1984 – also vor 40 Jahren, dem Jahr, das ein George Orwell durch den Zahlendreher in seinem bekanntesten Roman zur finsteren „Big Brother Is Watching You“-Utopie werden ließ (und die wir ebenfalls 40 Jahre später dank eines wilden rot-grün-generierten KI-Überwachungsmechanismuswahns in seiner ganzen Anzeige/Hausdurchsuchungs-Perfidität erleben müssen) – ließen es die SIMPLE MINDS musikalisch im Regen funkeln, ohne zu ahnen, dass ihnen diesmal nicht Wind und Regen ins Gesicht schlagen würden, sondern zu ihrem ersten kommerziellen Durchbruch und Platz 1 in den britischen Album-Charts verhelfen sollte. „Sparkle In The Rain“, das bereits sechste Album der schottischen Rockband kletterte so bis auf die Platin-Ebene, woran sicher auch der englische Plattenproduzent STEVE LILLYWHITE, der sich gerade erst als Produzent von PETER GABRIEL und PHIL COLLINS sowie U2 einen Namen gemacht hatte, einen erheblichen Anteil hatte, da er die Präferenzen der drei benannten Bands/Musiker unüberhörbar auch in „Sparkle In The Rain“ mit einfließen ließ (und sich zum Glück von dem New-Wave-Charakter des Vorgängers „New Golden Dream [81-82-83-94]“ abwendete), das nun zum 40. Jahrestag als „Sparkle In The Rain – Coloured Vinyl Edition“ seine Wiederauflage auf blauem Vinyl feiert.

Mit „Sparkle In The Rain“ waren die SIMPLE MINDS jedenfalls auch bei den Fans von U2 in aller Munde, was nicht nur daran lag, dass beide Bands beim belgischen Torhout-Werchter Rockfestival gemeinsam auftraten, sondern auch daran dass sie gegenseitig starke Sympathien füreinander entwickelten, was diesem SIMPLE MINDS-Album, dessen wichtigster wie erfolgreichster und noch bis heute immer wieder gespielter Song die erste Single-Auskopplung „Waterfront“ war, sehr deutlich anzuhören ist.

Die SIMPLE MINDS schienen alles daran zu setzen, ihr Regen-Glitzer-Album im typischen U2-Stil echt stadiontauglich anzulegen, wobei ihrem singenden Frontmann Jim Kerr eine wichtige Rolle zufiel, denn schließlich besaß seine Stimme ein ähnliches Charisma wie die von Bono. Zudem stellte Kerr selber fest: „Wir haben viel von uns selbst in ihnen gesehen. Das galt aber auch umgekehrt.“
Am besten man hört einfach „The Unforgettable Fire“, das U2-Album aus dem gleichen Jahr, abwechselnd mit „Sparkle In The Rain“ und schon wird klar, wie wahr Kerrs Feststellung ist.

Die zweite Single-Auskopplung nach „Waterfront“ war „Speed Your Love To Me“. Wiederum ein Song der Marke Stadion-Rock mit knackigem Schlagzeugspiel und fetten Gitarren sowie hintergründigen Keyboard-Bombast. Sogar die bekannte britische Folk-Sängerin KIRSTY MACCOLL steuert im Hintergrundgesang ihre Stimme mit bei. Für den Song hatten sich die SIMPLE MINDS bei der „Unchained Melody“ von den RIGHTEOUS BROTHERS bei der Textzeile „God speed your love to me“ bedient.

Aber auch LOU REED huldigen die SIMPLE MINDS gleich auf dem ersten Song der LP-B-Seite mit „Street Hussle“, wobei sie den im Original längeren Song einkürzen, was echt bedauerlich ist. Denn das dreiteilige Original („Waltzing Matilda“ / „Street Hassle“ / „Slipaway“) läuft über 10 Minuten, weswegen die Band für ihre 5-Minuten-Variante nur die erste und dritte Strophe aus „Waltzing Mathilda“ sowie eine Strophe aus dem „Slipaway“-Teil verwendeten. Nun ja – ob das einem LOU REED wirklich gefallen hat, ist die große Frage. Antworten kann der 2013 verstorbene VELVET UNDERGROUND-Frontmann darauf allerdings nicht mehr...

FAZIT: Und genau in dem Stil – irgendwo zwischen U2 und VELVET UNDERGROUND – geht es munter auf dem 1984er-Album der SIMPLE MINDS, ihrem ersten richtig erfolgreichen (Platz 1 in den britischen Album-Charts), weiter, das nunmehr als Geburtstagsausgabe zum 40. in unterschiedlichen Formaten erscheint, wobei diese limitierte Ausgabe von „Sparkle In The Rain – Coloured Vinyl Edition“ auf blauem Vinyl insgesamt doch recht einfach gehalten ist. In der LP-Hülle findet man zwar eine mit geometrischen Figuren bedruckte LP-Innenhülle, die leider keine Texte enthält. Das war's dann aber auch schon. Da ist dann die umfangreichere 4-CD-Box wohl doch empfehlenswerter. Die LP-Sammler allerdings haben nur die eine transparent-blauvinylige Wahl.

PS: Die zum 40. Jahrestag der Erstveröffentlichung veröffentlichte „Sparkle In The Rain“-Box besteht aus vier Discs.
*Disc eins ist ein Remaster des Originalalbums (remastered in den Abbey Road Studios von Andrew Walters unter der Aufsicht von Charlie Burchill).
**Disc zwei enthält B-Seiten und Raritäten, darunter eine Live-Version von NGDs „Hunter And The Hunted“, die den sich entwickelnden Sound der Band zeigt; 12"-Remixe von „Waterfront“ (Steve Lillywhite hat das Schlagzeug geloopt, um ein erweitertes Intro zu schaffen, und entschlackte die Instrumentierung, um einen riesigen, ausladenden Track zu schaffen), „Speed Your Love To Me“, „Up On The Catwalk“ und „A Brass Band In Africa“ sowie „Bass Line“ - das ursprüngliche Instrumental, das zu „White Hot Day“ wurde.
***Disc drei enthält ein Konzert, das am 28. Februar 1984 im Barrowland in Glasgow, der Heimatstadt der Band, aufgenommen wurde.
****Disc vier enthält den Rest des Barrowland-Konzerts und eine BBC Radio 1-Session vom September 1983.

Dazu gibt's ein 36-seitiges Booklet mit ausführlichen Notizen von Simon Cornwell (SimpleMinds.org), Interviews mit Jim Kerr und Charlie Burchill sowie zahlreiche seltene Fotos der Band und Erinnerungsstücke aus dieser Zeit.