War das erste Album von ME AND THAT MAN eine unausgegorene Aufwärmrunde, traf Behemoth-Vordenker Nergal mit der zweiten Scheibe seiner Gothic-Folk-Liebhaberei voll ins Schwarze - und der dritte Streich toppt seinen Vorgänger sogar.

´Black Hearse Cadillac´ wirkt in gleicher Weise wie ein langes, minimalistisches Vorspiel, wie das kurze, Rockabilly-angehauchte ´Got Your Tongue´ mit Chris Georgiadis (Turbowolf) als Outro herhält, nimmt aber mit Stampf-Klatsch-Rhythmus und Hank Von Hells (ex-Turbonegro) beschwörendem Gesang gegen Ende Fahrt auf. Später im souligen ´Goodbye´ - auch hier wird geklatscht - ist Arch Enemys Alissa White-Gluz kaum wiederzuerkennen, wohingegen Devin Townsends Einsatz zum Schluss als Leader eines Chors für den emotionalen Höhepunkt des Albums sorgt.

Dazwischen geht Darski mit der traumschönen Single ´Angel of Light´ - Myrkur am Mikro - und dem treibenden Ohrwurm ´Under the Spell´ - Mary Goore alias Tobias Forge (Ghost) singt - mehr oder weniger auf Nummer sicher. Unter all den hippen Gästen sticht jedoch der allerorts zu Unrecht als "uncool" angesehene ex-Iron-Maiden-Sänger Blaze Bayley hervor, dessen ´All Hope Has Gone´ (Exodus´ Gary Holt und Jeff "Mantas" Dunn von Venom spielen Gitarre beziehungsweise Drums) zu den nicht vorhergesehenen Glanzlichtern von "New Man, New Songs, Same Shit, Vol.2" gehört. Das verhalten heitere Singer-Songwriter-Narrativ ´Witches Don't Fall in Love´ mit Ulver-Samtstimme Kristoffer Rygg setzt einen charmanten Kontrast dazu.

Darski muss einiges an Recherche betrieben haben, um Doug Blair und Chris Holmes (W.A.S.P.) aufzugabeln, wobei im dreckigen ´Losing My Blues´, wo der letztgenannte Gitarre spielt, ex-Immortal-Frontmann Abbath mit seiner versoffenen Stimme der eigentliche Star ist. Apropos abgewrackte Extrem-Metal-Veteranen: Das ehemalige Morbid-Angel-Aushängeschild David Vincent gibt im staubig melancholischen ´Year of the Snake´ einen überzeugenden Johnny Cash ab.

Das aufbegehrende ´Coldest Day in Hell´ mit der charismatischen Stimme von Ralf Gyllenhammar (Mustasch) und das laut-leisendelnde ´Blues & Cocaine´ mit Michale Graves (Misfits) gehen auf ihre simple, reduzierte Art ungefähr in Richtung Garagenblues à la The Picturebooks. Bei einer Beteiligung von Lamb of Gods Randy Blythe an diesem Projekt rechnet man mit einer Down-mäßigen Nummer, weil der Mann seit je auf Phil Anselmos gesanglichen Pfaden wandelt, doch ´Silver Halide Echoes´ erweist sich als bezüglich seiner Stimme (mit Pfeifen) sehr eigenständiger Country-Leisetreter.

FAZIT: Die Bezeichnung "Dark Folk" ist für ME AND THAT MAN mit allen einhergehenden Klischees ein wenig zu eng gefasst. Das dritte Album des Kollektivs aus wechselnden Akteurinnen und Akteuren um Adam Darski besteht aus facettenreichem US-Roots-Rock mit Americana-Noir-Ästhetik über Tod und Teufel sowie Songs im klassischen Sinn, die auf großer Liedermacher-Kunst beruhen. Dass die Beteiligten Prominente aus verschiedenen Bereichen der aktuellen (Gitarren-)Musikszene stammen, verkommt bei so vielen Knaller-Tracks zur Nebensache.