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Porcupine Tree: In Absentia (Review)

Artist:

Porcupine Tree

Porcupine Tree: In Absentia
Album:

In Absentia

Medium: CD
Stil:

New Artrock / Alternative

Label: Lava
Spieldauer: 68:14
Erschienen: 24.09.2002
Website: [Link]

Was anfangs als ein Scherz gedacht war, hat sich inzwischen zu einer der gefragtesten Prog Rock-Bands des neuen Jahrzehnts gemausert: PORCUPINE TREE. Es ist offensichtlich, dass die Jungs um Songwriterkönig Steven Wilson gehyped werden bis zum geht nicht mehr, immer mehr Gruppen nennen den Stachelschweinbaum als größte Inspirationsquelle und nicht wenige gehen sogar so weit, und versuchen deren Sound 1:1 zu kopieren. Was natürlich noch nie gelungen ist.

Zu einzigartig ist die Mischung aus Alternative, Indiepop, FLOYDschen Soundgemälden, trippigen Elektrosounds, harschen Gitarrenriffs und ohrwurmigen Melodien und Hooklines. Zu einzigartig ist auch die Produktion, keinen Augenblick verwaschen oder dünn, sondern stets kräftig und auf den Punkt kommend. Letzteres hat für einschlägige Progacts schon immer ein Problem dargestellt. Wahrscheinlich sind PORCPINE TREE deshalb so erfolgreich: Ihre Fähigkeit SONGS zu schreiben und sich nicht in endlose, überlange Strukturen zu verheddern.

In Absentia“ stellt für viele (u.a. für mich persönlich) den Höhepunkt ihres innovativen Schaffens dar. Steven Wilson, nicht nur Gitarrist und Sänger, sondern auch Produzent, Songschreiber und Komponist sämtlicher Nummern, hat sich mit dem vorliegenden Album vielleicht sogar ein kleines Denkmal gesetzt. Die Rechnung geht hier voll auf: Poppige, intelligente Melodien, die sofort im Ohr haften bleiben, krachende Metaleinschübe sowie verspielte Psychedelic-Experimente erschaffen eine Hitdichte, welche nicht einmal von PORCUPINE TREE selber je getoppt wurde.

Hinzu kommt, dass „In Absentia“ auch einen Wendepunkt in der Diskografie des Stachelschweinbaums darstellt. Wilson wurde deutlich von der Arbeit mit OPETH beeinflusst und hat einiges über Heavy Metal dazugelernt, Gavin Harrison ersetzte Chris Maitland und etablierte einen deutlich wuchtigeren, komplexeren Rhythmus im Sound. Und „In Absentia“ war vor allem eines: düster, depressiv und kalt. Damit stieß der Mastermind vielen Fans vor den Kopf, die erst mal das britpoppige „Lightbulb Sun“ verarbeiten mussten.

Trotz dieser zunächst abweisenden Atmosphäre ist „In Absentia“ bei mir immer die erste Wahl, wenn es um das Präsentieren meiner persönlichen Lieblingsband geht. Diese Scheibe bietet alles, was jedem Fan von Folk, Pop bis hin zu Prog und Metal begeistert.

Allein die knackigen Anfangsriffs in „Blackest Eyes“ dürften jeden Rocker dahinschmelzen lassen. „Trains“ und „Lips of Ashes“ sind die ruhigere Wahl, speziell ersterer ist überraschend radiotauglich gehalten, kommt dabei aber keinesfalls Mainstreamig daher – und wird übrigens immer noch Live von der Band gerne herrlich locker runtergeschrammelt. Wer jetzt immer noch nicht gebannt ist von dieser sehr eigenen Mischung aus PINK FLOYD, RADIOHEAD, CROSBY,STILLS,NASH&YOUNG und TOOL sollte schleunigst einen Ohrenarzt aufsuchen oder sich „The Sound of Muzak“ reinziehen. Was für ein klasse Refrain!

„Gravity Eyelids“ und „Wedding Nails“ bilden dann sozusagen das Hindernis für jeden, der gedacht hat, er hätte es mit einem dritten „Stupid Dream“ zu tun. Hier wird intensiver Triprock mit wuchtigen, düsteren Riffs zelebriert, bis sich die Balken biegen – für jeden Headbanger eine willkommene Abwechslung. „Prodigal“ bildet den Auftakt für den zweiten Teil des Albums und bei „.3“ wird’s sogar richtig bombastisch, ganz im Stile der Postrockgötter von GY!BE. „The Creator Has A Mastertape“ ist ein verschrobenes Industrial-Experiment, wenn man so will der Schwachpunkt der Platte. „Heartattack In A Lay By“ drückt nochmal richtig auf die Tränendrüse bevor das doomige „Strip the Soul“ uns in den finstersten Abgrund des gesamten Albums zieht. „Collapse The Light Into Earth“ ist ein todtrauriger Abschluss, simpel, aber keinesfalls primitiv.

So viele Gefühlswelten innerhalb einer Stunde, von himmelhochjauchzend bis hin zur düstersten Depression – ich zumindest kenne kaum ein Album, das so etwas fertigbringt.

FAZIT: Wer PORCUPINE TREE immer noch nicht kennt, hat auf jeden Fall etwas verpasst. Hype hin oder her, „In Absentia“ ist und bleibt ein Meilenstein inmitten der Schnittmenge aus Alternative Rock und dem „New Artrock“. Abwechslungsreich, intelligent, niemals anbiedernd oder spießig, atmosphärisch und – vor allem – emotional. Ich bin mir auf jeden Fall sicher: Wenn in 20 Jahren wieder neue Bands das Parkett betreten haben und das Zepter des Progressive Rock weitergereicht wird, so wird man inmitten nostalgischer Wallungen an all die alten Heroen denken… deswegen nutzt es aus und stellt euch dieses Album in euren CD-Schrank. Niemand von euch wird es bereuen.

Benjamin Feiner (Info) (Review 12812x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Blackest Eyes
  • Trains
  • Lips Of Ashes
  • Sound Of Muzak
  • Gravity Eyelids
  • Wedding Nails
  • Prodigal
  • .3
  • The Creator Has A Mastertape
  • Heartattack In A Lay By
  • Strip The Soul
  • Collapse The Light Into Earth

Besetzung:

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