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Gösta Berlings Saga: Sersophane (Review)

Artist:

Gösta Berlings Saga

Gösta Berlings Saga: Sersophane
Album:

Sersophane

Medium: CD/LP
Stil:

Instrumentaler Progressive Rock

Label: Icosahedron Music / Just For Kicks
Spieldauer: 39:01
Erschienen: 23.12.2016
Website: [Link]

Als ich anno 2006 – also vor über 10 Jahren - meine Review zum Debüt-Album „Tid Är Ljud“ von GÖSTA BERLINGS SAGA mit dem Fazit beendete, dass die schwedische Band, die sich nach einem besoffenen Pfarrer aus dem gleichnamigen Roman von Selma Lagerlöff benannte, ein „wahrhaft verborgenes Juwel für alle Freunde von verspielt-progressivem Instrumentalrock“ ist, glaubte ich fest daran, dass sich die Schweden tatsächlich als hoch anerkannte Größe instrumentalen Progs etablieren würden. Doch vier hochwertige Alben später ist dieser Fall leider noch immer nicht eingetreten – eine glatte Schande, denn auch „Sersophane“ ist wieder ein progressives Rockalbum ohne Gesang geworden, das sich durch sehr hohe Qualitätsansprüche auszeichnet, bei der Klangqualität allerdings manchmal etwas schwächelt, da es etwas zu dumpf und mit zu wenigen Höhen aufgenommen wurde. Großartige Musik trifft in diesem Falle auf eine nicht ganz so großartige Produktion.

Auch „Sersophane“ lässt die Herzen aller Freunde von RIO bis Zeuhl, Post- bis Prog-Rock und KING CRIMSON bis MAGMA höher schlagen. Dabei gehen die Schweden mal extrem druckvoll, dann wieder bedrohlich, aber auch völlig entspannt zur Sache. Betrachtet man allerdings das Cover des Albums, dann täuscht es über die Stimmung des Silberlings dahinter hinweg. Denn so entspannt und in zartem Farbton kommt „Sersophane“ nicht daher, wenn man mal von dem auf akustischer Gitarre basierendem Schluss des Albums absieht. Schon der Einstieg mit „Konstruktion“ lässt uns in den ersten Sekunden vermuten, wir hätten uns in ein psychedelisches PINK FLOYD-Instrumental der SYD BARRETT-Ära verirrt. Dann aber kommen sogar ein paar Westcoast-Klänge hinzu und die Musik driftet deutlich in Richtung LONG DISTANCE CALLING oder SUTCLIFFE ab – das beste also, was es in dieser Musikrichtung aus Deutschland zu entdecken gibt.

GÖSTA BERLINGS SAGA setzen laut eigener Aussage nun ihre Version des „nordischen Instrumental-Abenteuers“ dagegen, das „wie die Klippen aus melodisch-schönen, kräftigen Linien, welche wie eine Aura Borealis über der trostlosen arktischen Tundra schimmern, erscheint, um sich dann zu kraftvoll-aggressiven Riffs zu erheben, die an Gletscherwasserfälle erinnern, die in die tiefen skandinavischen Fjorde hinabstürzen“. Eine sehr schöne und in gewisser Weise wirklich passende Beschreibung der abwechslungsreichen Klangwelten auf „Sersophane“.

Über allem aber thront der gut 15minütige „Channeling The Sixths Extinction“, der sogar Erinnerungen an „Eine Nacht auf dem Kahlen Berge“ von der STERN-COMBO MEISSEN weckt und sich in den unterschiedlichsten Stilen und Stimmungen auslebt. In diesem Falle trifft skandinavischer auf amerikanischen und britischen Prog der deutlich härteren, experimentelleren Spielart. Absoluter Höhepunkt des Albums!

FAZIT: Auch Album Nummer vier der schwedischen Instrumental-Progger mit Hang zur Heimat-Literatur zeichnet sich erneut durch eine gute Mixtur progressiver Vielfalt aus. Und wieder fragt man sich nach „Sersophane“ woran es wohl liegt, dass dieses schwedische Quartett noch immer nur in einer Nische vor sich hindümpelt, statt ein gehöriges Wörtchen bei den ganz Großen Instrumental-Bands progressiven Rocks mitzusprechen. Auf jeden Fall sollte man sich den Namen GÖSTA BERLINGS SAGA nicht nur merken, sondern auch als ganz besondere Prog-Delikatesse im Schälchen „Instrumental“ ablegen. Wer nach „Sersophane“ und den drei Vorgängern noch immer nicht auf den Geschmack gekommen ist, darf gerne weiter auf seine Fast-Food-Musik-Hausmannskost zurückgreifen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3771x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Konstruktion
  • Sersophane
  • Fort Europa
  • Dekonstruktion
  • Channeling The Sixth Extinction
  • Naturum

Besetzung:

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