Wenn sich das französische Black-Metal-Cameleon BLUT AUS NORD mit den gestörten Amerikanern ÆVANGELIST zu einem Split-Release zusammentun, ist klar, dass hier nur uneasy listening zu erwarten ist. Und – oh Wunder – die Erwartung wird erfüllt.

BLUT AUS NORD schließen irgendwo an ihren 777-Zyklus an, spielen also keinen Black Metal, sondern haben als Fundament repetitive technoide Rhythmen gewählt, über die sie dichte Schichten aus Gitarren und Keyboards legen. Die Bandbreite reicht dabei von einer niederbrechenden Gitarrenwelle im Opener „Evanescent Hallucinations“ bis hin zu im Underground-Techno-Tempel tanzbarem Wahnsinn in Form von „Infra-Voices Ensemble“. Auf Gesang im klassischen Sinne wird weitestgehend verzichtet, vielmehr gehen Stimmfetzen irgendwo in den dicken Instrumentenschichten auf.

ÆVANGELIST sind von jeher ein mächtiges verstörendes Duo, das hier 22 Minuten alles gibt. Dünner produzierter Black Metal, der keine Grenzübertritte Richtung Doom und experimentell dissonant scheut, geisterhaft im Unterton und im Gegensatz zu BLUT AUS NORD mit Stimme, die gelegentlich in ruhigeren Passagen verstörend flüstert oder einfach nur spricht. ÆVANGELIST sind hier auf einem üblen Trip hängengeblieben, der seinesgleichen sucht. Zum Glück.

FAZIT: Zwei erwartungsgemäß verstörende Kapellen haben ihr Black-Metal-Umfeld längst hinter sich gelassen und lassen sich hier hemmungslos gehen. Intensiver Trip.