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Sweden Rock Festival 2011 - Mittwoch - Sölvesborg - 08.06.2011

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Sweden Rock Festival 2011Werte Festivalgemeinde!

Das Sweden Rock Festival 2011 – endlich. Nach langer Abstinenz in den Jahren 2009 und 2010 durfte ich dieses Jahr endlich wieder mein absolutes Lieblingsfestival auf diesem Planeten besuchen. Das Sweden Rock Festival, angefangen 1992 als so eine Art kleine Gartenparty mit Musik, hat sich im Laufe von zwei Jahrzehnten zu DEM Rock-Festival in Schweden entwickelt. Seit Jahren permanent vor Beginn ausverkauft, feierte es dieses Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Und 35.000 Festivalbesucher feierten mit bei der 3 ½-tägigen Party. Eingebettet in die schöne Norje-Bucht bei Sölvesborg am Südzipfel Schwedens, hatte man auch dieses Jahr wieder etliche Neuerungen auf dem Gelände realisiert: so war das Festivalgelände um ein kleines Areal seitlich erweitert worden, so dass sich Shopping- und Futterwillige dort in Ruhe abseits des Hauptplatzes tummeln konnten. Neben den vier Hauptbühnen gab es früher immer noch ein Zelt, in welchem unbekanntere Bands auftraten oder auch Akustiksets gespielt wurden. Man hatte sich für dieses Jahr entschieden, dass das Zelt einer kleinen, weiteren Open Air Bühne weichen sollte, um so mehr Leuten die Möglichkeit zu geben, das Geschehen dort mitzuverfolgen.

Die Entscheidung fiel dieses Jahr nicht leicht, da das SRF zeitgleich mit dem Rock Hard Festival leider stattfand, das WGT ist ebenfalls am Pfingstwochenende, so dass der Festivalfreund es nicht leicht hatte, sich da zu entscheiden. Mir kam das insofern zugute, als dass ich von Wolf vom Rock Hard Team ab HH mitgenommen wurde, da logischerweise die Jungs dieses Mal nur mit einer Sparbesetzung auf dem Sweden Rock vertreten sein konnten, da sie zeitgleich ihr eigenes Festival im Amphitheater Gelsenkirchen rocken mussten. So geht mein herzlichster Dank dieses Mal an Wolf für die Mitnahme, Himmelstein und Jens vom Rock Hard für die zweitägige Restüberlassung der Fotoweste, die es mir ermöglichte, mit meiner geliehenen Nikon ein paar feine Schnappschüsse aus dem Fotograben zu machen. Leider war meine Leihkamera nur mit einem 18-70mm Objektiv bestückt, so dass absolute Nahaufnahmen geschweige denn gescheite Pics aus der Masse heraus nicht drin waren. Aber ein paar Highlights sind dabei (für weibliche Berichtleserinnen: bitte auf die Beckenknochen von Herrn Zombie achten!)…

Der Wetterbericht im Vorfeld schwankte zwischen absoluter Katastrophe bis hin zu „doch, ja, wird besser…“. Letztendlich hat es gereicht, um sowohl klatschnass geregnet zu werden als auch mir einen fiesen, kleinen Sonnenbrandstreifen auf beiden Schultern zu bescheren.

Ihr könnt euch schon mal mit einem Bier oder zwei hin hocken, das dauert jetzt wie üblich ein wenig: rund 70 Bands standen auf dem Billing dieses Jahr, bis zur Prime Time am Abend waren die 4 Bühnen oftmals parallel belegt, so dass es wie immer ratsam war, sich im Vorfeld einen recht genauen Plan zu machen, wen man wann wo sehen wollte. Die Laufwege zwischen den Bühnen sind im Vergleich zu anderen Festivals dieser Größenordnung recht human, das Gelände ist optimal aufgeteilt. Ich suche mir immer wenige Bands raus, die ich unbedingt komplett sehen möchte, sehr häufig ist es leider unvermeidlich, nach der Halbzeit zu einer anderen Stage rüber zu wechseln, um noch einen Eindruck von der anderen Band zu bekommen.

Dazu sollte ich bemerken, dass für mich persönlich dieses Jahr das Billing leider nicht so derbe interessant und mit Highlights bespickt war wie in den Jahren zuvor. Nichtsdestotrotz ist es die nach wie vor gemütliche, ja beinahe familiäre Atmosphäre, die einen Besuch auf diesem einzigartigen Festival jedes Jahr zu einem feinen Erlebnis macht. Das Festivalvolk verändert sich im Laufe der Jahre natürlich, die Horden von Sleaze- und Glam-Rockern, die es einstmals bevölkerten, sind ein wenig dem Festivalnachwuchs gewichen, was sicherlich auch dem diesjährigen Fehlen einer richtig fetten Band aus diesem Bereich zuzuschreiben ist. Es war halt keine Band wie Poison (2008) Headliner oder gar Mötley Crüe, welche 2005 den Platz dazu gebracht haben, bis in die letzte Reihe zu feiern.

Mittwoch, 08.06.2011

Rhino BucketWir kamen um Mitternacht an und hatten das Glück, uns auf dem Press/Staff Campingplatz direkt neben die großartige Ballroom Crew zu packen, die ich schon vom Sweden Rock 2008 kannte. Nach ein paar Stunden Schlaf (und 1 ½ Liter White Russian später, ähem) gings am Mittwoch los und man schlenderte gen Nachmittag zum Festivalgelände. Der Mittwoch ist seit 2007 als halber zusätzlicher Festivaltag fester Bestandteil der Running Order, mit ca. 10.000 limitierten 4-Tages-Festivaltickets eine Art Bonustag. Der Hauptplatz um die beiden großen Bühnen, die Festival Stage und die Rock Stage, war dieses Jahr erstmalig abgesperrt, wie immer spielten die Mittwoch-Bands lediglich auf der etwas kleineren Sweden Stage und der kleinsten unter den vier Bühnen, der Zeppelin Stage. Und so startete der Mittwochnachmittag für mich mit RHINO BUCKET, einer US-Kombo, die relativ gradlinigen Rock der Marke AC/DC zocken. Haute mich nicht komplett vom Hocker, war aber ein schöner Einstieg und das Festivalpublikum nahm RHINO BUCKET gut an.

CrashdietDie nächsten auf meiner Liste waren CRASHDIET, die ich auf der vorangegangenen Deutschlandtour mit Hardcore Superstar leider nicht gesehen hatte. Sie stiegen direkt mit den Kracher „Breakin´ the chainz“ in einen sehr geilen, pyrotechnisch direkt in die Vollen gehenden Gig ein! Die schwedischen Sleaze Rocker hatten natürlich einen absoluten Heimvorteil, ohne Frage. Simon Cruz, der aktuelle Sänger der Band, gefiel mir außerordentlich gut, er war auch kaum zu übersehen mit seinem markanten, fetten Irokesen-Hairstyle. Mit einem opulenten Einsatz an Feuersäulen sowie einer schicken Setlist heizten die Stockholmer dem Publikum ordentlich ein. Und mal ganz ehrlich: ich fand sie schwer geil, die brauchen sich musikalisch echt nicht verstecken. Showmäßig sowieso nicht, da ist beste Unterhaltung garantiert, wenn Simon Cruz bei den Zugaben zu „Rebel“ erst mal stilecht auf einer Harley auf die Bühne donnert. Bescheidenheit existiert bei Crashdiet nicht, in keinster Weise. Wird aber auch von keinem erwartet. Man haute nochmal ordentlich Pyros raus im Zugabenblock, der lautstark von der begeisterten Menge vor der Sweden Stage eingefordert wurde. Sehr sehr toll, sehr festivaltauglich, CRASHDIET stehen auf jeden Fall auf meiner persönlichen „muss ich dringend mal auf Tour sehen“-Liste.

NecronautEigentlich stand dann nur noch Hardcore Superstar auf meiner Mittwochs-Liste, die aber um Mitternacht den Tag beschließen sollten. Also rasch erst nochmal bei NECRONAUT auf der Zeppelin Stage vorbeigeschaut, die mir namenstechnisch bis dahin überhaupt nicht bekannt waren. Den Besuch hab ich nicht bereut: wie sich in einem Gespräch mit einem Mädel in der vorderen Reihe herausstellte, hatten NECRONAUT wohl im Vorfeld via Facebook angekündigt mit einem Haufen Gastsängern aufzutreten. Was sie auch taten, ich war eh komplett und überaus positiv überrascht von dem gesamten Gig. Nuclear Blast spricht in seinem Shop von „schwedischen Allstar-Gerangel“, und das triffts in der Tat ziemlich. Gegründet und realisiert vom ehemaligen Dismember Drummer Fred Estby, scharrte dieser für das Projekt eine Unmenge an Gastmusikern um sich, Mitglieder von Dismember, Entombed, Watain, Nifelheim, Tormented, Grand Magus, Dundertäget metzeln sich durch die Songs. Zum derzeit einmaligen Live-Auftritt auf dem Sweden Rock Festival 2011 waren folgende Mitmusiker auf der Bühne angekündigt:

Fred Estby (ex-Dismember)
Nicke Andersson (Imperial State Electric, ex-Hellacopters, ex-Entombed)
Tomas "Tompa" Lindberg (At The Gates)
Erik Danielsson (Watain)
Tyrant (Nifelheim)
Hellbutcher (Nifelheim)
Janne "JB" Christoffersson (Grand Magus)
Andreas "Drette" Axelsson (Tormented, ex-Edge Of Sanity)
David Blomqvist (Dismember)
Tobias Christiansson (Dismember, Grave)
Robert Pehrsson (Dundertaregt, Deathbreath)
L.G. Petrov (Entombed)

Das liest sich schon mal schwer imposant und klappte über weite Strecken auch hervorragend. Vor der kleinsten der vier Stages, der Zeppelin Stage direkt am Geländeeingang, scharrte sich daher auch eine ziemlich große, ziemlich begeisterte Menge an Fans. JB, den Sänger von Grand Magus und den Entombed Shouter erkannte ich auch sofort, ansonsten gaben sich dort von Song zu Song die Gastsänger das Mikro in die Hand respektive die Gastgitarristen die Klampfe oder auch wahlweise die Gasttrommler die Drumsticks in die Hand. Hört sich nach einem bunten Strauß voll von Death Metal, Black Metal oder auch schlicht und ergreifend purem Metal an? Richtig, genau das war es auch! Ein Fest sowohl für die Musiker als auch für die Fans, höchst abwechslungsreich, nicht immer soundtechnisch perfekt aber dafür ein Höchstmaß an Spaß und Begeisterung auf und vor der Bühne. Fazit: ich brauche das Album!

Hardcore SuperstarDas Highlight stellte zweifelsohne aber dann die den Sonderfestivaltag abschließenden HARDCORE SUPERSTAR dar. Bereits im Vorfeld stand auf der schwedischen SRF-Webseite als News zu lesen, dass aufgrund eines Votings des Sweden Rock Magazins (das selbstbetitelte Album der schwedischen Hardrocker wurde von den Lesern als drittbestes Album des Jahrzehnts gewählt) die Band sich entschlossen hatte, dieses auf dem diesjährigen Sweden Rock Festival mit einer besonderen Setlist zu feiern: man würde das komplette selbstbetitelte Album aus dem Jahr 2005, das die Band zum internationalen Durchbruch führte, durchspielen. Ach herrjeh, was hab ich bereits im Vorfeld gefeiert! Selbstverständlich ließ sich die Band und allen voran Sänger Jocke auch in keinster Weise von dem sintflutartigen Regen, der kurz vorher einsetzte, davon abhalten, ein Mörderset auf die Bühne zu zimmern. Das Publikum vor der Sweden Stage harrte wacker im Dauerregen aus, heizte die Stimmung schon vor Gigbeginn mit Sprechchören an, irgendwann war es schlicht jedem egal, wie pudelnass man dort stand. Jocke hüpfte von Anbeginn des Auftritts munter durch sämtliche zahlreiche Wasserpfützen auf der Bühne, dem war das herzlich egal, ob er nassgeregnet wurde. Nach und nach zockte man sich durch das immer noch völlig brutal hitgespickte „schwarze“ Album, die beiden Gitarristen ließen sich zu kurzen Gastauftritte vorne am Bühnenrand ebenfalls später hinreißen. Fabelhafte Stimmung, fabelhafter Gig, der fiese Dauerregen wurde von allen Anwesenden einfach weggerockt. Die Zugaben bestanden fast ausschließlich aus neuen Songs, inklusive dem Mitgröhl-Song „Last call for alcohol“, dem wirklich auch live sehr schönen Akustiksong „Here comes that sick bitch“, und als allerletzten Gassenhauer dann wurde mit „Moonshine“ ein wirklich gelungener HARDCORE SUPERSTAR Auftritt beendet. Pudelnass aber glücklich begab man sich schließlich zum Zelt.

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Melanie Benthin

Gast-Rezensent (Info)

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Live-Fotos

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