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Engelsstaub: Seelengeleiter (Review)

Artist:

Engelsstaub

Engelsstaub: Seelengeleiter
Album:

Seelengeleiter

Medium: LP/Download
Stil:

Dark Wave, Gothic, Neo-Folk

Label: Apollyon
Spieldauer: 38:20
Erschienen: 29.11.2024
Website: [Link]

Es gibt Momente, in denen klingen ENGELSSTAUB im völligen Gegensatz zu ihrem Bandnamen ziemlich teuflisch – so als wären sie die finsteren Boten aus dem Untergrund, welche auf die Erde gekommen sind, um die Apokalypse zu verkünden. Und das gleich zweisprachig: in Englisch und Polnisch, während die beiden Himmelsanbeter voll und ganz auf akustische wie elektrische Gitarren und jede Menge programmierte Sounds setzen, die sich durch den Dark Wave und Gothic wie Neo-Folk graben.


Der schauerliche Charakter des gesamten Albums ergibt sich bereits durch das Album-Cover, dessen Motiv aus dem Jahr 1898 stammt, von Adolf Hirémy-Hirschl ist, den Titel „Die Seelen am Acheron“ trägt und in der Wiener Galerie Belvedere ausgehängt ist. Entdeckt haben es ENGELSSTAUB bei einer Recherche im Netz unter dem Begriff, den jetzt ihr Album trägt. Und da die Geschichte hinter dem Bild, das sich auf die griechische Mythologie bezieht, so schön gruselig ist wie auch die Musik auf „Seelengeleiter“ klingt, sei diese hier kurz erzählt: „Die Seelen der Toten ließen sich eines Tages in Menschengestalt am Ufer des Acheron nieder. Begleitet vom Seelenführer Hermes Psychopompos warteten sie ruhelos auf die Überfahrt in die Unterwelt, während sich am Fluss bereits der Kahn des Fährmanns Charon nähert.“ Stimmungsmäßig passt das bestens zur Musik hinter „Seelengeleiter“ ebenso wie zu den Texten, die am Ende auf der Insel des Todes, wiederum polnisch gesungen, ihr Ziel finden.


Immer wieder treffen auch akustische Gitarren und klassisch anmutende Klänge auf rabenschwarze Electronics und basserfüllte Klangwelten sowie mitunter technoide Rhythmen, die einem angstvoll entgegenhämmern, plus männliche wie weibliche Stimmen, welche mitunter himmelsgleich (besonders die weiblichen Gesänge) wie höllenfeurig ihre Schönheit entfalten. Da spürt man durchaus den musikalischen Atem von DEAD CAN DANCE oder den avantgardistischen, psychedelischen Post-Industrial-Hauch von PSYCH TV oder COIL.


Zudem ist die konsequente Entscheidung des Dark-Duos ENGELSSTAUB, ihr Album nur als LP zu veröffentlichen, schon, neben der Cover-Bild-Größe, auch in der Beziehung klug ausgefallen, da sie so ihre Ideen und Kompositionen regelrecht komprimieren und abwechslungsreich wie gezielt auf den Punkt bringen. Keine ausgelatschten Längen, übertriebene Soundflächen oder sich wiederholende Rhythmus-Gerüste bzw. Stimmungen, die einschläfernd erscheinen. Die neun Songs verbreiten ihre Atmosphäre voller Spannung und mit extrem fetten Vinyl-Sounds, die einem aus den Boxen entgegenwummern.


Besonders beeindruckend sind die beiden polnischen Stücke des Albums, wobei sich „Lament Rusalki“ auf den polnischen Volksmythos aus der vorchristlichen, slawischen Tradition bezieht, in der die Gewässer mit Wassergeistern, die Rusalka genannt wurden, bevölkert waren. Der Legende nach handelte es sich dabei um die Geister toter junger Frauen, die ruhelos auf der Erde umherwanderten, weil ihnen besagter, dem Album seinen Namen verleihender, Seelengeleiter verwehrt worden war, was sie nun beklagen. Auch der Album-Opener „Asphodelila“ (eine Blumenwiese, auf der ruhelos die Seelen als Schatten umherirren) dreht sich um eine ähnliche Thematik.

Und so begleiten wenigstens wir Hörer die „Seelengeleiter“ und hoffen, dass alle Freunde guter Klangwelten aus der Dunkelheit mit diesem Album ihren Seelenfrieden finden werden. ENGELSSTAUB jedenfalls sind dabei wirklich absolut überzeugende musikalische Begleiter, denen bei dieser LP ein beeindruckendes Werk zwischen finsterer Tiefe und staubigen Engelsklängen, die durchaus auch mal in Richtung Himmel streben dürfen, gelungen ist.


FAZIT: Mit „Seelengeleiter“ gelingt dem Dark-Wave-Folk-Duo ENGELSSTAUB ein mystisches wie mythologisches Stück Musik, in dem es sich um die im Stich gelassenen, ruhelosen Seelen dreht, denen nur der „Seelengeleiter“ den Weg zur ewigen Ruhe weisen kann. Und dieses – nur als richtig gut klingende LP oder Download veröffentlichte – Album ist hierfür der ideale musikalische Begleiter, bei dem sich Dark Wave und Neofolk, antiquierter Gothic und moderne Neoklassik, aber auch Vintage-Sounds mit viel Gitarre, beeindruckendem Gesang sowie englischen wie polnischen Texten vereinen. Mit all der melancholischen wie auch druckvoll rhythmischen, manchmal sogar etwas Post-Industrial-Atmosphäre ergibt sich eine rundum spannende Mischung, die einem gruselnde wie bewundernde Reaktionen abverlangt. Nicht nur für Kuttenträger und Schwarzromantiker bestens geeignet!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 62x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (18:53):
  • Asphodelila (5:31)
  • Fading In The Dark (4:18)
  • Lament Rusalki (4:40)
  • Lux Et Veritas (4:24)
  • Seite B (19:27):
  • Sternenlicht (4:36)
  • The Sick Muse (4:02)
  • The Truth Lies Beyond (4:21)
  • Silence (3:34)
  • Wyspa Umarlych (Isle Of The Dead) (2:54)

Besetzung:

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