Manchmal ist es so einfach. Lediglich mit zwei Akustikgitarren und ihren Stimmen schaffen zwei Schweden unter dem Banner LÖNNDOM das schönste Album, das mir seit langem zu Ohren gekommen ist. Ursprünglich aus dem Black Metal (ARMAGEDDA, LIK) kommend, haben S. Sandström und A. Petterson auf "Viddernas Tolv Kapitel" ein Hohelied auf die skandinavische Natur erschaffen, das tief berührt.

Es braucht in der Tat nicht mehr, als die dunklen Stimmen, die akustischen Gitarren, hin und wieder ein Tamburin und ein paar natürliche Hintergrundgeräusche, um seinen Geist auf Wanderschaft zu schicken und in Gedanken durch die weite Natur Schwedens zu ziehen, durch Wälder, über karge Wiesen, schneebedeckte Berge in der Ferne erblickend und die klare Luft einziehend. LÖNNDOM haben die Schönheit ihrer heimatlichen Landschaft in ein akustisches Bild gemalt, das eine Stunde lang fasziniert. Mit unfassbar schönen, melancholischen Melodien, die einem die Tränen der Ergriffenheit in die Augen schießen lassen und Gänsehautschauer über den Rücken jagen, wird hier die Essenz von dunkler, nordischer Musik, also auch von Pagan und Black Metal, gezogen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was für Songs mit diesen dunklen Harmonien in einem harten, dunklen Metalgewand machbar wären...

Die zwölf Songs hier sind indes karg, weit, gedankenverloren und besinnlich und doch fesselnd bis ins Mark. Der Gesang der beiden Musiker ist oft zweistimmig, manchmal auch nur lautmalerisch und hat dann etwas schamanenhaftes, skuriles. Oder sie pfeiffen eine einfache, aber hübsche Melodie. Über die gesamte Spielzeit hinweg wird die Musik von natürlichen Geräuschen untermalt: das Geplätscher eines Baches, Vogelgezwitscher, das Rufen einer Eule, das Schreien von Krähen und Raben, der sanft wehende Wind. Man hört das Lagerfeuer, an dem LÖNNDOM sitzen und die Schritte, die sie beim Wandern machen. Unter den Stiefeln raschelt der Waldboden oder knirscht der Schnee.

FAZIT: "Viddernas Tolv Kapitel" ist ein Album, das so gar nicht in unsere hektische, rastlose und stressende Welt passen will und gerade das macht es so schön, so außergewöhnlich und so wertvoll. Am besten dimmt man das Licht, schließt die Augen und lässt sich einfach treiben, während man den Klängen lauscht, die LÖNNDOM uns hier schenken. Darüberhinaus ist das Album ein weiterer Beweis dafür, dass die interessanteste dunkle Musik derzeit aus dem thüringischen Eisenach kommt, denn dort ist die Eisenwald Tonschmiede, mein derzeitiges Lieblingslabel, beheimatet.