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Anaal Nathrakh: Vanitas (Review)

Artist:

Anaal Nathrakh

Anaal Nathrakh: Vanitas
Album:

Vanitas

Medium: CD
Stil:

Extreme Metal

Label: Candlelight / Soulfood
Spieldauer: 38:14
Erschienen: 19.10.2012
Website: [Link]

Bitte beachtet auch unser ANAAL NATHRAKH Massen-Review unter den Kolumnen!

Im Kern spielen ANAAL NATHRAKH immer noch den Stil, den sie vor 12 Jahren entdeckt haben und in dem sie auch ziemlich allein unterwegs sind: Infernalisches Überschall-Geholze trifft auf kranke und krankhaft verzerrte Vocals, dazu schrotet eine Gitarre tremolierte Riffs zwischen Großbritannien und 1349 ohne Keyboards. Das Ganze wird mit extremen Effekten und Elektrospielereien für die Extraportion Psychopathie garniert. Die immer wieder eingeschobenen, melodischen Teile und clean gesungenen Refrains Marke DRAGONFORCE auf Speed wurden auf "Passion" zum ersten Mal als festes Element in den Sound des Duos integriert, insofern sollte das auf dem neuen Album keine Sensation darstellen.

Die Änderungen auf "Vanitas" sind also subtil. Mit "Forging Towards The Sunset", "To Spite The Face", "In Coelo Quies. Tout Finis Ici Bas" und "A Metaphor For The Dead" finden sich mittlerweile vier Titel, bei denen Sänger Vitriol seine Stimme im Normalzustand erklingen lässt. Auch zeigt sich das Duo offener für verschiedene Rhythmen aus dem Metal-Parallelwelten. "You Can’t Save Me, So Stop Fucking Trying" erinnert zu Beginn an FEAR FACTORY, "Make Glorious The Embrace Of Saturn" spendiert Death-/Thrash-Kost aus der schwedischen Metzgerei, während "Feeding The Beast" eine schwarzmetallische Dampfwalze ihre Runden dreht. Am leisten lassen allerdings die auf "Passion" kurz getesteten ruhigen Momente aufhorchen. "In Coelo Quies, Tout Finis Ici Bas" klingt zumindest entspannt aus, in "A Metaphor For The Dead" wird aber tatsächlich das Tempo zugunsten eines gemäßigten 6/8-Takts rausgenommen, und plötzlich muss man die Doublebass mit der Lupe suchen. Dafür blühen kurz vor Scheibenende die Twin Guitars auf.

Gerade diese Tempovariationen tun "Vanitas" unwahrscheinlich gut. Obwohl für sich genommen nichts Spektakuläres, wirken diese Passagen wie ein Blümchen auf einem verwüsteten Schlachtfeld. Sie stechen umso mehr ins Auge und sorgen für die erhoffte Abwechslung. Ein bisschen was für's Herz kann doch nicht verkehrt sein, oder? Ansonsten tut sich die Musik nämlich schwer, vom Kopf in Bauch und Beine zu gelangen.

Auch brutaler Metal braucht diese menschlich-emotionale Seite, um beim Hörer zu punkten. Es darf auch Irrsinn, Beklemmung oder Industrial-Kälte sein. "Vanitas" berührt mich zu selten. Einzig die Refrains von "Forging Towards the Sunset", "To Spite The Face" und des Schlusstracks bleiben wirklich hängen, hinterlassen aber keinen sensationellen Eindruck. Was daran liegen könnte, dass sie harmonisch recht glatt gestrickt sind. Wer bereits an Titeln wie "Drug-Fucking Abomination" Gefallen fand, wird aber auch mit "Vanitas" gut bedient sein. Den im Zusammenhang mit ANAAL NATHRAKH häufig verwendeten Begriff "epischer Refrain" würde ich aber eher den Kollegen von KEEP OF KALESSIN auf die Mütze stempeln.

Ähnlich verhält es sich mit den Ultrablastpassagen und Hochleistungen im Gesangsbereich. Hier konnten Vitriol und Irrumator anfangs mit schierem Irrwitz begeistern. Inzwischen ist der Wahnsinn bei 300 Sachen zugunsten besser nachvollziehbarer Songstrukturen abgeriegelt. Dafür können die Briten keine Zugewinne in Sachen Atmosphäre verzeichnen. Da haben nach wie vor Bands wie BELPHEGOR und ORIGIN die Nase vorn. ANAAL NATHRAKH sind mir da zu technisch.

Einen Schritt nach hinten machen die zwei Krawallbrüder mit Titeln wie " You Can’t Save Me, So Stop Fucking Trying" und "Of Fire, And Fucking Pigs", bei denen man – auch bedingt durch gelegentliche tiefe Growls von Vitriol – den Eindruck hat, SOILKWORK werden von ihren Landsleuten DARK FUNERAL durch Stockholm gejagt. MetalGore als Ergebnis einer Frischzellenkur? Och nö... Da haben andere Bands aus diesem Bereich schlagkräftigere Argumente als hysterische Beats.

FAZIT: Für Fans der Band sollte die Sache klar sein: "Vanitas" ist ähnlich stark wie seine Vorgänger, mit nachvollziehbaren Songs und ein wenig mehr Abwechslung, ohne einen Meter an Brutalität zu verschenken. Der Rest der Welt könnte sich fragen, warum dieses Soundgebräu zum siebten Mal als LP veröffentlicht werden muss, oder abwarten, ob die guten Ansätze in Sachen Tempogestaltung in Zukunft noch ausgebaut werden. Die überdrehte, aber sterile Raserei wird auch weiterhin diejenigen kalt lassen, die auch bisher schon Probleme mit ANAAL NATHRAKH hatten.

Joe A. (Info) (Review 6412x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 9 von 15 Punkten [?]
9 Punkte
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Tracklist:
  • The Blood-Dimmed Tide
  • Forging Towards the Sunset
  • To Spite the Face
  • Todos Somos Humanos
  • In Coelo Quies, Tout Finis Ici Bas
  • You Can’t Save Me, So Stop Fucking Trying
  • Make Glorious The Embrace of Saturn
  • Feeding the Beast
  • Of Fire, And Fucking Pigs
  • A Metaphor for the Dead

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Mirko
gepostet am: 19.10.2012

User-Wertung:
11 Punkte

Früher war da einfach mehr Irrsinn drin. Jammern auf hohem Niveau, brauche ob der früheren Werke aber trotzdem nicht.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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