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Karl die Große: Aufgehoben (Review)

Artist:

Karl die Große

Karl die Große: Aufgehoben
Album:

Aufgehoben

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Indie-Pop, Electronica, Rap/Spoken Word, Singer/Songwriter

Label: Blackseat
Spieldauer: 44:34
Erschienen: 29.08.2025
Website: [Link]

Die aus Leipzig stammende, aber inzwischen an den Chiemsee umgezogene Künstlerin WENCKE WOLLNY – oder KARL DIE GROSSE wie sie sich und ihr Musikerkollektiv auf der Bühne bezeichnet – ist durch eine Vielzahl verschiedener Projekte gut ausgelastet. So spielt sie in der Band von Dota Kehr mit, ist in das Allstar-Projekt ARTUR & VANESSA von FRANCESCO WILKING und MORITZ KRÄMER involviert (an dem außer ihr selbst auch MALTE HUCK, BENEDIKT REISING, CATT, LIV SOLVEIG und PASCAL EL SAUAF beteiligt sind) und arbeitet weiterhin an Theaterprojekten wie Schillers „Die Räuber“ mit, für die sie eigene Songs schreibt, welche die Handlung umrahmen.

Da braucht es schon eine gute Organisation, um das immerhin seit 2013 bestehende Projekt KARL DIE GROSSE mit neuem Material versorgen zu können. Wollny löste das Problem für ihr drittes KDG-Studioalbum „Aufgehoben“, indem die Songs nicht wie bisher in einem Rutsch eingespielt wurden, sondern an verschiedenen Orten in Tour-Pausen, was zu einem noch eklektischeren Klangbild führte, als auf den ersten beiden Alben – aber auch dazu, dass sich ihre vielen Projekte ein wenig vermischten.
So wurden auf „Aufgehoben“ nicht nur die Parts ihrer Band, sondern auch Gast-Beiträge von etwa FRANCESCO WILKING, GERD BAUMANN und SEBASTIAN HORN von der Band DREIVIERTELBLUT oder MAX PROSA als Co-Autoren und Gesangspartner eingebunden. Beide Stücke („Schwere Kindheit“ und „Dreh Dich Nicht Um“) sind während der Produktion des Theaterstücks „Die Räuber“ entstanden.


Zusammengehalten wird alles von Wollnys musikalischer Experimentierlust und ihrem Sinn für poetische Texte, die sich in unterschiedlichen Ausprägungen in den Songs zusammenfinden. Das reicht dann von klassischem Songwriter-Futter wie dem Opener „Zielloses Blatt im Wind“ oder dem von MAX PROSA vorgetragenen „Sonnendeck“ über experimentelle Elektronika à la „Linien aus Kreide“, R'n'B-Vibes in dem als Rezitativ angelegten Track „Hinlegen“ bis hin zu Hip-Hop-Vibes im abschließenden Song „Niemals Fame“ (bei dem Co-Produzent LUKAS ROTH unter seinem Performer-Pseudonym BUSTLA gefeatured wird).


Besonderer Bestandteil fast aller Tracks sind Wollnys und ANTONIA HAUSMANNs Beiträge mit Blasinstrumenten – wobei es der Künstlerin wichtig ist, festzuhalten, dass es dabei nicht nur um den Klang der Instrumente, sondern auch die Atemgeräusche beim Luftholen ging, welche sie bewusst als eigenes Klang-Element mit einband. Das ergibt dann jene Art von „luftigem“ Soundmix, den KARL DIE GROSSE und LUKAS ROTH in Kombination mit den ausgeklügelten Chor- und Harmonie-Vocals, die als zusätzliche Instrumente konzipiert wurden, anstrebten.

Der Gedanke, das Material durch solche Effekte wie die Beiträge von Keyboarder SIMON KUTZNER, das Zusammensetzen verschiedener Songfragmente wie auch ungewöhnlicher harmonischer und melodischer Wendungen anzureichern – ohne dabei den Zuhörer irritieren zu wollen - ist dabei ausdrücklich ihr erklärtes Ziel, wobei sie sich niemals mit der erstbesten Idee zufriedengibt, sondern stattdessen als Künstlerin stets den jeweils am wenigsten begangenen, interessanteren Weg beschreitet.


Das Thema des Albums dreht sich um eine Heldenreise von zwei Charakteren, die auf unterschiedliche Weise mit Ängsten umgehen, und ihrer Sehnsucht danach, sich 'Aufgehoben' fühlen zu können. Im zentralen Song des Albums, der fast schon epischen, organischen Pop-Nummer „Ein Blick“, geht es demzufolge um Selbstverleugnung, Verweigerung und Schuldzuweisungen, aber auch um Empowerment und Akzeptanz. Wie im Brennglas werden alle Elemente des Albums in diesem Stück auch auf poetische Weise verdichtet. Ähnlich wie in den Gedichten von MASCHA KALEKO, die Wollny besonders schätzt und die sie bereits zusammen mit DOTA KEHR interpretiert hat.

Unterm Strich ist „Aufgehoben“ auf diese Weise das bislang vielschichtigste und auch abwechslungsreichste KARL DIE GROSSE-Album geworden, wobei das Ende der Fahnenstange damit bestimmt noch nicht erreicht ist, denn bei den Sessions zu „Aufgehoben“ fiel bereits zusätzliches Material für ein weiteres Album an, dessen Veröffentlichung für das nächste Jahr geplant ist.


FAZIT: Wenn es darum geht, unglaublich viele musikalische, philosophische, poetische, stilistische und instrumentale Ideen in einem letztlich erstaunlich schlüssigen Sound-Universum zu einem bunten Potpourri zusammenzufügen, ist WENCKE WOLLNY bzw. KARL DIE GROSSE ganz vorne mit dabei. Das dritte KDG-Album „Aufgehoben“ jedenfalls überzeugt in dieser Hinsicht auf ganzer Linie.

Ullrich Maurer (Info) (Review 50x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Zielloses Blatt im Wind
  • Runterkommen
  • 70 qm
  • In Raketen durch die Nacht
  • Schwere Kindheit
  • Dreh Dich nicht um (feat. Dreiviertelblut)
  • Bau nicht auf mich
  • Linien aus Kreide
  • Zerquetschte Tomaten
  • Ein Blick
  • Hinlegen
  • Vom Sonnendeck (feat. Max Prosa)
  • Voyager
  • Niemals Fame

Besetzung:

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