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Whowhooz: Whowhooz (Review)

Artist:

Whowhooz

Whowhooz: Whowhooz
Album:

Whowhooz

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Dark Surf, Folk, Americna, Psyche, Rock

Label: Krakenduft Records
Spieldauer: 40:36
Erschienen: 23.02.2024
Website: [Link]

Die Krake duftet wieder – und das bedeutet: Uns erwartet ein weiteres spannendes und zugleich unberechenbares Musikerlebnis aus dem Label-Hause Krakenduft Records. Diesmal also WHOWHOOZ aus dem wunderschönen Dresden, das so gerne mit 'Braune Grütze'-Meldungen überzogen und in ein völlig falsches Licht gerückt wird. Ja, auch aus dieser sächsischen Hauptstadt gibt’s jede Menge Gutes zu berichten, so zum Beispiel, dass sich dort mit besagter Band samt seltsamen Namen ein hochinteressanter Musikgenuss befindet, der den hohen künstlerischen Anspruch der Landeshauptstadt ein weiteres Mal bestätigt. Und schon die Ankündigung dieser selbstbetitelten LP erscheint verdammt vielversprechend und verweist darauf, wie viel Zeit und Leidenschaft sich dahinter verbergen müssen: „Glitzer in der Wolkendecke: Die Dresdener Band WHOWHOOZ präsentiert nach zehn Jahren endlich ihr Debütalbum.“

Viel Zeit also, die bis zu diesem schwarzrilligen Musikereignis ins Land ziehen musste. Am Ende sind es zehn Songs – so gesehen für jedes Jahr einer – die sich hinter dem schwarzen LP-Cover mit Goldaufdruck verbergen.
Ebenfalls schwarz ist die bedruckte LP-Innenhülle, auf der man zudem alle Texte findet, die mehr als lesens- und hörenswert sind. Ja, die Dresdner sind eben keine Würstchen wie die Berliner oder Thüringer, sondern ein pures Dresdner Allerlei, das sogar für die Ohren und den Geist verdammt schmackhaft ist, besonders wenn man auf melancholischen Dark-Surf voller hypnotischer Melodien und dem Hang zu berauschendem Pathos steht – und mit solchen höllischen Textzeilen wie: „But all the lies break me inside / Starring at you with devil eyes“ („Fire In The Sun“) oder Songtiteln wie „Who Gives A Fuck“ bis hin zu „Psychomoss“, in denen sich die Band auf seltsame Weise selber besingt („I'm feeling high and the beat is low / I'll take you down to the Whowhooz Show“), klarkommt. HuHu und WinkeWinke – wir haben verstanden!
Oder aber dass sie statt in Rollender-Steine-Manier nicht etwa für den Teufel Sympathie empfinden, sondern mit „Sympathy For Tears“ für die Tränen, welche viel zu oft fließen müssen, wenn der Teufel mal wieder Hand angelegt sowie sein Unwesen und Unglück verbreitet hat: „They say when you follow the raging dogs / You'll never you'll never know“.

Mit „Se ci sei“ gibt’s gar einen italienisch gesungenen Song um die Ohren, der uns mitteilt: 'Uns gibt es auch'. Und das erfolgt in beständiger Wiederholung. Während ein extrem finsterer, anfangs nur singend geflüsterter Americana-Song wie „Fire In The Sun“ uns tief auf die Schattenseite unseres Daseins schubst, ähnlich wie bei einem JOHNNY CASH auf seiner Reise durch die „American(a) Recordings“. Überhaupt geben sich der Folk samt Country-Flair genauso wie der Indie Rock und gar psychedelisch angehauchte Songs, von denen viele nach den guten Siebzigern – irgendwo zwischen den BEACH BOYS und WILCO – klingen, auf „Whowhooz“ ein illustres Stelldichein und lassen sich nicht für irgendeine Schublade kategorisieren. Stimmungsmäßig schimmert aber immer eine deutliche Portion Melancholie durch, die sich manchmal sogar in vorsichtigen Glitter-Rock/Pop-Schielereien auflöst, wie bei dem grandiosen „Mellow Sunday“, der sich dann ironisch von der LP-A-Seite in einer gewissen NICK CAVE-Frechheit mit einem „Who Gives A Fuck“ verabschiedet und sich tatsächlich in psychedelischer Gitarren-Blues-Eruption samt Rückkopplung im Songmittelteil kurzzeitig austobt.

Entspannt ziehen WHOWHOOZ ihre musikalischen Bahnen zwischen den bereits auf der LP-A-Seite entwickelten Stilen auch auf der B-Seite durch und wahren sich so weiterhin ihr zwar optimistisches Gefühl, welches aber immer eine Träne im musikalischen Knopfloch trägt und nur zu gerne in der Zeitmaschine weit zurück in die 60er/70er-Jahre saust, um am Ende mit flotten, elektronisch versetzten Glitzer-Klängen auf „Understand“ für abschließende Verblüffung zu sorgen.
Versuchen da WHOWHOOZ tatsächlich einen Hit rauszuhauen – und erinnern damit den verblüfften Kritiker, der in der DDR großgeworden ist, doch tatsächlich an die guten alten BERLUC, die nicht etwa mit „Hallo Erde, hier ist Alpha“ und „No Bomb“ sondern mit ihrer „Blauen Stunde“ sowie „Reise zu den Sternen“ zwei der schönsten DDR-Titel aller Zeiten zustande brachten, die dummerweise kaum ein Schwein (besonders aus dem Westen) kennt. Doch schließlich kommen WHOWHOOZ ja aus Dresden, womit diese Erinnerungen gar nicht so abwegig sein dürften...

FAZIT: Frisch und knackig aus Dresden kommt das musikalische Dresdner Allerlei mit feinem Krakenduft (Name des jungen Plattenlabels) daher. Und bisher bewiesen die musikalischen Duft-Experten schon immer ein gutes Näschen und Öhrchen – auch im Falle von WHOWHOOZ, die mit ihrem selbstbetitelten Debüt weit ausholen und im Grunde zugleich weit zurück in die Vergangenheit oder weit entfernt bis hin zum America(na) gehen und dabei gerne auch im Surf-, Folk- und Psyche-Rock ihre Erfüllung suchen und finden. Sogar die englischen Texte passen sich dieser Stimmung auf gutem Niveau an und ziehen gemeinsam mit den musikalisch abwechslungsreichen Ideen hinter „Whowhooz“ ihre oft zur Melancholie tendierenden Bahnen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 906x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (22:16):
  • Psychomoss
  • Fire In The Sun
  • Thinking About You
  • Mellow Sunday
  • Who Gives A Fuck
  • Seite B (18:20):
  • Hot Dog
  • Sympathy For Tears
  • Lost Control
  • Se Ci Sei
  • Understand

Besetzung:

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