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Wacken Open Air 2007 - Teil 3 - Wacken - 04.08.2007

Samstag (04.08.2007):

 

Wacken Open Air 2007

 

Zugegeben: das Album der Nachwuchs-Metaller mit dem Casting-Geruch und dem IN FLAMES-Poster über dem Teenie-Bett ist nicht gänzlich übel, aber dass die Jungschweden SONIC SYNDICATE heute auf der Black Stage eröffnen dürfen und dabei auch einiges an Volk anziehen, haben sie zu einem nicht gerade geringen Teil einer geschickten Werbestrategie ihrer Plattenfirma zu verdanken. Da zog es den Fan von wesentlich mehr künstlerischer Konsistenz am frühen Samstagmorgen - also um 12:00 Uhr Mittags - automatisch zur Party Stage, wo mit DISILLUSION ein im besten Wortsinne progressiver Hoffnungsträger der heimischen Szene die Möglichkeit erhielt, seinen Bekanntheitsgrad im gemeinen Metalvolk zu erweitern. Die stilistisch konventionsfreien Sachsen (mittlerweile bekanntlich mit Verstärkung von "Außerhalb"), die nach ihrem gerade auch in Kritikerkreisen vielgelobten Debüt "Back To Times Of Splendor" mit ihrem Neuling "Gloria" kürzlich erst für einige Verwirrung gesorgt und gleichzeitig nachhaltig nach einem eigenen Eintrag im Stilkatalog verlangt haben, zeigten sich zu Beginn ihres Auftritts noch etwas distanziert und es schien so, als müsste sich der erst kurz zuvor neu formierte Vierer erst an die Kulisse gewöhnen. Aber ebenso wie das anfangs noch müde, aber fachkundig wirkende Volk beständig zunahm, wurde auch die Band, allen voran Sänger/Gitarrist Vurtox (Andy Schmidt), der dann auch mal ein wenig Kontakt zum Publikum aufnahm, zunehmend lockerer und souveräner. Hierbei hätte er vielleicht auch kurz seine neuen bzw. derzeitigen Mitstreiter vorstellen können, schließlich steht die Besetzungsfrage bei DISILLUSION irgendwie seit jeher im Raum und sorgte zuletzt auch für einige Verwirrung. Aber egal, denn das Zusammenspiel dort oben lief reibungslos und während das neue Material wie "The Black Sea" oder eben "Gloria" ob seiner Vertrackheit von der Mehrzahl noch eher bestaunt wurde, stieg die Bewegung mit Songs wie "Alone I Stand in Fires" merklich an und spätestens mit dem Geigen-Intro von "Back To Times Of Splendor" ging dann die Post ab. Die Bewegung auf der Bühne war insgesamt betont unaufgeregt, stellte dadurch aber nur den künstlerischen Anspruch noch weiter in den Mittelpunkt. "Don't Go Any Further", der vermeintliche Hit des letzten Albums, funktionierte dann live ebenfalls überraschend gut, so dass die Stimmung zum Ende hin sogar noch anstieg. Sehr guter Auftritt! (LS)

Sacred ReichMit steigender Aufregung und anschwellender Vorfreude ging es dann flugs zur True Metal Stage in die vorderen Reihen, wo bereits eine auffallende Dichte an Kuttenträgern ihrem Festivalhöhepunkt entgegenfieberte. Aber welcher Metalveteran wollte sich die folgende Stunde denn auch entgehen lassen; wer weiß, wie oft man noch die Möglichkeit bekommt, die überraschend zurückgekehrten Helden von SACRED REICH zu bewundern. Im Vorwege stellte sich berechtigterweise die Frage, ob die Band aus Phoenix nach zehnjähriger Pause noch ansatzweise eine gute Figur machen würde und der erste optische Eindruck des heutigen Restaurantmanagers Phil Rind, der inzwischen ein gemütliches Bäuchlein vor sich herschiebt, ging mit der Ausstrahlung eines Vorruheständlers deutlich an der einer Thrashlegende vorbei. Aber alle Zweifel waren mit dem Opener  "The American Way" schnell verflogen. Der Frontmann, der alleine schon wegen seiner freundlichen, selbstironischen Ansagen und seiner Dankesrede das Publikum schnell für sich gewonnen hatte, war bestens bei Stimme und auch das übrige Team klang mächtig gut eingespielt und lieferte eine Thrashwand, die es in sich hatte. Da auch der Mann am Mischpult einen seiner besten Momente des Wochenendes erlebte, gab es mit Nummern wie "Ignorance", "One Nation", "Who’s To Blame", "Crimes Against Humanity" und "Love … Hate" ausnahmslos Volltreffer zu verzeichnen, die über die Jahre rein gar nichts von ihrem Reiz verloren haben und so manchem Altfan die Freudentränen in die Augen trieben. Spätestens das BLACK SABBATH-Cover "War Pigs" wurde dann auch von den (bisher) Unwissenden mitgesungen und als krönender Abschluss wurde dann noch die Walze "Surf Nicaragua" kredenzt, zu der sich die abtickenden Fans in den ersten Reihen wie schon bei "Independent" zu einem beachtlichen Moshpit formierten. Bitte die Herren Rind, Arnett & Co.: Zieht euch nicht wieder ganz zurück, dafür seid ihr noch zu gut. DER HAMMER! (LS)

 

Sacred Reich

Nach der schnell gewonnenen Erkenntnis, dass einem MOONSPELL, sofern man sie sowieso nicht geradeStratovarius zu den persönlichen Favoriten zählt, bei strahlendem Sonnenschein kaum etwas geben, stand dann nach einer kurzen Bierpause eine entspannte Runde Melodic Metal mit STRATOVARIUS auf dem Plan. Die multinationale Truppe steigt mit "Hunting High And Low" mit einem ihrer gängigsten Songs in den Set ein, der geschickt gewählt das weite Rund gleich zum Mitfeiern animiert. Nach dem folgenden "Speed Of Light" schließt mit "Paradise" ein weiteres Highlight an, aber in der Folge erweisen sich nicht mehr alle Songs wie etwa "Distant Skies" derart massenkompatibel und ein Teil des Publikums erlebt in der Sonne scheinbar gerade eine Durchhängephase. Die eingefleischten Fans feiern derweil bei "A Million Light Years Away", "Father Time" und natürlich "Visions" unbeirrt weiter und bleiben vor der Bühne in Bewegung. Dort oben gibt sich Bandchef Timo Tolkki wie üblich ziemlich introvertiert und ist lediglich mal für ein Lächeln zu haben, ebenso verlässlich und beeindruckend aber sein Fingerspiel auf der Lead- und Sologitarre. Für die Stimmungsmache ist da eher der in HOLY MOSES-Weste angetretene Jörg Michael hinterm Kit zuständig, der sichtlich Spaß in den Backen hat. Der Gesang des zweiten Timo mit Nachnamen Kotipelto ist live ja allein von der Stimmlage her immer solche Sache und gerne für die ein- oder andere  "Schräge" anfällig, heute ist aber zweifellos einer der besseren Tage des Frontmannes; auf Dauer stellt sich aber zumindest bei mir in dieser Hinsicht immer ein gewisser Nervfaktor ein - persönliches Pech vermutlich...

Gegen Ende wird mit "Last Night On Earth" dann noch ein brandneuer Song in alttypischer Manier präsentiert, der auf eine stilistische Rückbesinnung mit dem nächsten Album hinweist. Bezeichnend schließlich, dass vom letzten, auf modern getrimmten Longplayer nicht ein Song im Programm auftaucht. Insgesamt ein souveräner Auftritt, über die gesamte Länge aber nicht mitreißend genug, um bei der anwesenden Großschar komplett die Nachmittagsmüdigkeit zu verscheuchen. (LS)

Setlist Stratovarius:

Hunting High And Low
Speed Of Light
Paradise
Distant Skies
A Million Light Years Away
Father Time
Visions
Last Night On Earth
Eagleheart
Black Diamond

 

Die Vorankündigung einer DVD-Aufnahme inklusive Gastperformances aus vergangenen Zeiten der Band hatten die Erwartungen an den DESTRUCTION-Auftritt sehr hochgeschraubt. Seltsamerweise füllte sich jedoch der Platz vor der Black Stage am Samstagabend nur langsam. Wie ausDestruction heiterem Himmel kam dann der Mad Butcher mit einer Motorsäge auf die Bühne und schwenkte diese über dem Haupt von Drummer Marc Reign. Genau wie der Mad Butcher sägten Mike und Schmier mit "The Butcher Strikes Back" gleich richtig los und feuerten mit "Curse The Gods", "Nailed To The Cross" und dem Klassiker "Mad Butcher" gleich drei weitere Granaten aus dem Thrash-Gewehr. Der Gig wurde durch Einlagen des Mad Butchers und seinen Butcher Chicks humorvoll und nie störend untermalt, wobei auch Fleisch- und SM-Liebhaber auf ihre Kosten gekommen sein sollten. Ein wie immer gut aufgelegter Schmier kündigte daraufhin unter dem Jubel des Publikums "The Alliance Of Hellhoundz" an, bei dem genreübergreifend auch weitere Größen des Heavy Metals vertreten waren. Zu den weiteren Highlights des Gigs zählten die Tripledrum Performances, bei der der überragende Drummer Marc Reign von den ehemaligen Schlagzeugern Oliver Kaiser und Sven Vormann unterstützt wurde und ein wahres Schlagzeuggewitter entfachten. Auch die Mitwirkung weiterer Ex-Mitglieder der Band, der sehr gute Sound und eine abwechslungsreiche Songauswahl schnürten ein rundum gelungenes Thrashpaket. Mit "Bestial Invasion" endete dann ein Metalfeuerwerk erster Güte, dass dem Thrashfan das Hirn weggeblasen haben dürfte und keine Wünsche offen lies. Zum positiven Bangererlebnis trug übrigens auch bei, dass es trotz des überlaufenden Festivals bei DESTRUCTION überraschenderweise auch für Nachzügler locker möglich war, sich in eine angenehme Nähe zur Bühne zu begeben. Ein seltenes Erlebnis an diesem Wacken-Wochenende...(BO)


Setlist Destruction:

The Butcher Strikes Back
Curse The Gods
Nailed To The Cross
Mad Butcher
Alliance of Hellhoundz
Soul Collector
Death Trap
Life Without Sense
Antichrist/Reject Emotions
Thrashd ‘till Death
Total Desaster
Eternal Ban
Bestial Invasion

 

 

Destruction

 

Die erfreuliche Beinfreiheit beim DESTRUCTION-Gig könnte auch an den gleichzeitig aufspielenden TURISAS gelegen haben. Bei den finnischen Humppa-Metallern platzte das Zelt der W.E.T. Stage wieder aus allen Nähten; einmal mehr keine Chance für den herbeigeeilten Rezensenten, auch nur ansatzweise in die Nähe der Bühne zu kommen...

Dies gelang bald darauf wieder problemlos bei BENEDICTUM, die mit verspäteter StartzeitBenedictum anfangs das Zelt nur zur Hälfte füllen konnten. Und ziemlich wahrscheinlich waren einige der anwesenden Zuhörer unwissend über das musikalisch Folgende beim Bummel über das Gelände einfach mit den Augen am hochgestiefelten Bein und ausladend gefüllten Dekolleté von Veronica Freeman hängengeblieben und warteten jetzt mit Neugier auf das, was da wohl kommen würde. Noch mal kurz den Lippenstift nachgezogen, dann ging es endlich los und die Band aus San Diego konnte im Handumdrehen belegen, dass sie unabhängig aller optischer Einflüsse auch auf musikalischer Ebene voll überzeugen kann. Songs wie "Ashes To Ashes", "#4", "Benedictum", "Two Steps To The Sun" und "Wicca" bewegen sich allesamt im gehobenen Power-Metal-Bereich und kommen als stilistische Kreuzung aus VICIOUS RUMORS und CHASTAIN live noch eine Ecke kraftvoller rüber als auf dem empfehlenswerten Debüt "Uncreation". Klar steht die kleine Frontlady (erinnert durch ihre Löwenmähne und den dunklen Teint von der Ausstrahlung her irgendwie auch an Tina Turner) mit ihrer Powerröhre jederzeit deutlich im Vordergrund, aber sie hat es stimmlich wirklich drauf und wird ihrem Ruf als "weiblicher Dio" vollauf gerecht. Dass die Mitspieler wie etwa der dauergrinsende Gitarrist Pete Wells, der auch solistisch ein ums andere Mal brillieren kann und bei dem ich von der Bewegung her ständig an METALLICA-Basser Robert Trujillo denken muss, ein wenig zu Statisten degradiert werden, lässt sich da kaum vermeiden. Mit "Burn It Out" und "Beast In The Field" werden dann sogar  noch zwei verheißungsvolle neue Nummern des demnächst erscheinen Zweitwerks gespielt, bevor das Quartett mit dem Schlusspunkt "Mob Rules" selbst auf die mittlerweile hereinströmende MOONSORROW-Fanmeute deutlich Eindruck machen kann. (LS)

Auf der True Metal Stage bewahrheiteten sich inzwischen nicht nur sämtliche vorherigen Befürchtungen, sondern spielte sich ebenfalls auch das größte Drama des Festivals ab. TYPE O Type O NegativeNEGATIVE starten mit "We Hate Everyone" recht heftig in ihr Programm und sofern man es irgendwie geschafft hatte, auch nur ansatzweise in die Nähe der Bühne zu kommen (die Mehrzahl der Leute durfte sich mit der Leinwand begnügen), musste man feststellen, dass das verdrogte Antlitz von Bass- und Gesangshüne Peter Steele trotz seines Outfits (Priester mit Zylinder) im krassen Gegensatz zur beeindruckenden Bühnenoptik (im strahlenden grün-schwarz) stand. Meine Fresse, sah der fertig aus. Da wurden die Songs wie "Profit Of Doom", "Anasthesia", "Zero Tolerance" und "Love You To Death" fast zur Nebensache, denen dann auch irgendwie der rechte Drive fehlte und zwischen denen die Band jeweils eine mehrminütige Pause machte (bzw. machen musste). Irgendwie ging es völlig konfus zu auf der Bühne, Steele, der auch ständig die Jägermeister-Pulle am Hals hatte, war scheinbar selbst für seine Mitspieler unberechenbar und durch seine "Rotwein-Spritz-Spielchen" wurde man dann auch eher peinlich berührt als amüsiert. Man, man...

Mit "Christian Woman" und dem Jahrhundertsong "Black No. 1" kann die Band zwar noch ein paar Kastanien aus dem Feuer holen, aber als der stockbesoffene Frontmann am frühzeitigen Ende des Sets (nach ca. 65 Minuten und acht Songs ging es wohl partout nicht mehr) noch auf die Fresse fällt und nicht mehr alleine wiederhochkommt, wird´s dann endgültig beschämend. Zu Zeiten ihres legendären Dynamo-Auftritts hätte wohl niemand für möglich gehalten, dass dieser charismatische Koloss von Mensch irgendwann mal mitleidige Gefühle hervorrufen könnte...(LS)

 

Type O Negative

 

 

Während sich der Großteil der Wacken-Besucher draußen auf IMMORTAL freute, versammelten sich im Zelt an der WET-Stage alle Fans des Pagan und Folk Metal, um sich MOONSORROW anzuschauen. Trotz des großen Headliners auf der Black Stage stand man im Zelt dicht an dicht, konnte im Gegensatz zu TYR am Donnerstag aber noch atmen. Nach einer guten halben Stunde Verspätung wurden die ungeduldigen Fans dann erlöst und konnten zu "Tuulen koti, Aaltojen koti" vom "Suden Uni"-Album endlich die Haare schütteln. Die Setlist der blutverschmierten Finnen, die ja bekannt für ihre überlangen Kompositionen sind, war absolut livetauglich zusammengestellt und die Menge kochte. Der abwechslungsreiche Mix aus Krächzgesang, schönen Melodien und vor allem den epischen Gesangspassagen sorgte für eine 1A-Atmosphäre im Zelt. Angetrieben durch Fronter Ville Sorvali feierten die Leute im Zelt jeden Song ab und ließen sich auch von dem durchwachsenen Sound, der hier und da immer mal ein paar Melodien verschluckte, nicht ärgern. Im Ganzen ein gelungene Auftritt, der mit dem meisterhaften "Sankaritarina" ein würdiges Ende fand! (CB)

Setlist Moonsorrow:

Tuulen koti, Aaltojen koti
Kylän Päässä
Raunioilla
Pimeä
Ukkosenjumalan poika
Sankaritarina

Wacken 2007

 

Unverkennbar, dass nach Einsetzen der Dunkelheit für eine Großzahl der Besucher der Höhepunkt des Festivals anstand; "Wo kommen bloß all die Leute her?" der allgemeine Tenor. Und ich muss zugeben: Dem Reiz und der Aura der wiedervereinten IMMORTAL auf der Black Stage konnte man sich selbst als sonstiger Ignorant (meinetwegen auch Unversteher) der schwarzen Kunst nicht gänzlich entziehen. Perfekt inszeniert brannte das nordische Trio ein beeindruckendes Feuerwerk ab; wörtlich zu verstehen, sowohl durch die Pyros, als auch durch Abbaths Feuerspuckeinlage. Mit dem ursprünglich verschworrenen Anti-Flair des Black Metal hat diese monströse Show zwar wohl kaum noch was zu tun, aber von den Anhängern der Band sind im Anschluss ausnahmslos Jubelchöre bis hin zur ausgerufenen Gigantomanie zu vernehmen. (LS)

 

Immortal

 

Nach ein paar Songs habe ich aber genug Feuer gesehen, also schnell noch mal rüber zur Party Stage, wo die Hamburger Jungs von STORMWARRIOR mit ihrem typisch hanseatischen Melodic-Speed gerade das True Metal-Volk beglückt. Zweifellos hat auch der Name Kai Hansen für die Platzierung im Billing, sowie für die Mobilisierung der dichtgereihten Fans gesorgt und so zog die eh schon gute Stimmung noch mal ordentlich an, als das teutonische Urgestein sichtbar wohlgelaunt die Bühne betrat. Man mag die Band um Sänger Lars Ranke für relevant halten oder eben nicht (zumindest muss sie aufpassen, dass man sie nicht bald vornehmlich als Coverband der Kürbisköpfe einstuft), aber der Freude, die ganzen alten HELLOWEEN-Klassiker mit Hansen am Mikro zu hören, tut das an diesem Abend keinen Abbruch. "Ride The Sky", "Phantoms Of Death", "Victim Of Fate", "I Want Out", "Murderer", "Judas", "Heavy Metal Is The Law" - gibt es viele bessere Gründe, um seiner Kehle nach drei anstrengenden Metal-Tagen nochmal das letzte abzuverlangen? Deutliches "Nein" und so war zum Ausklang des Wochenendes nochmal freudiges Nostalgie-Banging angesagt. (LS)

 

Aber halt, da war doch noch was. Weit oben auf den Plakaten stand schließlich noch ein Name, der wieIn Flames zu erwarten noch mal die Massen anzog. Was dann allerdings bei den Melo-Deathern IN FLAMES bezüglich des Andrangs abging, geht auf keine norddeutsche Kuhhaut mehr. Einmal mehr: Es war nicht einfach nur voll, es war brechend voll, es war beängstigend voll. Ich stand im hinteren Drittel des Geländes (auf Höhe des Durchgangs zur Party Stage) und es ging nichts mehr außer...Stehen, gerades Stehen. Ich habe mich vor Jahren auf dem Dynamo Open Air, wo sich (offiziell) fast doppelt so viele Zuschauer vor nur einer Bühne versammelt haben, nicht annähernd so eingeengt und auch mulmig gefühlt wie an dieser Stelle. Wenn man eigentlich "nur mal gucken" will, sich in der Nähe des Ausgangs teilweise aber fühlt, als stände man in der ersten Reihe, stößt das Gelände überdeutlich an seine Grenzen.

Und auf der Bühne? Nun, Hits, die dementsprechend auch von der Menge aufgenommen werden, haben die schwedischen Chartbreaker inzwischen genug auf dem Zettel und auch an der musikalischen Umsetzung gibt es kaum etwas zu bemängeln (vielleicht die ein oder andere Textlücke?). Allerdings verliert die Show zumindest bei mir mittlerweile doch deutlich an Reiz, ist zu routiniert und birgt trotz der gewohnt fulminanten Lightshow irgendwie keine Überraschungen mehr. Dazu kommt noch, dass Anders Fridén einen alkoholbedingt angeschlagenen Eindruck macht und zuvor wohl auch einiges an Sabbelwasser geschluckt hat. Durch sein ausuferndes Gelaber zwischen den Songs fängt er bald an zu nerven und sorgt für unnötige Längen. Aber wie gesagt, den meisten Fans hat es spürbar gefallen, was auch die beeindruckenden Hüpfeinlagen der Reihen bei Songs wie "Come Clarity" und "Only for the Weak" belegen; vermutlich habe ich die Göteborger gerade in Wacken einfach nur schon zu oft gesehen. (LS)

 

Setlist In Flames:

Leeches
Crawl Through Knives
Dead Alone
Pinball Map
Trigger
Episode 666
Graveland
Colony
System
Bottled
Egonomic
Come Clarity
Only For The Weak
Cloud Connected
The Quiet Place
Take This Life
My Sweet Shadow

 

Wacken 2007

 

Nach härteren Death Metal ist mir danach dann nicht mehr so wirklich und sei er noch so technisch gut; außerdem scheint der Weg zu CANNIBAL CORPSE durch die sich jetzt auch noch bewegende Menschenmenge mittlerweile unüberbrückbar. Und da SUBWAY TO SALLY leider mal wieder ins späte Nacht- bzw. frühe Morgenprogramm gelegt wurden, galt es zu diesem Zeitpunkt festzustellen: "Rien ne va plus&;quot; 

Bleibt also nur noch das Resümee:

Die 18. Auflage des W:O:A war von den Umständen her sicherlich mit das schwierigste in seiner Geschichte - für die Veranstalter, aber auch für den Gast. Einer der Gründe dafür lag am schlechten Wetter im Vorfeld, wodurch allerdings auch einige Mängel in der Organisation aufgezeigt wurden, wie bereits in Teil 1 ausführlich berichtet. Widrigkeiten, die den Leuten, die sich drei oder vier Tage lang vor ihrem Zelt die Birne weggeschossen haben, schnell egal gewesen sein dürften und die Zahl derer scheint leider mit jedem Jahr größer zu werden. Mittlerweile laufen auf dem W:O:A zumindest aus Sicht des Musikinteressierten deutlich zu viele Leute rum, die nur dort sind, weil sie jemanden kennen, der aus der Ferne mal eine Metal-CD gesehen hat. Der Spruch "Dabei sein ist alles!" hat im Bezug zu diesem Festival schon länger einen bitteren Beigeschmack. Weniger Metaller, mehr Partyvolk - zweifellos ein Nervfaktor, unter dem das frühere Flair der Veranstaltung erheblich gelitten hat. Zu ändern ist dies aber wohl kaum noch, auch durch die Veranstalter nicht, schließlich kann man sich seine Gäste nicht immer aussuchen. Man kennt diesen Streitpunkt ja auch inzwischen, dem man sich aber durchaus entziehen kann (auch ohne fernzubleiben), indem man sich auf das Wesentliche konzentriert: Die Musik.

Das musikalische Programm sollte dann auch dieses Jahr wieder kaum Anlass zur Kritik gegeben haben. Wer in Wacken 2007 keine guten Auftritte erlebt hat, der hat definitiv was falsch gemacht oder hört generell die falsche Musik. Bleibt dann natürlich die Frage, wie gut der Einzelne seine auserwählten Favoriten denn genießen konnte, womit wir beim Hauptkritikpunkt wären: den Besucherzahlen. Wie üblich schwanken diese mal wieder extrem. Die Veranstalter sprechen von etwa 72.000, der eine hat dies gehört, der andere das gehört und viele tippen sowieso auf über 100.000. Das ist aber alles nur Statistik und mir letztlich egal, denn klar ist, dass es einfach zu voll war - was auch wirklich jeder gemerkt haben sollte. Nicht nur, dass gerade bei den Hauptbands dadurch der Konzertspaß längst nicht mehr für die Mehrzahl der Besucher garantiert ist, man sollte dort ohne als Panikmacher zu gelten auch auf das Sicherheitsrisiko hinweisen dürfen. Für die beruhigten Gemüter sollten dafür dann eigentlich nur zwei Lösungswege in Betracht kommen: Entweder man reduziert die Ticketverkäufe oder das Gelände muss vergrößert werden. Ein Wunschtraum? Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Ein konkretes, wenn auch kleineres Problem in diesem Zusammenhang neben der noch verbesserungsfähigen neuen Party Stage sicher auch die Zeltbühne, bei der das Konzept ebenfalls noch mal überdacht werden sollte. Es muss einfach auch dort möglich sein, eine der angesagteren Bands zu Gesicht zu bekommen, ohne sich Stunden vorher einen Platz zu sichern und dadurch an anderer Stelle etwas zu versäumen. Ist dies nicht möglich, sollte man sie gleich weglassen; die Beschwerden dürften sich in Grenzen halten, sollten dadurch ein paar Bands weniger kommen.  

Die verschiedensten Meinungen zum W:O:A gab es ja schon vorher und nun dürften es also wieder einige mehr sein. Bei mir überwiegen immer noch die positiven Eindrücke, dafür sorgt alleine die Begeisterung für die Musik. Und durch die ersten bereits angekündigten Bandnamen für 2008 ist man gedanklich fast schon wieder näher am kommenden August als am vergangenen. Ob die bereits jetzt heiß erwarteten Auftritte von IRON MAIDEN, AVANTASIA & Co. der Vorfreude gerecht werden, werden wir dann sehen - und das hoffentlich nicht nur auf der Leinwand...(LS)

Es sahen, hörten, freuten und ärgerten sich: Lars Schuckar (LS), Andreas Büttner (AB), Benny Obermann (BO) und Christoph Benecke (CB)

Fotos: Andreas Büttner, Lars Schuckar und mit freundlicher Genehmigung von www.metaltix.com

Zum Wacken Bericht Teil 1
Zum Wacken Bericht Teil 2 

Lars Schuckar (Info)