager, die in „Navigators of the Trym“ aufgegriffen wird.

RETREAT FROM MOSCOW klingen demnach nicht nur musikalisch progressiv, sondern auch von ihren weit ausladenden, emotionalen Texten her. Und dass sie dabei so weit gehen wie mit besagtem „Navigators of the Trym“ ist bewundernswert: „You and me / Knee deep in water / Following the river / It's gotta be sink or swim“.
Wollen wir hoffen, dass die vier Prog-Briten auch zukünftig nicht untergehen werden.

The Illusion Of Choice“ spielt in seiner Gesamtheit mit der Tragik von Überleben oder Untergang, Glück oder Unglück, Krieg oder Frieden, Leben oder Tod. Ein Auf und Ab, das man in der Musik hinter dem dritten RFM-Longplayer nicht nur hört, sondern zugleich spürt.


FAZIT: Der Multiinstrumentalist und Sänger von RETREAT FROM MOSCOW, John Harris, bringt die Wirkung hinter deren drittem, progressiv rockendem Album „The Illusion Of Choice“ auf den Punkt, wenn er feststellt: „Das neue Album hat unseren charakteristischen Sound bewahrt und zeigt zugleich eine deutliche Weiterentwicklung. Die Songs sind abwechslungsreich und enthalten neue Klangfarben wie keltische Harfe und Mandoline – Instrumente, die mir vertraut sind, aber bisher nicht in unserem Prog-Rock-Kontext auftauchten.“ Hinzu kommen noch starke Gastauftritte der beiden Sängerinnen CHRISTINA BOOTH und JILLIAN SANDERS sowie des Flötenspielers LES PENNING und zeitkritische Texte. So gesehen moderner Progressive Rock im alt(bekannt)en Klang- und Klage-Gewand, der die guten alten Siebziger in ihrer ganzen Schönheit wiederbelebt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 147x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • The Illusion Of Choice
  • Earth-Stepper
  • Bones Will Sing
  • Navigators Of The Trym
  • Polina
  • Snowfall Road
  • Black Mist

Besetzung:

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