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Wacken Open Air 2010 - Freitag - Wacken - 06.08.2010

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Amorphis

Der Freitag beginnt mit einer kleinen Schande. Denn AMORPHIS haben es eigentlich nicht verdient, bereits um 11.45 Uhr auf die True Metal Stage zu müssen. Zudem ist offenbar der Soundmann noch nicht ganz wach, denn beim Opener "Silver Bride" gibt es noch ein paar Probleme mit dem Ton. Doch beim wunderbaren "Sky Is Mine" wird es langsam besser und auch die Band bekommt langsam Spaß auf der Bühne. Besonders Sänger Tomi Joutsen zeigt mit seiner Performance, dass er zu den besseren Frontmännern der Szene gehört. Immer wieder ansehnlich, wie er seine Dreadlocks fliegen lässt. Doch auch der Rest der Band ist aktiv und so freut sich das immerhin zahlreich anwesende Publikum über eine gelungene Show, in der im weiteren Verlauf auch noch "The Castaway", "Against Widows", "From The Heaven Of My Heart" und zum Ende des Sets die Klassiker "Black Winter Day" und "My Kantele" erklingen. AMORPHIS sind ein sehr angenehmer Wachmacher, auch wenn der Sound noch kein hohes Niveau erreichte. (ASZ)



Job For A CowboyVor der Party Stage versammelt sich inzwischen ein Haufen junger Leute in bunten T-Shirts: Zeit für zeitgemäßes Brutalo-Geknüppel und zwar mit JOB FOR A COWBOY. Deren heftiges Geschredder ist zwar nicht unbedingt jedermanns Sache, wird aber mit ordentlicher Tightness dargeboten. Neben dem agilen Sänger Johnny Davy sticht vor allem Bassist Brent Riggs mit seiner feuerroten Kopf- und Gesichtsbehaarung heraus. Von den elf gespielten Songs bleibt am ehesten noch "Lords Of Chaos" im Gedächtnis, wobei Eingängigkeit bei den Amerikanern eh nicht unbedingt weit oben auf der Prioritätenliste steht. Nichtsdestotrotz ein gelungenes Gastspiel, das den letzten Rest an Müdigkeit aus den Knochen bläst. Weiter geht es zu ORPHANED LAND, die vor einem großen und interessierten Publikum aufspielen. Im Gegensatz zum fantastischen Auftritt auf dem Rock Hard Festival ist dieses Mal nur Sänger Kobi in sein Gewand gehüllt, der Rest Orphaned Landder Band präsentiert sich dem Anlass entsprechend in schwarzer Kluft. Da die Zeit schon fortgeschritten ist, erschallt bereits der Hit "Norra El Norra", der vom Publikum frenetisch bejubelt wird. Ein schöner Erfolg für die ungewöhnliche und sympathische Band aus dem nahen Osten. (ASZ)

Während auf der Black Metal Stage noch ordentlich gebrüllt wird, geht es im gut, aber nicht prall gefüllten Zelt wesentlich melodischer und traditioneller zur Sache. Aber dort ist es nicht minder laut. Zu Beginn des Gigs von ASTRAL DOORS ist es viel mehr deutlich zu laut, so dass manch einer die ersten Songs "Call Of The Wild" und "Black Rain" lieber erstmal aus größerer Entfernung verfolgt. Auch Sänger Nils Patrik Johansson hat einige Schwierigkeiten mit dem Sound und verbringt die halbe Zeit des Auftritts mit dem Finger im Ohr. Erst nach der Hälfte des Sets bzw. ab "Evil Is Forever" passt sich die Tagesform des Soundmanns einigermaßen der der Band an. Die Schweden um den wohl körpergrößten Dio-Soundalike ist nämlich bestens aufgelegt und wird von Beginn an auch gut abgefeiert. Ziemlich deutlich stehen hier viele eingefleischte und textsichere Fans vor der Bühne. Überraschenderweise ist diese mit dem drei Jahre alten "New Revelation"-Backdrop verziert, obwohl man von dieser Scheibe keinen Song spielt. Scheinbar hat die Band noch keines zum aktuellen Album, was auch ein wenig über deren immer noch unverhältnismäßig geringen Status aussagt. Dennoch haben ASTRAL DOORS, die seit kurzem nur noch zu fünft sind, im Vergleich zu ihrem ersten Wacken-Auftritt 2004 einen großen Sprung bei den Besucherzahlen gemacht.
Bei denen im Fokus steht wie gewohnt ganz klar der Sangeshüne mit der großartigen Stimme. Da fällt es nicht weiter ins Gewicht, dass die Saitenfraktion etwas zu statisch agiert und auch optisch an alles andere als an Rockstars erinnert. Hymnen der Marke "Power And The Glory" oder "Of The Son And The Father", die alle Fans von DIO und RAINBOW begeistern müssen und hier von einer souveränen Mannschaft präsentiert werden, haben aber ohnehin auch ohne große Show genug zu bieten. "Time To Rock" bringt die Sache dann erst Recht auf den Punkt und hebt die Stimmung noch weiter. Eine halbe Stunde Spielzeit ist für kräftigen Hardrock dieser Güteklasse einfach viel zu kurz und das sieht auch die Band so, sichtlich erfreut über die guten Reaktionen: "Wir gehen nicht von der Bühne und spielen, bis man uns hier runterschmeißt." Wohl niemand im Zelt hätte was gegen eine Verlängerung gehabt, aber nach der Hälfte des abschließenden "Cloudbreaker" war dann leider dennoch schon Schluss. (LS)

Der Name ETERNAL LEGACY dürfte vor dem W:O:A wohl nur den wenigstens Besuchern ein Begriff gewesen sein. Die Amis um die Brüder Vanek waren bisher reiner Underground-Stoff und da wunderte es nicht, dass das Zelt am Freitagnachmittag nicht mal zu einem Drittel gefüllt ist. Dass man in den lichten, aber gut gelaunten Reihen hingegen so einige KIT- und HOA-Gänger entdecken konnte, passte dafür um so mehr ins Bild. Dennoch dürften wohl nicht viel mehr als eine Handvoll der Anwesenden das aktuelle Album "Lifeless Alive" gekannt haben.
Dabei könnte der Vierer aus Ohio mit seiner Mischung aus Power und Thrash Metal durchaus einer größeren und szeneweiten Hörerschaft gefallen; zumal sie live nicht nur härter als auf Konserve, sondern bisweilen auch moderner und bei Songs wie "Shadow Of Revolution" oder der neuen Nummer "The Dead Matter" ziemlich METALLICA-lastig rüberkommen. Dies liegt zu einem gewissen Grad auch an Sänger und Rhythmusgitarrist Jason Vanek. Dessen Gesang ist bei den ersten Songs wie "Souls Of Prey" noch etwas zu leise, dem guten Eindruck tut das aber keinen Abbruch. Mangelndes Engagement kann man sowieso sowohl weder ihm mit seinem wiederholten Sprung in den Fotograben, noch dem Rest der Band vorwerfen. Hat da Leadgitarrist und Band-Sprachrohr Shaun Vanek bei "Lifeless Alive" tatsächlich noch seine Gitarre zerkloppt? Der sieht in seinem MERCYFUL-FATE-Shirt übrigens wesentlich standesgemäßer aus, als der Bassist mit seinem EDGUY-Motiv "Eat Pussy". Verlorene Wette? Oder hat da jemand einfach nur Backstage neue Bekanntschaften geschlossen? Sicher dürfte auf jeden Fall sein, dass ETERNAL LEGACY mit diesem Auftritt ihren Hörerkreis vergrößert haben. Und das ganz sicher nicht nur, weil zum Showende einige CDs ins Publikum geworfen wurden. (LS)

EndstilleLetztes Jahr noch in Interimsbesetzung, läuft die Kieler Fregatte ENDSTILLE nun mit festem Line-Up in Wacken ein. Der neue Mann am Posten ist in der deutschen Black Metal-Szene ein guter alter Bekannter, nämlich Zingultus, den man von Nagelfar und Graupel kennt. Der betritt die Bühne mit weißem, blutverschmiertem Shirt, was irgendwie nach laienhafter Karnevalsköstumierung aussieht und nicht wirklich stylish ist. Ein bisschen seltsam mutet auch an, wie er so über die Bühne stapft. Charisma sieht anders aus, was besonders deutlich wird, als der letztjährige mexikanische Aushilfsschreihals Lugubrem mit auf die Bühne kommt, denn der wirkt viel wilder und martialischer. Was letztlich auch besser zum brachialen Sound passt. Nach der "Feindfahrt" geht es in "Endstilles Reich" und im Laufe des Sets wird bis auf das Debütalbum jede Platte berücksichtigt. Mit "When Kathaaria Falls" wird sogar ein Song vom kommenden Album "Infektion 1813" ins bangende Publikum gedroschen. Zum Ende hin dürfen natürlich "Dominanz" und "Frühlingserwachen" nicht fehlen, Highlight ist aber das göttliche "Bastard". Zwar wäre es auch mal schön, ENDSTILLE bei Dunkelheit sehen zu können, denn das dürfte noch um einiges intensiver ausfallen, trotzdem war es ein unterhaltsamer Auftritt. Wobei man auch festhalten muss, dass die Band sich ihres Status' sehr bewusst ist, was man an der leicht überheblichen Ausstrahlung festmachen kann. (ASZ)

Lizzy BordenBei LIZZY BORDEN ist es mächtig voll im Zelt - könnte man zumindest meinen. Denn hat man sich erstmal durch den Andrang davor durchgekämpft, ist in den Reihen vor der Bühne doch noch genügend Platz. Selbst der Weg nach ganz vorne ist ziemlich unproblematisch und dort ist dann auch der Sound besser  bzw. zumindest der bei den frühen Songs wie "Tomorrow Never Comes" und "Red Rum" doch etwas zu leise Gesang.
Der letzte Festival-Abstecher der Schock-Metaller nach Deutschland zum Keep It True war große Klasse und wirklich schlecht hat man die Band aus L.A. wohl sowieso noch nie gesehen. Das Team an den Instrumenten, darunter WARRIOR-Gitarrist AC Alexander, der seit kurzem das Gitarrendoppel wieder komplett macht, ist diesmal nicht wie zuletzt in seiner Horrorschminke angetreten und ist somit heute ausschließlich für die musikalische Breitwand zuständig. Zu LIZZY BORDEN gehört natürlich dennoch immer eine zumindest kleine blutige Bühnenshow und so setzt der Chef zu "Me Against The World" die Maske auf, schwingt die Axt und verbeißt sich in der tänzelnden Blondine. Und nach "There WillLizzy Borden Be Blood Tonight" gibt es mit "American Metal" nicht nur feinsten 80er-Jahre-Headbanger-Stoff, sondern mit den Tänzerinnen in Stars And Stripes auch was fürs männliche Auge. Das fausthochzerrende "We Got The Power" ist dann beim Publikum der deutliche, vorläufige Höhepunkt. Dem wird dann aber mit dem Ronnie James Dio gewidmeten "Long Live Rock 'N' Roll" (das die Band auch schon zu ihrem Karrierebeginn nachgespielt hat) doch noch eins draufgesetzt. Nach der Bandvorstellung ist die 'Murderess Metal Road Show' dann aber leider auch schon wieder vorbei. (LS)

KamelotNach dem Fotoshoot bei LIZZY BORDEN geht es zur True Metal Stage, auf der KAMELOT mal wieder ein Gastspiel haben. Die waren wie IRON MAIDEN und auch JOB FOR A COWBOY bereits 2008 dabei und da das neue Album auch noch nicht auf dem Markt ist, war es wie immer. Mit viel Pomp und Pathos wird der leicht kitschige Melodic Metal dargeboten, Roy Khan singt toll wie eh und je und die Setlist hat bis auf den neuen Song "The Great Pandemonium" auch kaum Überraschungen zu bieten, wobei man natürlich festhalten muss, dass "Center Of The Universe", "The Haunting (Somewhere In Time)" und "March Of Mephisto" großartige Songs sind. Um im Gegensatz zu 2008 klingen KAMELOT 2010 auch nicht wie vom Winde verweht, so dass man getrost von gelungenem Frühabend-Entertainment sprechen darf. (ASZ)

Aufgrund einer Lücke in der persönlichen Running Order geht es danach kurz rüber zur Party Stage zu TARJA TURUNEN. Aber auch ohne Feind von (den ehemaligen) NIGHTWISH zu sein, ist der Opern Metal der Finnin aus der Entfernung nicht sonderlich begeisternd. Durch ihren überdominaten Gesang klingt alles doch arg eindimensional und tendiert zwischen langweilig und nervig. Aber wäre es nur das: Als sie anfängt, den WHITESNAKE-Klassiker "Still Of The Night" kaputt zu singen (das passt wirklich rein gar nicht), sitzt einem das Grauen im Nacken und es bleibt nur noch die Flucht. (LS)

Die führt nach nebenan zur True Metal Stage, auf der es die W:O:A-Dauerbrenner (ich habe sie dort mindestens schon fünfmal gesehen) GRAVE DIGGER wesentlich besser machen. Es gibt aber auch etwas zu feiern. Das 30-jährige Bandjubiläum nämlich und das hat nicht nur ein paar Gäste zur Folge, sondern schlägt sich vor allem auf die Setlist nieder. Denn die mal wieder neu aufgestellte (also im Vergleich zum letzten Wackenauftritt; Axel Ritt ist ja jetzt schon etwas länger dabei) Teutonen-Metal-Legende spielt das komplette "Tunes Of War"-Album am Stück; ergänzt durch drei weitere Songs.
Die Fans wissen diesen Anlass zu würdigen und nach dem eindrucksvollen Aufmarsch einer 20-köpfigen Pipes & Drums Band zur "The Brave"-Eröffnung, ist schon ab "Scotland United" die Stimmung am Anschlag. Bandchef Chris Boltendahl ist passend zum Thema Schottland u.a. mit Kilt gewandet und haut stimmlich raus, was er kann (es bleibt bei seinem Gesang sowieso auf ewig beim lieben oder hassen). Neben seiner gut abgestimmten, aber wohl auch fest eingewiesenen Mannschaft wird die Bühne im Hintergrund zusätzlich sowohl vom Reaper, als auch von den 'A-Capella-Metallern' VAN CANTO bevölkert, die als Chor agieren.
Und es gibt, wie gesagt, noch weitere Gäste. So erscheint auf der in rotes Licht getauchten Bühne zu "The Ballad Of Mary (Queen Of Scots)" Doro Pesch zum Duett. Unsere Metal-Queen im schwarzen Kleid: das sieht man auch nicht so oft. Die Fans nehmen diese gefühlvolle Atempause dankbar an, schließlich geht es danach mit "The Truth" und "Cry For Freedom" gleich wieder ab. Und zu "Rebellion" kommen dann VAN CANTO auch mal nach vorne, bevor Chris Boltendahl die Nummer von den lauthals singenden Fans übernimmt und gemeinsam mit BLIND GUARDIANs Hansi Kürsch (der hat ja man ganz schön abgespeckt) zu Ende bringt. Beide werden nochmal von zwei Dudelsackspielern unterstützt und dicke Pyro-Fontänen gibt es noch obendrein. Der klare Höhepunkt der Show. Im Anschluss an die Aufführung der erfolgreichsten GRAVE-DIGGER-Scheibe folgen dann noch der Titelsong des aktuellen Albums "Ballad Of A Hangman", mit "Excalibur" eine weitere Hymne und das unverzichtbare "Heavy Metal Breakdown", das noch mal die letzten Kräfte mobilisiert. Eine einmalige Sache, dieser Gig, an dem wohl kaum ein Fan irgendetwas vermisst haben dürfte. (LS)

Wacken-Dauergänger werden sich noch mit Grausen an den SLAYER-Gig 2003 erinnern, bei dem man ab Reihe 20 kaum noch etwas vom viel zu leisen Sound gehört hat. Dafür gab es berechtigterweise jede Menge Kritik und so hofft man auf Wiedergutmachung in diesem Jahr. Und die gibt es in Form einer extrem geilen Best-Of-Setlist, die sich wie folgt liest:

Setlist SLAYER

World Painted Blood
Hate Worldwide
War Ensemble
Expendable Youth
Dead Skin Mask
Seasons In The Abyss
Hell Awaits
Spirit In Black
Mandatory Suicide
Chemical Warfare
Raining Blood
South Of Heaven
Angel Of Death

Daran gibt es natürlich überhaupt gar nichts auszusetzen und da auch der Sound spitzenmäßig (wenn auch sehr laut) ist, wird der Auftritt zum Triumphzug. Vom Geschehen auf der Bühne bekommt man dabei eigentlich nur beim Blick auf die Videoleinwände etwas mit, was allerdings auch selten ist, denn man kann nicht anders, als 75 Minuten lang die Rübe zu all den Hits zu schütteln. Wenn man unbedingt Kritikpunkte sucht, findet man sie in der Tatsache, dass Frontmann Tom Araya nicht jeden hohen Schrei hinbekommt und wegen seiner Rückenprobleme auch statisch agiert, aber wen interessiert das schon bei dem Geballer, das da aus den Boxentürmen kommt? (ASZ)

Als Betthupferl sind IMPERIUM DEKADENZ vorgesehen, die um 1.10 Uhr im Zelt auf der Bühne stehen. Der Publikumszuspruch ist eher gering und aufgrund der Tatsache, dass der eher ruhige Black Metal recht statisch dargeboten wird, hält sich die Begeisterung in Grenzen und der Rückweg zum Zelt wird alsbald angetreten. (ASZ)

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In der Fotogalerie: AMORPHIS, JOB FOR A COWBOY, ORPHANED LAND, ENDSTILLE, LIZZY BORDEN, KAMELOT

Andreas Schulz (Info)

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