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TAB Sounds 2018 Frankfurt - Taunusstrasse Frankfurt/Main - 18.08.2018
TAB Sounds 2018, 18.08.2018
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Bahnhofsviertel Classics
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Gastone
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Fee
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Wirtz
TAB, das steht für: „Taunusstraße Arts and Bits“ und ist eine Initiative, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die positiven Aspekte des Bahnhofsviertels der Mainmetropole Frankfurt in den Vordergrund zu stellen, das seit einer gefühlten Ewigkeit das Rotlichtmilieu der Stadt beheimatet.
Als Stiefkind des Bahnhofsviertels verschrien und von der Politik lange Zeit sträflich vernachlässigt, hat die Taunusstraße den Ruf einer Zone, die man besser nicht oder wenn unbedingt notwendig, dann nur in Begleitung betreten sollte. Mit diesen No-Go Areas soll nach den Plänen der Initiatoren zukünftig Schluss sein. Seit der Gründung vor drei Jahren kann die Initiative schon beachtliche Erfolge vorweisen. Neben dem Live-Event im vergangenen Jahr fanden auf der Taunusstraße eine Mitternachtslesung, ein Unplugged-Konzert, Kunstmärkte in der ehemaligen Kaiserpassage und zuletzt eine Street Gallery statt.
Die Kunstinstallation an diesem Wochenende ist das bisherige Highlight der Bemühungen. Die Stadt Frankfurt erteilte TAB Sounds die Erlaubnis, die Taunusstraße auf einer Länge von 200 Metern zwischen Mosel- und Elbestraße als Hommage an Willy Fleckhaus, den Art Director des Suhrkamp Verlags, in den typischen Farben der Buchrücken zu bemalen, die wohl jeder Schüler in Erinnerung an die schweißtreibenden Interpretationsversuche aus seinem Deutschunterricht kennt.
Die Lampions aus dem vergangenen Jahr wurden noch einmal aufgehübscht und an den Laternen der Straße aufgehängt. Der Truck, auf dem die Konzerte des Tages stattfinden, steht direkt an der Kreuzung Mosel- Ecke Taunusstraße.
Den Auftakt liefern die BAHNHOFSVIERTEL CLASSICS, die die undankbare Aufgabe haben, die vorbeieilenden Menschen auf dem Weg in ihr Wochenende aufzuhalten und zum Stehenbleiben zu animieren. Das gelingt ausgesprochen gut, denn die Menschentraube um die Bühne herum wird zusehends größer.
Im Anschluss betreten die Jungs von GASTONE den Truck und bieten kurzweiligen Italo-Pop, der direkt in die Beine geht. Mittlerweile zeigt sich der Platz vor der Anhängerbühne gut gefüllt und immer mehr Schaulustige, die sonst einen weiten Bogen um das Rotlichtmilieu rund um den Frankfurter Hauptbahnhof machen, bleiben stehen und lauschen den Klängen unter dem Motto „Pasta für die Ohren“ der Mannen um GIUSEPPE PORELLO. GASTONE haben noch einen Special Guest in petto. Mit ROLF STAHLHOFEN betritt ein musikalischer Tausendsassa die Bühne, der an der Seite von XAVIER NAIDOO bis 2003 Frontmann der SÖHNE MANNHEIMS war. Stahlhofen, Gründer des Hilfsvereins „Menschen am Fluss“, baut Solarwasseranlagen in Eritrea und unterstützt verschiedene Wasserprojekte, die das Ziel haben, der Verknappung des lebensnotwendigen Trinkwassers entgegenzuwirken um zu verhindern, dass Wasser als Spekulationsobjekt missbraucht wird.
Im Anschluss geht es weiter mit FEE., die sich den Punkt hinter ihrem Namen zugelegt hat, um zu demonstrieren, dass die von ihrem damaligen Label vorgesehenen Ghostwriter und Hitproduzenten ihre eigenen Ambitionen in Sachen Singer/Songwriter unterlaufen und ad absurdum geführt hätten. Fee stieg aus dem Major Vertrag aus, obwohl sie als Support für KATIE MELUA schon kurz vor dem Durchbruch stand. Die Titel ihres aktuelles Albums „Ein Zimmer Küche Bad“ beschäftigen sich zum Teil mit den Erfahrungen dieser Zeit, aber auch mit der aktuellen Wohnungsnot in Frankfurt, sowie zwischenmenschlichen Aspekten.
Nach diesem kurzweiligen Auftritt gibt es Gelegenheit, in den angrenzenden Läden etwas erfrischendes gegen den Durst zu erhaschen. Ein Kennzeichen der Veranstaltung ist der Verzicht auf Bierstände und Imbissbuden aller Art, was den Händlern im Bahnhofviertel die Möglichkeit gibt, ihrerseits Umsatz zu machen. Auch dies ein Grund für die breite Unterstützung des TAB Sounds Projekts durch die Anrainer.
Als Headliner in seinem eigenen Viertel betritt Daniel Wirtz die Bühne. WIRTZ, der kurz zuvor auf dem WACKEN Open Air vor 70.000 Besuchern gespielt hatte, zeigt sich gut aufgelegt und präsentiert einen Querschnitt seines Schaffens. Vom ersten Ton an präsentiert sich Mitinitiator DANIEL WIRTZ in bestechender Form. Die Freude über den regen Zuspruch ist echt und authentisch. Songs wie „Gebrannte Kinder“, „Kamikaze“, „LMAA“, „Mon Amour“ und „Ne Weile Her“ rocken das Bahnhofsviertel so richtig durch und die mittlerweile rappel volle Taunusstraße geht begeistert mit. Neben den krachenden Rocksongs gibt es Platz für die stilleren Momente in Form der WIRTZ-typischen Balladen sowie einem flammenden Plädoyer für die Rückgewinnung des Bahnhofsviertels als Wohngebiet im Herzen Frankfurts.
Nach dem Konzert ist aber noch lange nicht Schluss, denn die Party auf der Taunusstraße geht in den angrenzenden Bars noch bis in den frühen Morgen weiter.
FAZIT: TAB Sounds im Frankfurter Rotlichtmilieu, das hat schon allein aufgrund des Anliegens und der abgefahrenen Location etwas Besonderes. Die Aufwertung des Bahnhofsviertels hat an diesem Abend einen kräftigen Schub erhalten und das Einfärben der Taunusstraße auch überregional Beachtung gefunden. Der eingeschlagene Kurs, der auch mit Hilfe der Politik weiter verfolgt werden soll, ist neben dem „Frankfurter Weg“ in dieser Form einmalig in der Republik. Die Künstler, die ohne Gage aufspielten, verliehen dem Projekt einen strahlenden Glanz, der auch den teilweise tristen Alltag im Bahnhofsviertel überstrahlen sollte.