Es wird vermutlich Menschen geben, denen „Phantom Antichrist“, das neue KREATOR-Meisterwerk, zu melodisch ausgefallen ist. Wer sich nicht hundertprozentig wohl fühlt mit dem neuen Werk von Mille Petrozza, der könnte sich mit „Dark Reign“, dem Debüt der luxemburgischen Nachwuchsband SCARLET ANGER, ein Methadonprodukt besorgen.

Zwar reicht die Qualität der zwölf Tracks auf „Dark Reign“ (natürlich) noch nicht an das von A bis Z ausgereifte Songwriting der Essener heran, doch für eine Debütscheibe klingt das alles schon sehr ordentlich. Neben Einflüssen von KREATOR schimmert auch manche bekanntere Thrashband aus der Bay Area durch; und obwohl die fünf Musiker den Schwerpunkt eindeutig auf Heaviness legen, vergessen sie nicht, die eine oder andere feine Melodie einzuweben – meist im Hintergrund, so dass hier niemand, der auf kompromisslose Härte steht, über einen verwässerten Sound zu wehklagen braucht.

Die Song bewegen sich zwischen schleppend (vorrangig im zweiten Teil der Scheibe mit neuen Songs) und feist prügelnd (vor allem im ersten Teil, der aus dem Demo „Kill The King“ besteht), Sänger Joe Block klingt so manches Mal so richtig angepisst und schreit sich gar durch die Grenzkontrollen zum Death Metal, kommt aber dann am besten rüber, wenn er sich ein wenig zügelt. Die ganze Band klingt dann am besten, wenn sie wie im abschließenden „My Empires Coming Down“ mit durchdachten Songstrukturen sowie Tempo- und Stimmungsvariationen dafür sorgt, dass auch ein sechsminütiger Song zu keiner Sekunde langweilig wirkt.

FAZIT: „Dark Reign“ bietet Thrash Metal der besseren Sorte, der trotz des Schwerpunkts auf konsequenter Härte die Melodien nicht vernachlässigt. Für das Mastering zeichnet übrigens ANNIHILATOR-Chef Jeff Waters verantwortlich, der allerdings den etwas dünnen Drumsound auch nicht gänzlich wegbügeln konnte.