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Andrew Paley: Sirens (Review)
Artist: | Andrew Paley |
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Album: | Sirens |
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Medium: | Download/CD | |
Stil: | Singer/Songwriter, Folk |
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Label: | Make My Day Records / Indigo | |
Spieldauer: | 42:24 | |
Erschienen: | 18.11.2016 | |
Website: | [Link] |
Wir haben Herbst, der Winter steht vor der Tür – zwei dunkle Jahreszeiten. Und auch die Musik, die momentan im November veröffentlicht wird, scheint sich sehr stark an diesen beiden Jahreszeiten zu orientieren. Am gleichen Tag – dem 18. November 2016 – jedenfalls erscheinen auf dem deutschen Markt parallel zwei Alben, deren melancholische Grundstimmung einerseits den Hörer sofort gefangen nimmt, andererseits aber auch ein Gefühl von Trauer und Bedrückung hinterlässt. Man suhlt sich gänzlich beim Hören in seinem ganz persönlichen Weltschmerz.
Während das eine Album uns durch RODRIGO LEAO & SCOTT MATTHEW zu verstehen gibt „Life Is Long“, begrüßt uns das andere mithilfe von ANDREW PALEY mit den Gesängen der „Sirens“.
Hört man das Solo-Album von ANDREW PALEY, wird man kaum glauben wollen, dass Paley Mitglied der in Amerika recht erfolgreichen Post-Punk-Band THE STATIC AGE ist, er dagegen nun auf seinem Solo-Debüt Lagerfeuer-Romantik mit intimen, atmosphärischen, vor Empathie triefenden Songs verbreitet. Dabei klingt seine Stimme fragil und zärtlich, traurig und melancholisch. Hier liebt er die hohen Töne seines Gesangs und stellt ihnen in seiner Musik die tiefen Moll-Töne gegenüber. Er lässt sie miteinander verschmelzen, was ihm wunderbar gelingt. Wer nun aber auf Abwechslung, größere Stimmungsschwankungen oder laute Momente hofft, der wird diese Hoffnung nach der knappen Musik-Dreiviertelstunde „Sirens“ tief in seinem traurigen Gemüt begraben, welches ANDREW PALEY beim Hörer hinterlässt.
Postrockendes und Punkiges gibt es eben nicht zu entdecken und Fans von THE STATIC AGE, die nicht auf Singer/Songwriter-Melancholie und lyrische Texte, die oftmals traurige Geschichten erzählen, stehen, sollten ihre Finger und natürlich Ohren von Paleys Solo-Album lassen und seiner in einen Song gekleidete Bitte auf „Let Me Go“ folgen: „And I go where I go when I‘m lost / Just let me go.“
Auch ist „Sirens“ nicht wirklich ein echtes Solo-Debüt, sondern es setzt sich aus zwei Teilen zusammen – der erste sind fünf neue Songs, die Paley Anfang 2016 in Chicago aufnahm, die zweite aber seine bereits am 5. Dezember 2014 erschienene und längst ausverkaufte EP „Songs For Dorian Gray“. Aus diesem Grunde findet man im achtseitigen Booklet auch nur die neuen Texte, in denen aber auch mit „Ellie Dreams Of Flight“ ein unmittelbarer Bezug zu „Ellie“ von der der „Dorian Gray“-EP hergestellt wird. Übrigens ist Dorian Gray der Held im einzigen Roman von Oscar Wilde „Das Bildnis des Dorian Gray“. Ein tragischer Held, in dem nur das Porträt des reichen, schönen Grays statt ihm selber altert. Dafür wird dieses Bild aber, statt mit Pinseln, mit den Sünden seines lebendigen Originals gemalt und man nur dem Porträt die Grausamkeit und Maßlosigkeit des Dorian Gray ansieht, nicht aber dem zum Tyrannen werdenden Schönling Gray. Natürlich verströmen die Musik und die Texte eine sehr ähnliche Stimmung wie dieser zur Weltliteratur zählende Roman, die oft akustisch ist, aber wie beispielsweise in „Take Cover“ auch mal mit hintergründigen U2-Gitarren oder bei „Go To The Wolves“ mit Streichern aufwartet, während auf „Come Home“ sogar TOM GEORGE von THE LION AND THE WOLF für die Harmonien sorgte, was garantiert jeden Anhänger dieser Band begeistern wird. Aber nicht nur die, auch alle Freunde von BON IVER, WILLIAM FITZSIMMONS oder ELLIOT SMITH kommen bei „Sirens“ voll auf ihre Kosten.
In einem Interview geht Paley auch unmittelbar auf den Album-Titel „Sirens“ ein, der eine deutliche Parallele zu Wildes Roman aufweist: „‘Sirens‘ ist doppeldeutig gemeint. Ich denke, man kann sagen, dass darin die Verlockungen thematisiert werden, aber auch welch unterschiedlich Katastrophen daraus entstehen können.“
Natürlich wird das Album dadurch zu keiner Katastrophe und man unterliegt beim Hören wie selbstverständlich dessen Verlockungen – aber die heißen eben: ruhige Melancholie gepaart mit traurigen Melodien und Texten, die zum Zuhören einladen.
Für diejenigen aber, die sich von Paley die gewohnte Härte seiner Band wünschen, ein aggressiv-punkiges Songwriting und bombastisch-druckvolle Songs, entsteht aus „Sirens“ eben die Katastrophe.
Es ist mal wieder – wie im Grunde bei allem und in jedem FAZIT – eine Frage des Blickwinkels und der Stimmung, mit der man an „Sirens“ herangeht. Geboten bekommt man auf jeden Fall sofort zu Herzen gehende, professionelle Singer/Songwriter-Stücke, die von akustischer Gitarre und charismatischem, sofort in Erinnerung bleibendem Gesang leben. Ein schönes Herbst-Album, das stärker die Kälte des Winters als das lustige Brechen der Sonnenstrahlen in den am Boden liegenden Schneekristallen ankündigt, während „Ellie“ weiterhin vom Fliegen träumt und vor der offenen Frage steht: „And in the waning light / Through the forest of other lives / I‘ll wonder what you like / At the other end of our beginning.“ Vielleicht kennt ja jemand darauf die eine richtige, nämlich seine eigene Antwort. Und mit ein bisschen Glück fällt sie ihm beim Hören von ANDREW PALEYs „Sirens“ ein.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Come Home
- Take Cover
- Let Me Go
- Go To The Wolves
- Ellie Dreams Of Flight
- = Songs For Dorian Gray =
- Feeling Detroit
- Ellie
- Father John
- Surfer Street
- It‘s Morning
- Caroline The Brave
- Brick Red In The Sun
- Gesang - Andrew Paley
- Gitarre - Andrew Paley
- Sirens (2016) - 10/15 Punkten
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