THE SKULL und Doom? Da klingelt doch was. So heißt natürlich das unsterbliche Zweitwerk von TROUBLE, den christlichen Doomstern aus Chicago, das mit für das Genre untypisch hohem Gesang von Eric Wagner und dem etwas dynamischeren Tempo auch heute noch zu überraschen weiß. Ob wir das Album noch einmal in der Originalbesetzung werden hören dürfen, ist allerdings mehr als fraglich: 2008 verabschiedeten sich Eric Wagner und Drummer Jeff Olson endgültig von der Band, um unter dem Namen THE SKULL ab 2012 mit dem schon 2002 gegangenen Bassisten Ron Holzner zunächst Material von den ersten TROUBLE-Alben zu performen. Aber das war ihnen nicht genug.

"For Those Which Are Asleep" heißt das Debütalbum, auf dem außerdem noch die Gitarristen Matt Goldsborough (THE GREAT UNKNOWN, ex-PENTAGRAM) und Lothar Keller (DIVINITY COMPROMISED, SACRED DOWN) zu hören sind. Und das hat es in sich! 'Trapped Inside My Mind' verrät gleich zu Beginn, dass TROUBLE-Musiker am Werk sind. Eric Wagner lässt die hohen Stimmlagen zwar aus, das Riffing und das Pendeln zwischen energiegeladenem Midtempo und heulenden Gitarrenharmonien erinnert aber schon an die Meisterwerke der Vorgängerband. THE SKULL kupfern jedoch nicht einfach ab, sondern überzeugen mit starken Songideen, wovon auch die tonnenschweren Riffs in 'The Touch Of Reality' zeugen.

Noch eine Schippe legt das Quintett mit 'Sick Of It All' drauf, in dem das unverschämt schwere Eröffnungsriff mit tollen Akustik-Parts kontrastiert wird. Zum Ende hin wird das Tempo etwas angezogen und der herrlich trockene, von jeglichen Höhen befreite Bass darf ein paar Ausflüge wagen. Überhaupt hat sich Ron Holzner ein paar schwerst geile Basslines ausgedacht, die in jedem Song zum Glück auch deutlich zu vernehmen sind. Mit reichlich Abwechslung geht es weiter: 'The Door' ist ein schleichendes Experiment, das von Orgel- und Pianoklängen getragen und Xylophontönen beendet wird, dessen Solo aber vielleicht ein wenig zu pathetisch geraten ist.

'Send Judas' bietet dann wieder traditionelle Kost, die mit seinem kantigen Hauptriff auf die Kollegen von DOWN verweist. Wenn dann noch der eigentlich recht zurückhaltende Gesang auf seine eigene Weise hängen bleibt, haben THE SKULL nicht allzu viel falsch gemacht. 'A New Generation' riffrockt sich durch die Musikgeschichte und findet ein paar Classic Rock-Elemente, die sich gut in den Gesamtsound einfügen. Das Riffing ist durchgehend spannend gehalten und von höchster Qualität wie z.B. in 'Sometime Yesterday Mourning', das zum Ende hin sogar ein paar fröhliche Noten clever einzubinden weiß. 'Till The Sun Turns Black' ist ein lockerer Rocker mit Ohrwurmvocals, der wie die meisten Songs nach gesunden vier Minuten ins Ziel kommt.

Zu bemängeln gibt es wenig: Der Titelsong ist trotz interessantem Ansatz und akustischen Elementen nicht ganz so spannend wie der Rest, ohne wirklich schlecht zu sein und das abschließende TROUBLE-Cover 'The Last Judgement' hätte nicht unbedingt sein müssen. Nach gut dosierten 50 Minuten ist Schluss, weitere Durchläufe folgen bei allen, die auch nur ein wenig Ahnung von Doom Metal haben.

FAZIT: THE SKULL setzen mit ihrem Debütalbum "For Those Who Are Asleep" ein Ausrufezeichen in die Doom Metal-Szene. Die Band um die drei ehemaligen TROUBLE-Musiker Wagner, Olson und Holzner haben sich trotz unumgänglicher Anleihen aus ihrer Vergangenheit erfolgreich von eben dieser emanzipiert und stellen unter Beweis, was sie alles können. Die Amis geben sich experimentierfreudig, abwechslungsreich und verspielt, was die großartigen, traditionellen Riffs exzellent unterstützt. Damit lassen THE SKULL das letzte TROUBLE-Album meilenweit hinter sich und – was noch viel wichtiger ist - wachsen zu einer richtigen Band zusammen.