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Rudy Rotta - Baden-Baden, Blues-Club - 14.11.2009
Als Konzertbesucher erlebt man manchmal eine der eher seltenen musikalischen Sternstunden. Ihr wisst schon: Diese Abende an denen man das Gefühl hat, etwas ganz, ganz Großes zu erleben und die Gewissheit zu haben, genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Der vergangene Samstag im Baden-Badener Bluesclub war eine solcher rar gesäter Sternstunden: Der italienische Blueser RUDY ROTTA stellte sein neues Album [s. unser Review] vor.
Was machte die Einzigkeit dieses Abends aus? Es war nicht nur die ungemeine Spielfreude der Band und das sehr fachkundige, ja enthusiastische Publikum. Für mich persönlich war es vor allem anderen das elektrisierende Zusammenspiel zwischen RUDY ROTTA und seinem "Aushilfs"-Keyboarder "Pee Wee". Dieser musste extra für die beiden letzten Gigs von Rudys Tour "eingeflogen" werden. Stamm-Keyboarder Fabio Russo erkrankte kurz vor Start der Tour an Grippe. Danach begann eine fieberhafte ;-) Suche nach einem Ersatzkeyboarder. Der wurde zwar gefunden, aber die letzten beiden Shows konnte dieser aufgrund anderer Termine nicht wahrnehmen. Nun war Pee Wee gefragt, der bis zu einem Streit vor zwei Jahren einen Stammplatz in RUDY ROTTAs Band hatte. Nun, zwei Jahre später, spürte man förmlich, wie die Funken zwischen Pee Wee und Rudy nach wie vor sprühten. Die Interaktion zwischen den beiden war phänomenal. Ein ums andere Mal nahm Pee Wee Rudys Soli auf, um sie sehr einfühlsam weiterzuführen. Gemeinsam mit den sehr tight spielenden Carmine Bloisi (Drums) und Marco Polidori (Bass) trieben sie die RUDY ROTTA BAND in geradezu orgiastische Bereiche. Genau dieser Umstand machte für mich die Einzigartigkeit dieses Abends in Baden-Baden aus.
Wie immer spielte RUDY ROTTA ohne Setliste - die Abfolge der Songs erfolgt stets ganz nach "feeling" und Eingebung. Mit einem ganzen Block aus Blues-Rockern startete Rudy und seine Band in das Set. Leider war Rudy anfangs mit dem Sound seiner beiden Fender Kofferamps nicht zufrieden, was einige Einstellungswechsel erforderlich machte, aber dann gings ab... Funkige und soulige Songs brachten wärmenden R&B ins verregnete Baden-Baden. Sehr oft ergänzte Rudy die Rhythm-Section mit Ausflügen an sein Percussion-Kit. Es war wieder so ein Abend, an dem vierminütige Songs auf eine viertel Stunde und mehr "hochgejammt" wurden. Rudy traktierte dabei seine Gitarre auf seine unnachahmlich virtuose Weise. Natürlich stand er im Mittelpunkt der Show, ließ seinen Mitstreitern aber viele Freiräume. Bassist Marco Polidori nutzte seine Soli zu knackigen Ausflüge in Grenzbereiche des Jazz und Rock.
Nach einer kurzen Zigarettenpause startete RUDY ROTTA überraschender Weise mit drei stillen Balladen in sein zweites Set. Erst mit dem "loud'n'proud" Southern-Rocker "No One Cares" und dem funkigen "Rock Me" wurde das Tempo wieder deutlich angezogen. Eine Lehrstunde in Sachen stimmungsvoller Slow-Blues erteilte Rudy mit "Had A Friend" einem gewissen GARY MOORE... Rudy hat nämlich genau DEN Blues, den der irische Hardrocker so gerne hätte. Absolutes Highlight des zweiten Sets war das atemberaubend dichte "You're Gone", das wieder eine elektrisierende Interaktion zwischen Pee Wee und Rudy zeigte. Die musikalischen Dialoge wollten kein Ende nehmen... was Pee Wee aus seinem Nord Stage und seiner Nord C1 sowie Rudy aus seiner Strat zauberten war allererste (Blues-)Sahne...
Noch dreimal forderte das euphorisierte Publikum die RUDY ROTTA BAND zur Zugabe, insgesamt mehr als eine halbe Stunde lang, auf. Darunter war der Funk-Blues-Rocker "Bad, Bad Feeling", ein RUDY ROTTA Klassiker, mit einem irren Bass-Solo Marco Polidoris. Obwohl die Band "platt" war gelang es, die Jungs ein viertes Mal auf die Bühne zu bewegen. Diesmal zu einer tollen Interpretation von "Lady", DER Nummer vom aktuellen "Blue Inside"-Album, auf die die Fans wohl schon den ganzen Abend gewartet hatten. Nachdem der Saal erfolgreich den Gospelchor der Albumversion einstudiert und intoniert hatte, wurde diese Nummer auf satte 20 Minuten, incl. eines Drum-Solos von Rudy, "aufgeblasen". Ein würdiger Abschluss eines grandiosen Konzertes...
Enttäuschend war lediglich der Besuch. Gut 150 Zuschauer wollten RUDY ROTTA an diesem Abend sehen, obwohl der Zeitpunkt mit einem Samstag optimal angesetzt war. Zur Entlastung der badischen Musikfreunde muss allerdings gesagt werden, dass wenige Tage zuvor die Karnevalsaison 2009/2010 begonnen hatte. An allen Ecken Baden-Badens war die sogenannte "Guggemussig", Blaskapellen in närrischen Kostümen, zu hören. Dies mag, wie andere karnevalistische Veranstaltungen, den einen oder anderen Fan vom Besuch des Blues-Clubs abgehalten haben. Sie haben sehr viel mehr als fast drei Stunden beste Live-Mucke verpasst und sind deshalb zu bedauern, aber RUDY ROTTA ließ sich noch am Abend das Versprechen abringen, im nächsten Jahr wiederzukommen. MUSIKREVIEWS.DE wird dabei sein - soviel ist sicher!
...and by the way: Rudy "versöhne" Dich doch wieder mit "Pee Wee" - der Junge gehört in Deine Band - definitiv! ;-))
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Die Bilder stammen von meinem Bluts- und Blues-Bruder
Markus Hagner von allmusic.de
Besten Dank, Brother! You always rock!!!