Wird man erstmals mit einer für einen selbst neuen musikalischen Komponente konfrontiert, ist es natürlich schwierig, etwas Fachkundiges darüber zu schreiben, denn neben den Kenntnissen in jenem Bereich fehlen logischerweise auch Vergleichsmöglichkeiten. In dieser Situation befindet sich der Verfasser dieser Zeilen bezüglich des afro(-kubanisch)-brasilianischen Teils dessen, was das Multikulti-Trio PEDRA PRETA auf seinem Debüt fabriziert.

Lateinamerikanische, gliedmaßenstimulierende Rhythmen und verspielter Jazz werden mit eher afrikanisch anmutenden Melodien gespickt, wobei die zehn Stücke auf „Your Choice“ vor allem eines ausstrahlen: Leben. Und zwar in all seiner Dynamik und in all seinen Facetten. Temperamentvolles Gewirbel, bedächtige Ruhepausen, Sich-treiben-lassen, wilde Kämpfe und ausgelassene Versöhnungen. Entsprechend vielschichtig und ereignisreich sind die Kompositionen – mal bekommt jede einzelne Partei ihr eigenes Forum, und dann ziehen alle an einem Strang, überwerfen sich, schubsen einen raus. Der holt die anderen dann zu sich. Und so weiter und so fort.

Fast wie selbstverständlich funktionieren die traditionellen und die modernen, die jazzigen und die Latino-Bestandteile miteinander, und niemals kommen einem die kleinen, reich gesäten Instrumentaleskapaden aufdringlich oder selbstverliebt vor, und so etwas erfordert viel Gefühl. Dieses haben Schiavano, Hossn und Reichle in Unmengen in ihrem Blut.

FAZIT: Eine kleine Kostbarkeit ist sie, diese ein stilvolles, ocker-weiß-rot-schwarzes Digipak gebettete Plastikscheibe.