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Sonic Syndicate / Deadlock / Blowsight - Köln, Underground - 16.11.2010

Die Location heißt zwar Underground, doch rein musikalisch ist es weitestgehend der pure Mainstream, der an diesem Dienstagabend in Köln zu hören ist. Die Schweden SONIC SYNDICATE begannen zwar als Melodic Death Metal-Act, haben ihren Sound inzwischen aber deutlich Richtung poppigem Rock verlagert. Im Gegensatz zum deutschen Sextett DEADLOCK, das wesentlich härteren Klängen frönt, während der Opener BLOWSIGHT Musik für die U18-Fraktion zu bieten hat. Die ist an diesem Abend mit knapp 300 Leuten vertreten und selbst so manch ein Kuttenträger hat sich hier hin verlaufen.

BlowsightDie zeitgemäßen Emo- und Punk-Frisuren der BLOWSIGHT-Musiker lassen schon erahnen, dass der traditionell veranlagte Banger nicht viel zu Lachen haben wird. Mit ihrem zeitgemäßen Sound irgendwo zwischen Punkrock und Hardrock, der mit schwer cheesigen Melodien und entsprechender Attitüde dargeboten wird, passen sie zwar perfekt zum Headliner, wirken aber bis aufs Letzte durchkalkuliert und auf Trend gebürstet. Da ist man sich natürlich auch nicht zu schade, den LADY GAGA-Smasher "Poker Face" zu covern, was vom Teeniepublikum aber ordentlich bejubelt wird. Überhaupt scheint die Band so einigen Leuten ein Begriff zu sein und so stellt man fest, dass ganze Songs mitgesungen werden. Objektiv muss man BLOWSIGHT einen überaus ordentlichen Job als Anheizer zugute halten, rein subjektiv ist der Verfasser dieser Zeilen aber heilfroh, als das Set nach acht Songs langsam zu Ende geht. Ich bin halt doch schon zu alt für so einen Scheiß.

DeadlockAuf der Härteskala geht es dann mit DEADLOCK drei Schritte nach oben und auch qualitativ ist bei den deutschen Melodic Death-Metallern wesentlich mehr Substanz auszumachen. Zudem wird es auf der kleinen Bühne im Underground mächtig eng, denn man agiert an vorderster Front mit Bassist, zwei Gitarristen und zwei Gesangsakrobaten. Die Kombination aus todesmetallischen Growls von Johannes Prem und dem als Kontrast fungierenden hellen Gesang von Sabine Weniger funktioniert auch live ganz hervorragend, sorgt aber auch dafür, dass die Popfans nicht allzu heftig vor den Kopf gestoßen werden. So gut es in der Enge geht, agiert man mit Bewegungsfreude und spornt das Publikum an, die Jungspunde in den ersten Reihen lassen die Kurzhaarfrisuren fliegen. Schade, dass nur sechs Songs, die sich auf die letzten drei Alben "Manifesto", "Wolves" und "Earth.Revolt" verteilen, gespielt werden. Nichtsdestotrotz ist die Show eine Wohltat angesichts dessen, was es vorher zu hören und sehen gab und dem, was da noch folgen soll.

Sonic SyndicateSONIC SYNDICATEs Entwicklung vom Melodic Death Metal zum gesichtslosen Mainstream-Pop-Metal mag  missfallen, aber wie heißt es so schön? Der Erfolg gibt ihnen Recht. Nicht nur, dass die Chartpositionen mit jedem Album besser wurden, auch das Publikum feiert die Band an diesem Abend frenetisch ab. Und man muss gestehen, dass die Band es versteht, eingängige Ohrwürmer zu schreiben, die sich wie im Falle von "Beauty And The Freak" oder "Turn It Up" beharrlich festsetzen. Schön auch, dass sich zwei Songs von "Only Inhuman" in der Setlist wiederfinden, die den Hätegrad ein wenig nach oben schrauben. Dass die Band mit Christopher Andersson kurzfristig einen neuen Sänger integrieren muss, weil Ex-Sänger Richard Sjunnesson die Neuausrichtung nicht mehr mitmachen wollte, fällt nicht weiter auf, Andersson und der zweite Sänger Nathan Biggs springen aktiv über die Bühne und klettern immer wieder auf die Monitorboxen, um dem Publikum näher zu sein. Als weiterer optischer Fixpunkt erweist sich Basserin Karin Axelsson, die ebenfalls mit viel Action ihr Instrument bearbeitet. SONIC SYNDICATE sind auf jeden Fall bemüht, ihrer Rolle als Headliner gerecht zu werden, auch wenn die Musik letztlich nur bedingt ansprechend ist.

Das Fazit für diesen Abend muss positiv ausfallen, weil die Bands den Ansprüchen des Publikums vollauf gerecht werden und dementsprechend gute Stimmung herrscht. Die Tatsache, dass man selber eine Band wie BLOWSIGHT unerträglich findet und SONIC SYNDICATE nur bedingt gefallen können, muss man dann hinten an stellen. Zumal mit DEADLOCK immerhin eine Band auch den persönlichen Geschmack voll trifft.

Andreas Schulz (Info)