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Various Artists: Poem - Leonard Cohen in deutscher Sprache (Review)

Artist:

Various Artists

Various Artists: Poem - Leonard Cohen in deutscher Sprache
Album:

Poem - Leonard Cohen in deutscher Sprache

Medium: CD/Download/LP
Stil:

Gescheiterter Versuch der Annäherung an eine Songwriter-Legende

Label: Columbia / Sony Music
Spieldauer: 79:50
Erschienen: 19.09.2014
Website: [Link]


„Weil heute dein Geburtstag ist,
da haben wir gedacht,
wir singen dir ein kleines Lied,
weil dir das Freude macht!

Sogar ein bunter Blumenstrauß,
schmückt heute deinen Tisch
und wenn du ihn in‘s Wasser stellst,
dann bleibt er länger frisch!“

Dieses Liedchen haben wir als Jungpioniere in einem Land, das es heute nicht mehr gibt, gesungen, um einem Geburtstagskind eine große Freude zu machen.
Ach, war das schön!
Nun aber ändern sich die Zeiten und wenn wir mit ein wenig Fantasie ein paar Worte austauschen und durch CD und Player ersetzen, dann können wir den heutigen 80. Geburtstag von LEONARD COHEN mithilfe vieler deutscher Musiker, leider nicht nur der besten, und hervorragenden Textübersetzungen von MISHA G. SCHOENEBERG gemeinsam mit ihm feiern.

Leider habe ich für diese Kritik nur eine unscheinbare Promo, ohne jegliche Texte erhalten. Ein großes Versäumnis, denn bereits nach dem ersten Hördurchgang ist klar, dass dieses Album viel besser als Lese-, statt als Liederbuch geeignet ist. Zum Glück bekommt der Käufer dieser Doppel-LP bzw. Einfach-CD wohl das umfangreiche Textmaterial mitgeliefert. Wäre das nicht der Fall, müsste nämlich eindeutig festgestellt werden, dass die Anschaffung des Albums aus musikalischer Sicht untauglich wäre, was natürlich nicht an den tollen Kompositionen und Textübersetzungen der Cohen-Werke, sondern an die sie interpretierenden deutschen Musiker liegt.

Wer das Wagnis eingeht, sich einem LEONARD COHEN musikalisch zu nähern, der sollte unbedingt ein außergewöhnlich charismatischer Musiker sein. Nicht aber jemand, der dem Größenwahn verfällt und einfach mal so einen Cohen-Song aufnimmt und darüber hinaus die ungemein wichtige Weisheit: „Schuster bleib‘ bei deinen Leisten!“, vergisst.

Nur wenige der auf dieser CD vertretenen Musiker sind in der Lage, solche Herausforderung zu meistern und die Idee hinter dem Album wurde bis zur Unkenntlichkeit verwässert. Eigentlich war schon vor Jahren dieses Projekt geplant und vorbereitet worden, aber nur ein Musiker sollte diese deutschen Interpretationen der Cohen-Texte darbieten - sein Name: RIO REISER. Leider war, fast einem cohenschen Text gleich, Gevatter Tod schneller als Mütterchen Muse und so ruhte diese Idee seit Anfang der 90er Jahre auf Eis! Reiser, dieser Teufelsmusiker der TON STEINE SCHERBEN, wäre wohl einer der ganz wenigen deutschen Musiker gewesen, welcher diesem Experiment Leben hätte einhauchen und Peinlichkeits-Klippen umschiffen gekonnt hätte. So aber geht das Musik-Schiff COHEN mit den deutschen Seeleuten unter, selbst wenn deren Kapitän, ein Texter und Übersetzer, die richtige Richtung vorgibt.

Bereits nach einem akzeptablem Start durch MADSEN wartet MRS. GREENBIRD dann zwar mit interessantem männlichen Gesang auf, aber auch mit einem weiblichen Background, der wie Ernies Quietscheentchen klingt.

Der Tamara-Danz-Ersatz bei SILLY, die Schauspielerin ANNA LOOS, darf dann tatsächlich die deutsche Variante von „One Of Us Cannot Be Wrong“ darbieten - Mensch, da hätten doch gleich SILBERMOND, CHRISTINA STÜRMER sowie JULI und ganz besonders die HOLOFERNES mit ins Boot geholt werden müssen, die sind nämlich deutlich besser. So erhält ein grandioser Text nur belanglosen Allerweltsgesang. Da kommt nicht das entfernteste Cohen-Gefühl auf, genauso wenig wie bei dem folgenden, stark gelispelten, nasalen „The Partisan“, bei dem MAX PROSA trotz aller Trauer eher nach leicht betrunken als stark betroffen klingt.

REINHARD MEY dagegen hört sich genauso wie immer auf seinen oft Pathos geschwängerten Liedermacher-Alben an - so als wäre der Text von ihm, aber er ist eben von L.C.!
Sollte man das in der Musik nicht spüren?
In Meys Version zumindest nicht.

Fast beliebig ließe sich die recht missratene Sänger/innen-Wahl nun weiter aufzählen. Aber es gibt auch ein paar positive Ausnahmen, die vielleicht gerade durch eine recht eigenständige musikalische Auslegung der Kompositionen hervorstechen. Nie hätte ich wohl gedacht, dass ich in diesem Sinne einen PETER MAFFAY erwähnen würde, der eine härter als das Original rockende „First We Take Manhatten“-Version anbietet und überzeugt, wogegen die folgende, fast schunkelartige „Hymne“, mies von MANFRED MAURENBRECHER präsentiert, wieder komplett abkackt. FEHLFARBEN ergeht es dann mit ihrer seltsamen NDW-Version von „Democracy“ ganz genauso. So ähnlich hätte den Song wohl auch ein MIKE KRÜGER gesungen.

Zum Glück gibt es aber auch ein paar Lichtblicke!
Die Versionen von MADSEN, besonders durch den hervorragenden weiblichen Duett-Gesang, ALIN COEN & JOA KUEHN durch die einfache Schönheit des Songs sowie CÄTHE, die bei „Lover Lover Lover“ wirklich etwas von der weiblichen Seite eines Cohen auch stimmlich erstrahlen lässt, und sogar von STEFAN WAGGERSHAUSEN, welcher „Alexandra Leaving“ zwar etwas Schlagerhaftes, aber trotzdem Sentimental-Melodiöses verleiht, überzeugen. Überraschend auch unsere HAGEN, die NIIIIIINAAAA, passt sich mit ihrem arisch-melodramtischen Gesang zu einem Song wie „By The Rivers Dark“ gut an, gerade weil sie nicht mit ihrem divenhaften Verhalten übertreibt, sondern wohl weiß, wen sie da interpretiert.

Allerdings müssen letzten Endes auch noch ein paar Worte zur größten Peinlichkeit auf „Poems“ verloren werden: „Hallelujah“ von den BEAUTIFUL LOSERS. Hinter dem Namen verbergen sich alle auf dieser CD vertretenen Künstler und tun so, als wollten sie aus Cohen eine neue Version von USA FOR AFRICA mit „We Are The World“ werden lassen. Schrecklich ist das und gerade ein Song wie „Hallelujah“ hat das, was diese (wunderbaren) Verlierer - die ihrem Namen wirklich alle Ehre erweisen - hier anbieten, nie und nimmer verdient!

Ob dieses Geburtstagsgeschenk zum 80. von LEONARD COHEN wirklich ein Geschenk an ihn oder nur eine Nabelschau ein paar deutscher Musiker geworden ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Allerdings könnte ich mir gut vorstellen, dass Cohen sich beim Hören dieser CD an eins seiner Lieder erinnern wird: „True Love Leaves No Traces“ - „Wahre Liebe hinterlässt keine Spuren“ - genauso wie dieses Album, so gut es auch gemeint war!

FAZIT: Am Ende wissen wir nach „Poem“, dass wir in Deutschland keine adäquaten Stimmen haben, die wirklich LEONARD COHEN das Wasser oder die Stimmgabel reichen könnten. Zumindest nicht die auf diesem Sampler ausgewählten Stimmen, welche sich zwischen oft schwach bis hin zu häufigem Mittelmaß und ganz seltenem (sehr) Gut bewegen. Auch wirft sich die Frage auf, warum eigentlich nicht charismatische deutsche Stimmen hier vertreten sind, die es garantiert gesanglich besser als viele der hier vertretenen Sänger draufhaben, egal ob sie nun Konstantin Wecker, Toni Krahl, Tilo Lindemann, Dirk Michaelis, Udo Jürgens, Mike Kilian oder Adel Tawil heißen. Grandiose Textübersetzungen eines noch grandioseren Liedermachers werden hier leider viel zu oft an deutsches musikalisches Mittelmaß verramscht.

PS: Wer sich gerne mit allen deutschen Textübersetzungen der Lieder von LEONARD COHEN beschäftigen möchte, der sollte unbedingt mal auf diese Seite von DELTEV BÖLTER schauen, der sich mit viel Leidenschaft und tiefgründigem Wissen der Legende Cohen nähert, ohne je den Anspruch zu erheben, ihn auch wirklich rundum verstanden zu haben!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 7248x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • MADSEN - Hey das ist nicht der Tag zu gehen
  • MRS. GREENBIRD - Leb wohl, Marianne
  • ANNA LOOS - Einer von uns muss sich irren
  • MAX PROSA - Der Partisan
  • TIM BENDZKO - Geschichte Isaaks
  • ALIN COEN & JOA KUEHN - Joan Of Arc
  • REINHARD MEY - Sternblauer Trenchcoat
  • CÄTHE - Lover Lover Lover
  • JOHANNES OERDING - Die Frau des Wanderers
  • JAN PLEWKA - Küss mich bis die Welt vergeht
  • BEAUTIFUL LOSERS - Hallelujah
  • PETER MAFFAY - Zuerst also Manhattan
  • MANFRED MAURENBRECHER - Hymne
  • FEHLFARBEN - Gerechtigkeit
  • STEFAN WAGGERSHAUSEN - Alexandra geht
  • NINA HAGEN - Am dunklen Fluss
  • SUZANNA & KARSTEN TROYKE - Der Sog

Besetzung:

Interviews:

  • keine Interviews
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