Musikalisch zeigen sich die norditalienischen MELOSUSHI anfangs noch straight und sich vorsichtig hervortastend, doch spätestens ab der dritten Nummer „Aureole“ offenbart sich die Band als mutig und traut sich sowohl in Punk-, Hard Rock-, Indie-Rock, Ska- und gar Noise-Gefilde. Gerade im Kontext zur Musik überrascht es, dass das Quartett keinesfalls an international kompatibler Betextung interessiert ist, sondern in seiner Landessprache nach außen tritt.

Mit Frontdame Chiara haben die drei Musiker, die allesamt Matteo mit Vornamen heißen, auch eine äußerst präsente Person am Mikrofon stehen, die stimmlich um Power und Variation bemüht ist. Doch was „bemüht“ in Arbeitszeugnissen bedeutet, dürfte im Zeitalter der modernen Informationstechnik kein Geheimnis sein. Die gute Frau versucht zwar ihr Bestes, scheitert aber oftmals an ihren eigenen Ansprüchen, denn in den meisten Fällen erscheint der Gesang von Frau Nicoli überambitioniert und unangenehm aufdringlich. Was lasziv sein soll, wirkt peinlich. Was powergeladen sein soll, wirkt übertrieben. Was gesangsakrobatisch sein soll, ist schrill und nervtötend, und was verrucht-rockröhrend und stark wirken soll, erscheint letztendlich wie: So, mein Freund ist ein Arsch, ich lass mich nicht mehr verarschen, ich bin jetzt eine starke, selbstbewusste Frau! Hmpf!“ Nur: Bei Schauspielern sagt man, sie seien gute Schauspieler, wenn man nicht mehr merkt, dass sie schauspielern.

FAZIT: Das Wollen ist mehr als lobenswert, aber in der Ausführung des Gewollten sind noch einige Unwuchten vorhanden, die es auszubügeln gilt. Und so leid es mir auch tut, das sagen zu müssen, aber mit einer GIANNA NANNINI für Arme wird das wohl eher nichts.