Australien ist als Kontinent der Extreme immer wieder für eine Überraschung gut – auch wenn die Extrem-Metal-Szene im Gegensatz zu Europa recht überschaubar wirkt, bringt sie doch immer wieder interessante Bands hervor. Im Falle von NORSE gibt es wieder extremen Black Metal, der eigenwillig daherkommt und mit seiner technischen Schlagseite oftmals auch in Death Metal-Spielarten vordringt.

„All Is Mist And Fog“ ist das bereits zweite Album der Australier und bietet eine individuelle Interpretation von Black Metal. Im Gesamtbild könnte man die Band grob als technisch versierte Version von IMMORTAL umschreiben, da sich die Musik stilistisch gern in derartigen Ecken tummelt, aber eben auch oft durch extremes Griffbrettgefrickel glänzt, das man so im Black Metal eher selten zu hören bekommt.

Auch der Sound ist etwas gewöhnungsbedürftig geraten und wird sicher so manchem Schwarzmaler etwas negativ aufstoßen: insgesamt etwas dumpf klingen die Gitarren recht unverzerrt, was zwar jeden Ton erkennen lässt, dem Sound jedoch einiges von seiner Brachialität nimmt. Hat man sich jedoch etwas darauf eingestellt, bieten die Songs eine breite Palette von Elementen. Denn obwohl NORSE klar im Black Metal verwurzelt sind, zeigen die einzelnen Songs doch deutlich auf, wie viele andere Spielarten in die Musik der Band einfließen: so gibt es neben rasend schnellen fast BM-typischen Parts auch vertrackte, fast progressive Parts ('Towards the Shining Sky'), die sich klar vom 08/15-Standard-BM abheben.

So verwundert es kaum, dass „All Is Mist And Fog“ gerade in den ersten Rotationen nicht sofort überzeugen kann, sondern eine gewisse Bereitschaft des Hörers erfordert, sich mit den einzelnen Songs auseinanderzusetzen. Ist man jedoch gewillt, sich etwas intensiver mit der Vision von NORSE's Black Metal zu beschäftigen, gibt es einiges zu entdecken.

FAZIT: Vielleicht sind NORSE nicht der herausragendste Australian Export in puncto Extrem-Metal, aber „All Is Mist And Fog“ muss sich keineswegs vor seinen europäischen Counterparts verstecken. Verspielt vereint die Band den Geist des europäischen Black Metals mit vielen rudimentären Einflüssen, die von melodischen bis hin zu vertrakten Eskapaden so ziemlich alles beinhalten. Aufgeschlossene Fans der Spielart sollten auf jeden Fall ein Ohr riskieren.