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Nighthawks: Paris Dakar - Vinyl-Edition (Review)

Artist:

Nighthawks

Nighthawks: Paris Dakar - Vinyl-Edition
Album:

Paris Dakar - Vinyl-Edition

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Jazz, Rock, Blues, Weltmusik, Lounge- und Nu-Jazz, Fusion

Label: Spinner Ace Records
Spieldauer: 38:22
Erschienen: 24.10.2025
Website: [Link]

Begeben wir uns auf dem Rücken des LP-Cover-Pferdes von „Paris Dakar“ im besten Sinne der deutschen Fusion-Band NIGHTHAWKS auf – getreu dem 'Wüstenrallye'-Album-Titel – eine weite Reise durch die unterschiedlichen Musikkulturen, die uns auf den Naturpfaden von der Hauptstadt Frankreichs, Paris, bis durch den Wüstensand hin zur Hauptstadt Senegals, Dakar, begegnen. Eine spannende, sehr aufregende musikalische Reise. So viel sei hier schon versprochen. Selbst wenn nicht ganz klar wird, ob eine Absicht dahinter steckt, dass auf dem LP-Cover anscheinend die Kuh von PINK FLOYDs „Atom Heart Mother“ bei „Paris Dakar“ der NIGHTHAWKS auf das Pferd gekommen zu sein scheint. Egal! Denn des Mutters progressives Atomherz schlägt im Grunde auch in der Brust der NIGHTHAWKS. Also: Fahrt frei zur gleichnamigen Wüstenrallye im Jazz-Rock-Musikmobil.


Laut Aussage des deutschen Quintetts – breit aufgestellt mit Bläsern und komplettem Rock-Instrumentarium, inklusive Rhodes, Hammond-Orgel, Synthesizer sowie perkussiven Schlaggeräten – soll „Paris Dakar“ eine „lange Kreuzfahrt auf kurvigen Straßen und die Überquerung von Wüsten und dem Meer symbolisieren“, um einen guten (menschlichen wie natürlichen und bei dem Cover wohl auch tierlieben) Ort zu erreichen. Dieses Pferd wird nicht gesattelt, sondern die NIGHTHAWKS lassen ihm freien Lauf, setzen auf Natürlichkeit und Schönheit, die von solchen Größen wie MILES DAVIS bis HERBIE HANCOCK oder HERB ALPERT reicht. Allein was ein Reiner Winterschladen hier an der Trompete leistet, lässt nicht nur aufhorchen, sondern verlangt Hochachtung ab.

„Paris Dakar“ ist ein Album, das zu Beginn seiner Entstehung noch von der Pandemie beeinflusst wurde und eine etwas getragene Aura entfaltet, die zu dieser Zeit, in der man uns unserer Freiheit beraubte und die eigene Meinung immer mehr zu nehmen versuchte, passt – manchmal zwischen freigeistiger Hoffnung und gehorsamer Resignation schwelgt. Ähnliches kennen wir vom ESBJÖRN SVENSSON TRIO (EST), deren atmosphärischer Jazz und rhythmische Filigranität genauso bestechend sind/waren wie „Paris Dakar“.


„Finally Timeless“ ist als instrumentaler Album-Opener. In seiner ganzen vierminütigen Schönheit ein Volltreffer, bei dem besonders die Retro-Keyboards ein Siebziger-Jahre-Flair mit modernen Hip-Hop-Momenten und akustischen Filmmusik-Elementen vereinen, die sich bombastisch erheben, um dann mit „Tarifa Calling“ einer Trompete und weiteren Bläsern breite Flächen freizuschaufeln. Lounge- und Nu-Jazz scheinen zudem nie all zu weit zu sein.

Die Sounds aus den Boxen bergen Groove und Wärme zugleich in sich und verbreiten einen Rhythmus, der sofort in die Beine geht. Harmonische Moderne, angereichert mit elektronischen Breitseiten, trifft auf die urbane Schönheit unterschiedlicher Kulturen – doch zugleich sind unverkennbar die typischen NIGHTHAWKS am Werke, angetrieben vom Saiten-Zauber eines Dal Martinos und der bläserischen Schönheit eines Reiner Winterschladens, so wie sie bereits als erhaben daherkommende Nachtfalken mit „Citizen Wayne“ für Begeisterungsstürme sorgten.

Mit „Mani Dibango“ schleichen sich sogar Klänge aus Westafrika ein.
Das Stück basiert einerseits auf einer spannenden Gruppenimprovisation, während darin andererseits eine Reise ihres Gitarristen Dal Martino nach Dakar erzählt wird, der dort an einer Filmmusik arbeiten wollte. Tatsächlich besitzt das Stück das Zeug zu einem spannungsgeladenen Soundtrack.


Abwechslungsreiche Arrangements sind auf „Paris Dakar“ erneut (und wie gewohnt) oberste Pflicht. Genauso wie spontane Coolness. Alles breit aufgestellt. Breit instrumentiert. Herausfordernd, wenn man richtig zuhören kann, spannend, wenn man sich nicht von einem zu eng gegriffenen Musikstil-Tellerrand leiten lässt, über den man selten nur hinauszuhören bereit ist. Denn die NIGTHAWKS fusionieren ohne Ende ganz unterschiedliche Stile, die sich bei ihnen kongenial und überzeugend vereinen. Aber sie legen mindestens genauso viel Wert auf eingängige Harmonien und Stücke, die sich größtenteils im Midtempo- oder eher ruhigeren Bereich bewegen.

„Paris Dakar“ webt einen Klangteppich aus Noten, der in jedem Raum farbenfroh seine Schönheit entfaltet und belebend wirkt, jedoch keine Stolper-Falten wirft – der aber auch feine, sehr nachdenkliche Töne als Muster mit einfügt.
Von der Wüstenrallye bis zu einem entspannten Ritt auf dem Rücken eines ungesattelten Pferdes ist hier alles dabei. Manchmal täuschen also die sonnigen Eindrücke, darum bitte nicht den „Anorak“ vergessen, der diese ambitionierte LP abschließt.


FAZIT: „Paris Dakar“ von den NIGHTHAWKS ist eine freudvolle Reise durch die Vergangenheit bis in die Gegenwart – vom Jazz bis in den Mainstream, vom Atomherzen der Mutter (Wer erkennt die Parallelen auf dem LP-Cover?) bis in die friedvolle Harmonie von MILES DAVIS' „Kind Of Blue“. Selbst Freiräume für übergreifende, mitunter spontan erscheinende Ideen oder einfallsreiche stilistische Wechsel bereichern die acht kunstvoll komponierten Instrumental-Stücke. Das hebt beim Hören der schweren, klangvollen LP, welche in einer futuristisch-farbig bedruckten LP-Innenhülle steckt, die Spannung – und die setzt sich bis zum Album-Ende nach knapp 40 Minuten kontinuierlich fort.


Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 74x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (18:43):
  • Finally Timeless (4:09)
  • Tarifa Calling (5:36)
  • Vapor Bega (4:07)
  • Young (4:51)
  • Seite B (19:39):
  • Paris Dakar (5:33)
  • Blue Bar Morning (3:34)
  • Manu Dibango (5:25)
  • Anorak (5:07)

Besetzung:

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