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Wacken Open Air 2013 - Freitag - Wacken - 02.08.2013

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Während der Donnerstagvormittag und ein großer Teil des Nachmittages damit verbracht wurden, Bekanntschaft mit den Campingnachbarn zu machen und nicht wenig Bier zu vernichten, ist am Freitag frühes Aufstehen angesagt. Zumal die Sonne dafür sorgt, dass es ab 8 Uhr morgens im Zelt eh unerträglich wird. Wach wird man spätestens unter der eiskalten Dusche des Pressecampingplatzes, dort gibt es das ganze Wochenende über kein warmes Wasser. Nach dem Frühstück geht es dann Richtung Infield, zuvor wird aber passend zum Hochsommerwetter ein Cocktail verköstigt.

TristaniaEinige hundert Fans haben sich derweil vor der True Metal Stage versammelt, um dem Auftritt von TRISTANIA beizuwohnen. Die Norweger mit der sardinischen Frontfrau Mariangela Demurtas haben es mit ihrem neuen Album "Darkest White" geschafft, dem etwas angestaubten Genre des Gothic Metals mit Wechselgesang neue Impulse zu geben und treten dementsprechend mit viel Selbstbewusstsein auf. Mit fünf Songs macht die neue Platte auch die Hälfte des Sets aus und das neue, rockige Material funktioniert auch live bestens. Ein bisschen hat man den Eindruck, als dürfe bei TRISTANIA jeder mal ein bisschen singen, auch wenn das gesangliche Gros von Mariangela, Gitarrist Anders Høyvik Hidle und Co-Sänger Kjetil Nordhus übernommen wird. Die Wechsel zwischen Growls, Klargesang und Frauengesang passen aber perfekt und die engagierte Darbietung wird vom Publikum mit viel Applaus honoriert. Dass der Sound Setlist Tristaniarecht drumlastig ist, fällt nur anfangs negativ auf. Dem Opener "Number" folgt mit dem Titeltrack des zweiten Albums "Beyond The Veil" ein alter Klassiker – wenngleich "A Sequel Of Decay" dem Verfasser dieser Zeilen noch besser gefallen hätte. "Darkest White" und "The Wretched" vom "Ashes"-Album folgen, von "World Of Glass" gibt es den Opener "The Shining Path", während das "Illumination"-Album außen vor gelassen wird. Mit Songs der beiden aktuellesten Platten geht der gelungene Auftritt der wiedererstarkten TRISTANIA dem Ende zu und man kann sich danach härteren Klängen widmen.

NaglfarAuf der W.E.T. Stage im brütend heißen Zelt (selbst wenn man sich nicht bewegt, schwitzt man wie ein Schwein) stehen als nächstes die schwedischen Melodic Black Metaller NAGLFAR auf dem Programm. Die bedanken sich bei TRISTANIA für das Überlassen der Instrumente, denn die eigenen sind auf dem Weg zum Festival vorübergehend verloren gegangen. Doch auch mit fremdem Material kommen die Schweden bestens klar und liefern wie auch schon auf dem Rock Hard Festival einen mitreißenden Gig ab. Von der Hitze unbeeindruckt, fliegen bei den haarigen Musikern die Matten, während Frontmann Kristoffer Olivius wie üblich mit seinem eindringlichen Eisblick fasziniert. Mit "Pale Horse", "The Darkest Road", "Bring Out Your Dead" und "I Am Vengeance" ist die Setlist zunächst die gleiche, wie im Mai in Gelsenkirchen, danach gibt es zwei Veränderungen: statt "The Perpetual Horrors" wird "The Brimstone Gate" gezockt und "Spoken Words Of Venom" ersetzt "As Twilight Gave Birth To The Night". Somit bekommt man heute leider keinen Song vom überragenden "Vittra"-Debüt zu hören, angesichts der durchgängigen Klasse des Materials von NAGLFASetlist NaglfarR lässt sich das aber verschmerzen. Nur anfangs  ist der Sound etwas zu tiefenlastig, danach aber verdammt laut und schön brachial. Das Publikum im ziemlich ordentlich gefüllten Zelt feiert die Band ordentlich ab, die Fäuste werden gereckt und die "Hey, hey"-Rufe erklingen laut bei den entsprechenden Passagen. "A Swarm Of Plagues" und "Harvest" setzen dann die Schlusspunkte unter den Auftritt, der trotz der erschwerten Bedingungen mit fremden Instrumenten und der Hitze als voller Erfolg für die Schweden verbucht werden kann. Danach hat sich die Band ein paar Feierabend-Biere mehr als verdient. (ASZ)

PowerwolfWenn man die Massen sieht, die sich am Freitagnachmittag vor der True Metal Stage eingefunden haben, wird einem schlagartig ins Gedächtnis gerufen, dass POWERWOLF mit ihrem neuen Album "Preachers Of The Night" tatsächlich auf Platz 1 in die deutschen Album-Charts eingestiegen sind. Das klingt immer noch ziemlich irreal, wenn man bedenkt, wo die Band vor kurzem noch stand und etwa hier an gleicher Stelle vor ein paar Jahren noch im Zelt gespielt hat. Und man muss ihnen diesen Erfolg sicher nicht gönnen - viele tun es auch nicht - man kann es aber. Und dass dies besser ist, als wenn irgendwelche Schlager-Graupen oder Volksmusik-Zombies die Hitlisten anführen, sollte eigentlich außer Frage stehen. Dann ja wohl lieber die gottesfürchtigen Werwölfe aus Rumä..., äh, dem Saarland. Andererseits mokieren viele Kritiker, die Band würde eben genau nichts anderes spielen als Schlager-Metal. Nun, wie man es auch immer nennen mag, ihre Musik ist vielleicht simpel und in der Ausführung übersichtlich, aber äußerst effektiv, und das damit verbundene sakrale Horrorkonzept, das sie in der Art immerhin auch von niemandem abgekupfert, sondern selbst ersonnen haben, ist voll aufgegangen. Das bestätigt sich auch heute einmal mehr in der Affenhitze des diesjährigen W:O:A. Nachdem die weiß gekalkten Musiker zum "Lupus Daemonis"-Intro nach und nach vor dem riesigen Backdrop, das mit den kirchlichen Requisiten ein kathedrales Gesamtbild darstellt, Aufstellung zur ihrer Andacht genommen haben, macht "Sanctified With Dynamite" den Anfang für eine Stunde kurzweiligen Ohrwurm-Metal. Die anschließende Frage vom Ober-Prediger Attila Dorn "Seid ihr bereit für Heavy Metal?" hätte er sich getrost sparen können, denn so viele gleichzeitig im Rhythmus klatschende Hände sieht man selbst in Wacken nicht allzu oft. Und die Stimmung bleibt dann auch durchgehend hoch und ausgelassen. Die eingängig-hymnischen Songs mit den augenzwinkernden und leicht mitsingbaren Texten geben es einfach her. Selbst wenn man das Gehörte scheiße finden will, muss man seine Füße bei Hit-tauglichem Stoff der Marke "We Drink Your Blood", "Raise Your Fist, Evangelist" oder "All We Need Is Blood" Powerwolfwohl zum Stillstehen zwingen. Die neuen Nummern "Amen & Attack" und "In The Name Of God" machen da keine Ausnahme und werden ebenfalls ausnahmslos von der Gemeinde abgefeiert. Übrigens hätte man den Leuten besonders in den vorderen Reihen von Seiten der Veranstalter ruhig ein wenig Abkühlung aus dem Wasserschlauch gönnen können, denn die Sonne brennt an diesem Nachmittag wirklich besonders brutal. Wenn die Menge mehr nach dem wandernden Eismann giert als nach dem nächsten Bier, weiß man, was die Stunde geschlagen hat. Dass der Frontmann, dem die Sonne trotz seines langen Gewands erstaunlicherweise nichts auszumachen scheint, gut singen kann und ein beachtliches Volumen hat, dürfte wohl kein Kritiker anzweifeln. Nicht weniger fester Bestandteil einer POWERWOLF-Show sind jedoch auch seine Interaktionen mit dem Publikum. Wenn er mit seinem gestellten osteuropäischen Akzent (erstaunlich, wie er das so gnadenlos durchziehen kann, ohne über sich selber lachen zu müssen) zum Metal-Kreuzzug aufruft, "Uh-Ah-Gesänge" dirigiert oder erzählt "ich bekomme Gänsehaut auf Mantel" denn "heute hier sind mehr als 933000 Setlist PowerwolfLeute", dann frisst ihm die Menge aus der Hand. Viele seiner Ansagen, wie etwa die nach der Morgenlatte vor "Resurrection By Erection" oder "Was trinkt ihr? We Drink Your Blood" kennt man mit der Zeit und steigender Anzahl der Konzerte allerdings mittlerweile, da kann er demnächst gerne ein paar neue Sprüche aus dem Klingelbeutel pulen. Auch sein häufiges "Vielen Dankeschön" nutzt sich im Laufe der Show ab. Seine Glaubensbrüder schweigen hingegen ausnahmslos, rennen sich dafür aber ordentlich die Hacken ab, während sie für den knackigen Metal in teutonischer Tradition sorgen. Keyboarder bzw. Organist Falk Maria Schlegel agiert selbst in seinen Spielpausen als Daueranheizer, als wolle er sich unbedingt unersetzlich machen. Insgesamt mangelt es nicht an Aktion auf der Bühne. Erst zur Messe vor "Lupus Dei", die Rudelführer Dorn nutzt, um das Festival zu segnen, wird es kurzzeitig bedächtiger. Vor der Schlussnummer wendet er sich dann ein letztes Mal ans Publikum: "Wir sind gekommen, um Spaß zu haben. Hattet ihr Spaß?" Die Antwort fällt bei der absoluten Mehrheit am Ende eindeutig aus und nicht wenige werden POWERWOLF im Anschluss als einen der Gewinner des Festivals auf dem Zettel haben. (LS)

An dieser Stelle muss die gebotene Objektivität mal kurz beiseite gelegt werden. Angesichts der beachtlichen Erfolge von POWERWOLF habe ich mir vorgenommen, möglichst unvoreingenommen an den Auftritt heranzugehen, denn eigentlich gehöre ich zu den von Kollege Schuckar erwähnten Kritikern der Band. Aber man lässt sich ja gerne eines besseren belehren. In der Tat räumen die Saarländer ordentlich ab und tragen ihr Konzept grundsätzlich stimmig vor. Die Band betont zudem immer wieder, dass man sich selbst ja gar nicht so ernst nimmt, allerdings ist deren Humorverständnis ein gänzlich anderes, als meines. Mit ihren Songs auf Kinderlieder-Niveau fühle ich mich wie beim metallischen Kasperletheater, was die gestelzt wirkenden und manchmal auch reichlich Fremdschämen hervorrufenden Ansagen zusätzlich forcieren. Natürlich kann man einräumen, dass eine Band wie HELL oder diverse Black-Metal-Kapellen bei ihren Auftritten ebenfalls auf theatralischen Mummenschanz setzen, doch gibt es dabei oft genug auch ordentliche Musik zu hören und nicht den Dschingis-Khan-Metal, den POWERWOLF der hungrigen Meute servieren. Den Erfolg, den die Band hat, kann ich jedenfalls in keinster Weise nachvollziehen, wenngleich er durch die unermüdliche Arbeit der Band sicherlich auch nicht unverdient ist. Und dass diese Art von ultrasimplem Party Metal nicht nur in Wacken, sondern bei so ziemlich jedem Festival bestens ankommt, belegt, dass POWERWOLF die Band der Stunde sind. Ich finde sie trotzdem unterträglich. (ASZ)

Die erfolgreichen Zeiten von UGLY KID JOE liegen schon ganz schön lange zurück und auch wenn sie jetzt seit knapp drei Jahren wieder aktiv sind, hätte man nicht unbedingt erwartet, die Teenie-Helden der 90er mal in Wacken zu sehen. Es zeigt sich aber, dass nicht wenige die ehemaligen Chartbreaker aus Kalifornien durchaus noch auf dem Zettel haben, denn der Platz vor der Party Stage ist ansehnlich gefüllt, als das Quartett mit dem Rap-Metal "V.I.P." loslegt. Frontmann Whitfield Crane hat sich optisch kaum verändert, wenn man mal von ein paar dünneren Stellen im Haupthaar absieht. Aber das bemerkt man ja nur, wenn er mal sein Basecap abnimmt, welches bei der Band ebenso wie die Tubesocks immer noch mit zur Standardausrüstung gehören, womit man sich den schnoddrigen Skater- und College-Charme von früher bewahrt. Außerdem liegt es vielleicht auch nur an dem Wasser, das er sich wiederholt über den hitzigen Kopf kippt. Ansonsten ist sein guterSetlist Ugly Kid Joe Gesang vielleicht etwas rauer geworden, aber insgesamt ist er immer noch die selbe Rampensau wie früher. Unentwegt feuert er das Publikum an, das da auch unübersehbar Bock drauf hat, klettert von der Bühne und auf diversen Boxen und Monitoren herum und scheut auch nicht die direkte Nähe zu den Fans, als er sich zum Singen auf die Absperrung stellt. Der schlauerweise nur in Unterbuxe hinter seinem kleinen Kit sitzende Schlagzeuger bearbeitet dieses derweil wie ein Derwisch und zieht dabei die Blicke auf sich. Gitarrist Klaus Eichstadt in seinem Mariäh-Cärey-Crüe-Shirt macht einen auf lässig und überlässt viele Soloeinlagen seinem Kollegen Dave Fortman, seines Zeichens im Hauptberuf Erfolgsproduzent. Cordell Crockett, Gründungsmitglied, trägt Schirmmütze und Sonnenbrille und spielt Bass. Während die Band die Show auch nutzt, um neue Songs wie "No One Survives", "Devil's Paradise" oder "I'm Alright" vorzustellen, die sich als etwas härter erweisen als das alte Material, sind es natürlich vor allem die Hits, die den Mob trotz der Hitze in Wallungen bringen. Und das sind gar nicht so wenige, wie einem in der laufenden Spielstunde in Erinnerung gerufen wird. "Neighbor" legt schon sehr früh gut vor, "Cats In The Cradle" kann im weiten Rund sowieso jeder auswendig mitsingen (allerdings nervt hier in den ruhigen Momenten der von der Black Stage ständig herüberwehende Sound besonders), gleiches gilt natürlich für die Schlussnummer "Everything About You" und auch "Milkman's Son" und "Goddamn Devil" wecken sonnige Erinnerungen. Zum MOTÖRHEAD-Cover "Ace Of Spades" erscheint dann sogar noch Phil Campbell als Gast auf der Bühne und sorgt für das Sahnehäubchen auf einen mehr als ordentlichen Auftritt, der auch bestens zum Wetter gepasst hat.

Pretty MaidsMan stelle sich vor, man wäre nicht seit 30 Jahren mit den PRETTY MAIDS aufgewachsen bzw. alt geworden und würde sich völlig unbedarft und durch den Bandnamen angezogen vor die Bühne begeben, um sich neben dem ganzen Krach auf dem Festival auch mal was fürs Auge zu gönnen... Aber lassen wir das, die Scherze über den Bandnamen der Dänen sind so alt wie die Band selber. Als sie mit dem neuen Song "Mother Of All Lies" loslegen, kommt einem allerdings sofort unweigerlich in den Sinn, dass insbesondere die beiden Bandköpfe wahrlich schon bessere Tage gesehen haben. Klar, niemand wird jünger und bei Sänger Ronnie Atkins bezieht sich das in erster Linie auf seine angestrengte Mimik beim Singen, wobei er oft aussieht als müsse er sich so manchen Ton aus dem Leib pressen, was ihm allerdings auch ziemlich gut gelingt. Aber Gitarrist Ken Hammer unter seinem weißen Cowboyhut und hinter seiner schwarzen Brille sieht ganz schön unfit aus und als wenn er sich aufgrund dessen alles andere als wohl auf der Bühne fühlt. Warum er sich immer die Fingernägel lackiert, als würde er bei Mötley Crüe oder Marilyn Manson spielen, wird sowieso auf ewig sein Geheimnis bleiben. Letztlich zählt ja aber die Musik – und die präsentiert sich heute leider auch nicht wie erhofft und gewohnt. Spieltechnisch und vom Gesang her ist alles in Ordnung und dass bei der Wärme – Ronnie entledigt sich schon während des ersten Songs seines Ledermantels - in erster Linie Standfußball gespielt wird, ist auch geschenkt. Allerdings wäre der Sound mit miserabel noch zu euphorisch beschriebSetlist Pretty Maidsen. Während das Schlagzeug mächtig bollert, ist der Rest viel zu leise und Details lassen sich bestenfalls erahnen. Da nützen die beeindruckenden Verstärkerwände, die man aufgefahren hat, auch nichts und einem Klassiker wie "Back To Back" fehlt dadurch völlig die Durchschlagskraft. Erst ab "Rodeo" klingt das Ganze etwas besser, wenn auch immer noch weit entfernt von gut. Die nervigen Rückkoppelungen ziehen sich dann auch bis zum Ende der Show durch. Die gelungene Setlist lässt einen dennoch am Ball bleiben und verhindert die Flucht, und der Hit "Future World" sowie der metallische Abschluss "Red, Hot And Heavy" wissen zum Ende sowieso noch zu versöhnen. Dennoch bleibt unterm Strich einer der schlechteren Auftritte von PRETTY MAIDS, die nach der Show hoffentlich dem Soundmann ordentlich die Leviten gelesen haben. (LS)

SoilworkKommen wir zum Tiefpunkt des diesjährigen Festivals, dem Auftritt von SOILWORK auf der Party Stage. Die schwedischen Melodic Death Metaller haben mit dem Doppel-Album "The Living Infinite" nicht nur eines der diesjährigen Albumhighlights abgeliefert, sondern knüpfen damit auch qualitativ an die Hochzeiten ihrer eigenen Diskografie an. Dementsprechend darf man gespannt sein, wie sie sich live präsentieren. Mit einem Platz im rechten Mittelfeld vor der Bühne wähnt man sich in einer guten Position für den Gig, stellt jedoch schon beim Opener "This Momentary Bliss" fest, dass der Sound ganz schön bescheiden ist. Das kann ja am Anfang eines Sets schon mal passieren, meist bekommt der Mischer am Tonpult die Sache ja schnell in den Griff. Heute ist das leider nicht der Fall. Auch bei den folgenden Songs "Parasite Blues" und "Weapon Of Vanity" ist der Sound ein einziger Brei, aus dem überhaupt kein Detail herauszuhören Setlist Soilworkist, weder von den Leadgitarren noch von Björn Strids Gesang. Offenbar ist der Soundmensch anderweitig beschäftigt, nahezu taub oder schlicht und ergreifend nicht in der Lage, das Debakel zum Guten zu wenden. Der superbe Opener des aktuellen Albums "Spectrum Of Eternity" sowie der "Natural Born Chaos"-Hit "Follow The Hollow" sind ebenfalls nicht anhörbar und auch die engagierte Performance der Band auf der Bühne rettet den Auftritt nicht mehr, so dass man bitterlich enttäuscht von dannen zieht, um angesichts des Unvermögens des Mischers nicht noch aggressiver zu werden, als  man eh schon ist. Die Band, die von dem Desaster wahrscheinlich erst später erfährt, kann einem jedenfalls nur leid tun. (ASZ)

Die letzten Wochen vor dem W:O:A hat man gespannt gewartet und immer wieder auf die News-Seiten geguckt, um zu erfahren, wer denn nun die Headlinerposition von MOTÖRHEAD übernehmen wird. Schließlich wurden ja eigentlich alle Festival-Auftritte des Sommers wegen des Gesundheitszustandes von Lemmy abgesagt, dem vor kurzem wegen seiner Herzprobleme ein Defibrillator eingepflanzt wurde. Kurz vor dem Festival hieß es dann aber überraschenderweise: Lemmy kann auftreten, MOTÖRHEAD werden spielen! Ha, siehste wohl, der bekannteste Jack-Daniels-Trinker der Welt ist eben doch unkaputtbar. Obwohl MOTÖRHEAD ja alles andere als seltene Gäste in Wacken sind und allgemein in den letzten Jahren ziemlich viel unterwegs waren, sind dann auch (fast) alle gekommen, um sich davon zu überzeugen, ob sie denn tatsächlich spielen. Sprich: Es ist rappelvoll im Infield, als die Show um 21:00 Uhr beginnt. Aber schließlich weiß man ja nie, wie oft man Lemmy und somit eben auch MOTÖRHEAD noch live sehen kann. Aber da ist sie dann auch schon, die bekannteste Bühnenansage der Metal-Welt: "We are Motörhead and we play Rock'n'Roll". Für viele reicht das als Beleg, dass er wieder fit ist. Jawohl, er kann es noch! Und er hat vorher sogar "good afternoon" gesagt. Dass ausgerechnet "I Know How To Die" als Eröffnungstitel gespielt wird, könnte dann auch glatt als typischer Humor des Herrn Kilmister durchgehen. Aber die Nummer kommt tadellos, ebenso das nachfolgende "Damage Case". Aber sieht er nicht doch ziemlich wackelig aus? Schnauft er nicht mehr als normal? War er schon immer so bleich oder täuscht das? Ach was, das bildet man sich sicher nur ein. Schließlich ist es Lemmy, bei dem auch der Bewegungsradius nahe Null völlig normal ist. Aber spätestens ab "Metropolis" gesteht man sich ein, dass sein Gesang doch ziemlich kraftlos klingt, zudem verschluckt er auch schon mal Teile des Textes. Als er in der Songpause erzählt, Setlist Motörheaddass er hier in Wacken unbedingt spielen wollte, klingt das auch so wie "eigentlich geht es mir ja nicht so gut". Und als er sich während des Solos von "Over The Top" am Drumriser abstützen muss, ist endgültig klar, dass der Eindruck nicht täuscht und Lemmy arg am kämpfen ist. Während des Gitarrensolos verlässt er auch kurz die Bühne. Die grünen Leuchtstreifen an Phil Campbells weißer Gitarre bei "The Chase Is Better Than The Catch", das auch nicht ganz so klingt, wie man es kennt, nimmt man fast nur beiläufig wahr, denn mittlerweile sind die Augen fest auf Lemmy gerichtet. Und dann, es ist noch keine halbe Stunde vergangen, schleicht er erneut langsam von der Bühne. Kurz darauf folgen ihm Phil und Mikkey – und kommen nicht wieder. Musik vom Band setzt ein und es ist klar, dass die Show gelaufen ist. Kurz darauf erscheint Veranstalter Thomas Jensen und berichtet, dass man froh sei, dass Lemmy überhaupt gekommen ist, dass das aber alles war, was er momentan geben konnte. Zu viel erwarten durfte man im Vorneherein ja sowieso nicht, aber letztlich wäre es wohl besser gewesen, man hätte auch diese Show abgesagt, erst recht bei dieser Hitze. Andererseits ist man hinterher ja immer schlauer. Vorbildlich übrigens die Reaktion der Fans, des gesamten Publikums. Keine enttäuschten Pfiffe oder Buh-Rufe sind zu hören, stattdessen ist die allgemeine Sorge, die in der Luft liegt, fast greifbar. "Lemmy, Lemmy, Lemmy" schallt es übers Gelände, wo man sich nur zu gerne anschließt. Werden sie schnell wieder fit, Mister Kilmister, schließlich wollen wir Sie bald wieder unterm Mikro stehen sehen. (LS)

Corvus Corax Meets WadokyoDie Überraschung ist groß, als man während des Sets von CORVUS CORAX MEETS WADOKYO auf der Party Stage mal kurz nach links blickt, weil es irgendwie leiser geworden ist und sieht, dass auf der Black Stage schon Feierabend ist – das kleine Drama um Lemmy bekommt man also erst später mit. Nun, der eine oder andere wird sich fragen, warum man überhaupt zu einer anderen Bühne geht, wenn doch MOTÖRHEAD spielen, aber auf der anderen Seite ist ja angesichts der Vorgeschichte schon abzusehen, dass dieser Auftritt wohl kaum zu einem Karrierehöhepunkt von Lemmy und seinen Jungs werden wird. Jedenfalls geht es auf der Party Stage deutlich agiler zu. Die Spielleute von CORVUS CORAX haben sich auch für diesen Festivalsommer mit der japanischen Trommelformation WADOKYO verstärkt und was beim letzen W:O:A bei SEPULTURA gut funktioniert hat, dürfte auch hier für spannenden Sound sorgen. Und in der Tat verfehlt die Kombination aus mittelalterlichen Klängen und den treibenden Trommeln seine Wirkung nicht, der verstärkte Fokus auf die rhythmische Komponente geht sofort ins Tanzbein und sorgt dementsprechend für beste Laune vor der Party Stage. Das Intro wird nur getrommelt, danach gibt es einen Querschnitt durch das Schaffen von CORVUS CORAX, bei dem viele Songs auch auf dem letzten Studioalbum "Sverker" Setlist Corvus Coraxgespielt wurden. Natürlich fehlt das "bekannteste Sauflied des Mittelalters", nämlich "In Taberna" nicht und zum "Spielmannstanz" lässt sich das gut gelaunte Publikum nicht lange bitten. Bekanntlich verzichten CORVUS CORAX auf die Integration von Alibi-Rock-Elementen in ihrem Sound, was jedoch nicht heißt, dass die Truppe den Wackener Acker nicht rocken würde. Es geht eben auch ohne Gitarren. Der Sound vor der Party Stage ist zum Glück wieder richtig gut und dass von links keine Störgeräusche mehr kommen, tut der Sache ebenfalls gut, denn richtig laut ist es nicht. Dank ihrer jahrelangen Erfahrung sind CORVUS CORAX live eine absolute Bank und wer ein bisschen Spaß an ihrer Musik hat, wird auch an diesem Abend bestens bedient. Für eine Überraschung sind die Spielleute dann zum Ende hin auch noch gut, denn mit einer Coverversion von AMON AMARTH in Form von "Twilight Of The Thundergod" ist nun wirklich nicht zu rechnen.

Headlinerstatus hin oder her – auf DORO hat an diesem Abend keiner so richtig Bock, auch wenn sich zu ihrem 30. Bühnenjubiläum mit GRAVE DIGGERs Chris Boltendahl, Biff von SAXON, ULI JON ROTH, Eric Fish und Frau Schmitt von SUBWAY TO SALLY, MOTÖRHEAD-Gitarrist Phil Campbell (der in Sachen Lemmy Entwarnung gibt), SABATON-Sänger Joakin Brodén und CORVUS CORAX jede Menge prominenter Gäste auf der Bühne einfinden und sich auch ein paar WARLOCK-Klassiker in der Setlist befinden. AmorphisAlso geht es mit AMORPHIS auf der Party Stage weiter, die eigentlich auf die Black Stage gehört hätten, dort sind allerdings die Gothic Rocker ASP zeitgleich zugange. Bei AMORPHIS kann man sich sicher sein, eine gute Show geboten zu bekommen, den Finnen gelingt jedoch eine faustdicke Überraschung. Denn der erste Teil des Sets wird komplett akustisch dargeboten. Gut, das war zwar angekündigt, aber der Verfasser dieser Zeilen hatte das trotzdem nicht mitbekommen. Unterstützt von einem Saxofonspieler und einer Sängerin werden zunächst fünf Stücke mit akustischen Gitarren, Klavier, Bongotrommeln und mit Klargesang dargeboten. Los geht es mit den "Silent Waters"-Stücken "Enigma" und "I Of Crimson Blood", es folgen "Empty Opening" von "Eclipse" und "Rusty Moon" von "Tuonela", bevor man sich zum Ende dieses Teils gar an "Sign From The North Side", einem Song vom Death-Metal-Debüt "The Karelian Isthmus" wagt, der in dieser Version wie eine flotte Jazznummer wirkt. In der warmen Sommernacht entfaltet diese Art der Darbietung einen wundervollen Zauber, der die Zuhörer gefangen nimmt. Rübeschütteln ist da natürlich nicht angesagt, stattdessen lauscht man andächtig und bejubelt die Songs hinterher lautstark. Auf der Videoleinwand werden dazu stimmunsgvolle Bilder gezeigt und besonders die Saxofonparts sorgen dabei für eine Setlist Amorphisherrlich chillige Atmosphäre, in Kombination mit dem warmen Gesang von Tomi Joutsens und dem weiblichen Begleitgesang erzeugt das gar wohlige Gänsehautschauer. Es hätte ruhig so weitergehen können – andererseits würde das wohl nicht jedem Anwesenden komplett zusagen. Und so wird im zweiten Teil dann auf gewohnt souveräne Weise und mit Pyroeinsatz losgerockt. Nochmal acht Songs werden geboten, davon vier vom neuen Album "Circle", von denen erweist sich besonders die Single "Hopeless Days" als starke Livenummer. "Silver Bride" vom "Skyforger"-Album sowie die drei Bandklassiker "The Castaway", "House Of Sleep" und das abschließende "My Kantele" runden den Auftritt dann ab. Auch wenn es derzeit ein bisschen in Mode ist, eigene Songs in ein akustisches Gewand zu packen, ist die Herangehensweise von AMORPHIS bei den neuen akustischen Arrangements so traumhaft schön, dass man sich entweder ein ganzes Album in dieser Machart oder zumindest eine entsprechende Tour wünscht. Jedenfalls ist dieser Auftritt der Finnen ein absolutes Highlight des diesjährigen Wacken Open Airs. (ASZ)

Zu später bzw. früher Stunde heißt es, noch mal die letzten Kräfte zu mobilisieren, und dann geht es leicht angeschlagen und auf schmalem Fuße zur Zeltbühne. Dass sich der Weg lohnen wird, steht aber vorher fest, schließlich steht ein arschtightes ACCEPT-AC/DC-Gebräu auf dem Programm. Warum BULLET neben der ungünstigen Uhrzeit auch diesmal wieder nur im Zelt spielen, ist zwar rätselhaft, aber immerhin haben sie eine doppelt so lange Spielzeit zur Verfügung als noch vor zwei Jahren. Und apropos zu Fuß: Den schwedischen Arschtritt-Metallern wurde kurz vor Erreichen der Wacken-Wiesen ihr betagter Bandbus durch die Polizei stillgelegt. Da ist dem lSetlist Bulletegendären Gefährt die ein- oder andere Party wohl doch etwas zu sehr auf die Bremsen gegangen. Ihrem Auftritt merkt man diese unfreiwillige Begegnung mit der deutschen Straßenwacht allerdings nicht an. Angeführt vom röhrenden Frontgrantler Hell Hofer, der mit seinem Umhang aussieht wie der kleine Bruder von Messiah Marcolin (Ex-CANDLEMASS), haben sie mit der gewohnten Energie und ihrer ansteckenden Spiellaune das nach Rock´n´Roll und straightem Heavy Metal dürstende Volk ab dem eröffnenden Wachmacher "Midnight Oil" sofort hinter sich. Von Müdigkeit kann bei den bier-und schnapsgetränkten Nachtschwärmern in den vorderen Reihen eh keine Rede sein und die komplette Setlist, darunter neben den weiteren neuen Nummern "Rush Hour", "Full Pull" und  "Rolling Home" Unverzichtbares wie "Turn It Up Loud", "Highway Pirates" und "Dusk Till Dawn", wird mittels pausenlosen Luftgitarren, Headbanging und gereckten Fäusten entsprechend gefeiert. Die Band hat ebenso viel Spaß, darunter der neue Gitarrist Alexander Lyrbo, der sich bestens in die weiße Klampfenfront einfügt und jetzt mit Bandgründer Hampus Klang das für BULLET so wichtige Gitarrendoppel bildet. Als die Bandhymne "Bite The Bullet" zum Finale erklingt und lauthals mitgegröhlt wird, mag man kaum glauben, dass die Party tatsächlich schon zu Ende ist. War mal wieder saugeil, Leute. Kommt möglichst bald wieder, sobald Ihr Eure Karre wieder flottgemacht oder einen neuen fahrbaren Untersatz gefunden habt. (LS)

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Bildercredits:
Tristania, Powerwolf, Pretty Maids, Motörhead, Amorphis: Michael Jagla (www.foto-jagla.de)
Soilwork, Corvus Corax Meets Wadokyo: Thomas Battermann

Andreas Schulz (Info)

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