Diese Rezension ist Teil unseres China-Specials. In den nächsten Monaten werden wir Euch haufenweise Bands aus dem fernen Osten präsentieren, die bei uns in Deutschland noch niemand kennt. Am Ende erwartet euch ein großes Feature über die chinesische Rock- und Metal-Szene, das wir mit dem einen oder anderen Interview ergänzen werden.

SMZB sind angeblich die erste Punkband aus Wuhan. Das Layout ihres Albums "Ten Years Rebellion" gemahnt als Collage in Rot, Weiß und Schwarz and die aufrührerische Frühzeit des Genres, die Musik verortet der bewanderte Hörer sofort im Dunstkreis Dropkick Murphys und Flogging Molly - Folkpunk von der chinesischen Mauer?

Jawohl, und SMZB bemühen sich nicht, die eigene Folklore anklingen zu lassen, sondern adaptieren die Melodien der Auswanderer beziehungsweise Eingeborenen der grünen Insel. Die kaum zu vermeidende Ramones-Schlagseite in den eingängigen Singalongs spricht für sich selbst. Da die Produktion ansprechend ruppig geraten ist, kommt gewiss kein Fan der genannten Gruppen zu kurz. Es bleibt allein das Kreuz mit der Authentizität; andererseits machen die Lieder jedoch durchweg Freude. Das naive "Girl's Dream mit verspieltem Bass und fröhlichen Pfeifen ist beispielsweise ein echter Ohrwurm, und die muttersprachlichen Titel wurden im gleichen Stil gehalten, klingen folglich kaum exotischer, weil die Musik einfach in ihrer Gänze dem westlichen Kulturkreis verhaftet ist. Wer sich daran nicht stößt, hat einen Heidenspaß mit dieser Scheibe, wobei der Proll-Faktor ungleich geringer ins Gewicht fällt als bei den üblichen Anarcho-Alphamännchen, denn statt stiernackiger Rotschöpfe hat man es hier mit asiatischen Hänflingen zu tun.

Die rotzigen Vocals, in welchen diese Schmalbrüstigkeit zu Ausdruck kommt, sind zudem nicht wie sonst so häufig bei Bands aus dem fernen Osten die Achillesferse, selbst wenn sich alles auf Dauer gleich anhört … aber wer würde dies nicht auch von den Rädelsführern am anderen Ende der Welt behaupten, wenn er die Fanbrille einmal absetzte? "What's Punk Rock", fragen die Jungs in einem weiteren Reißer und schieben ein cooles Solo hinterher. Harsche Gesellschafts- und Staatskritik scheint bei SMZB weniger im Vordergrund zu stehen als Spaß - meint auch "Friends and Beer" und erteilt Sozialismus wie Demokratie gleichermaßen eine Absage, um sich eben den beiden titelgebenden Bereichen zu widmen. Die Lyrics sind in ihrer Blauäugigkeit genauso wunderbar zu lesen wie die akustische Messe im Pogo-Tempel.

FAZIT: Wie in der Kritik angeklungen, versprühen diese Iros wenig Authentizität, wenn man sie allein über ihre Herkunft definiert. Einen anderen Blickwinkel gewinnt man, legt man ihnen die Emulation von Irish-Punk-Gesten als Zeugnis ihrer Entfremdung im eigenen Land aus. Die Musik dazu nimmt durchweg für die Band ein; SMZB ist mit "Ten Years Rebellion" ein Kleinod gelungen, dem Stilreiter unbedingt aufsitzen sollten … teilweise rockt die Gruppe so spaßbringend wie die hiesige Konkurrenz