Manchmal ist es tatsächlich von großer Bedeutung, zu welcher Jahreszeit ein Album veröffentlicht wird. Hätte "Ruins", das neuste Werk von Liz Harris alias GROUPER, einige Wochen oder gar Monate früher seine Runden im heimischen CD-Player des Rezensenten gedreht, so wäre der Funke sicher nicht so problemlos übergesprungen.

Auf acht Stücken, die größtenteils bereits 2011 eingespielt wurden, entführt die Protagonistin den Hörer auf den Platz neben sich am Klavier. Tierische Laute hallen aus der Entfernung, Regen wird sanft gegen die Fassade geweht, der Duft von Kaminfeuer liegt in der Luft. Die Saiten schwingen, das Holz vibriert, Resonanzen durchdringen den spärlich beleuchteten Raum. Wenn das Instrument nicht gerade für sich selbst spricht, schält sich die fragile Stimme von Liz Harris empor, mehr gehaucht als tatsächlich gesungen, und vermitteln eine von Wehmut und Sehnsucht geprägte Botschaft, deren Worte nur selten verständlich sind. Doch das müssen sie auch nicht. Die bloße Lautmalerei reicht aus, um im Kontext die weißen Seiten zu füllen.

Aus dem Rahmen fallen dabei lediglich das eröffnende "Made Of Metal", das den Hörer mit seinen bloßen Trommelschlägen zunächst auf eine völlig falsche Fährte führt und seine Funktion als Intro völlig verfehlt, sowie das abschließende "Made Of Air", das auf elf Minuten die Transformation von Klavierklängen in Ambient-Flächen dokumentiert.

FAZIT: Aufs wesentliche reduzierte Instrumentierung, puristische Produktion und simple wenngleich wirkungsvolle Arrangements - so einfach kann Musik sein. Wärmstens zu empfehlen für Fans der Kategorie BIRDS OF PASSAGE oder all diejenigen, die sich auf der Suche nach einem Soundtrack für die kalte Jahreszeit befinden.